Die Leiterinnen und Leiter von zwölf Dresdner Kultureinrichtungen haben am heutigen Donnerstag, 13. Januar 2022, die „Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor“ unterzeichnet. Damit bekennen sie sich zu mehr Klimaschutz und dem Ziel, den Dresdner Kultursektor nachhaltig auszurichten. Konkret verpflichten sich die Unterzeichnenden zum gewissenhaften Umgang mit ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Ressourcen in den Aktionsfeldern „Beschaffung und Ressourcenmanagement“, „Mobilität“, „Gebäudetechnik und Energie“, „Mitarbeiterförderung und -zufriedenheit“ sowie „Kommunikation“.

Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch betont: „Kultureinrichtungen sind Resonanzräume für Diskurse und Seismograf des Wandels. Nachhaltige Entwicklung wird durch einen kulturellen Wandel erst möglich gemacht. Es ist insofern alternativlos, dass Kulturinstitutionen ihren Beitrag dazu leisten. Aufgrund ihrer künstlerisch-reflexiven Perspektive und ihrer Reichweite in der Gesellschaft ist die Kultur prädestiniert, die begonnene Transformation positiv zu begleiten. “

Pilotprojekt „Culture for Future“

Entwickelt wurde die Charta im Rahmen des Pilotprojekts „Culture for Future“. In dem Projekt wurden Nachhaltigkeitsstrategien für fünf Dresdner Kulturbetrieben erarbeitet: Staatsoperette Dresden, Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Zentralbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresden, Dresdner Musikfestspiele und Dresdner Philharmonie. An die jeweilige Einrichtung angepasste Maßnahmen und Herangehensweisen dienen als Beispiele für weitere interessierte Kulturbetriebe. Die einzelnen Fallstudien sowie der Praxisbericht stehen online zum Download bereit unter www.dresden.de/de/kultur/nachhaltigkeit. Ein zusätzlicher Praxisleitfaden gibt Hinweise, wie Nachhaltigkeit als Leitbild in der eigenen Kultureinrichtung verankert und durch einen Prozess vorangetrieben werden kann. Initiiert wurde „Culture for Future“ vom Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden in Kooperation mit dem Umweltzentrum Dresden. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung förderte den Prozess.

Nachhaltigkeit in der Dresdner Philharmonie

Frauke Roth, Intendantin Dresdner Philharmonie: „Nachhaltigkeit ist der Schlüssel für unsere Zukunft. Damit dies kein leeres Statement bleibt, wollen wir Nachhaltigkeit bei der Dresdner Philharmonie und im Kulturpalast ganz konkret leben und mit Inhalten füllen. Als ‚grünes Konzerthaus‘ können wir in Dresden und weit darüber hinaus eine Vorreiterrolle einnehmen und dazu motivieren, bewusst und sorgsam mit unseren Ressourcen umzugehen. Das reicht von der Anfahrt zum Konzert mit dem ÖPNV über Konzertreisen per Bahn, die Solaranlage auf dem Dach bis hin zum papierfreien Büro. Ich bin überzeugt, dass unsere grüne Zukunft genau jetzt beginnt und wir mit innovativen Ideen, viel Kommunikation und vor allem im guten Miteinander vorangehen müssen“.

Nachhaltigkeit in den Städtischen Bibliotheken Dresden

Marit Kunis-Michel, Direktorin Städtische Bibliotheken Dresden: „Eine öffentliche Bibliothek ist nachhaltig per se: ‚Leihen statt kaufen‘ leben wir in Dresden seit 1875. Bereits im Bibliotheksentwicklungsplan 2020 bis 2025 bekannten sich die Städtischen Bibliotheken zu nachhaltigem Handeln und der aktiven Unterstützung der UN-Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung. Neu integrierte nachhaltige Angebote wie die Bienen- und Saatgutbibliothek sowie die Bibliothek der Dinge zeigen den Wandel hin zu einer grünen Bibliothek. Der in der Zentralbibliothek erprobte Nachhaltigkeitsprozess ‚Culture for Future‘ wird stetig, innovativ und zielstrebig in allen Bereichen der Städtischen Bibliotheken Dresden fortgeführt“.

Nachhaltigkeit an der Staatsoperette Dresden

Kathrin Kondaurow, Intendantin Staatsoperette Dresden: „Mit ‚Culture for Future‘ und der Gründung einer AG Nachhaltigkeit in der Staatsoperette wurde ein notwendiger, intensiver Prozess angestoßen, der Mitarbeitenden abteilungs- und spartenübergreifend in wichtigen impulsgebenden Gesprächen und Diskussionen zusammenführt. Dieser Austausch bildet die Grundlage für zukunftsweisende Veränderungen und eine dauerhafte Implementierung von Nachhaltigkeitsprozessen im Haus, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich unter Umständen eine Diskrepanz zur Kunstfreiheit ergeben kann. Erst mit einem gesamtgesellschaftlichen Paradigmenwechsel werden nachhaltige Prozesse und deren Finanzierung zur neuen Normalität. Die gemeinsame Charta der Stadt Dresden ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung“.

Nachhaltigkeit im Kunstgewerbemuseum

Thomas Geisler, Direktor Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: „Das Kunstgewerbemuseum ist mit dem Standort in Schloss Pillnitz, der klimabedingt nur halbjährig geöffnet werden kann, in einem Wettbewerbsnachteil um Sichtbarkeit und Öffentlichkeit. In der Klimabilanzierung hat sich diese aktionsfreie Zeit natürlich positiv auf den CO2-Fußabdruck ausgewirkt. Wenn es uns gelingt, aus diesem scheinbaren Nachteil Vorteile für eine nachhaltigere Konzeption und ein selbstbewusstes Verständnis für ein Weniger im Wachstum des Kulturbetriebs zu entwickeln, dann ist schon viel gelungen. Mit mehr Rücksicht auf personelle und materielle Ressourcen sind wir damit dem Ziel nach mehr Nachhaltigkeit ein wesentlicher Schritt weiter“.

Nachhaltigkeit bei den Dresdner Musikfestspielen

Jan Vogler, Intendant der Dresdner Musikfestspiele: „Nachhaltigkeit ist für das Team der Dresdner Musikfestspiele ein Thema, das allen sehr am Herzen liegt. Musik und Natur inspirieren uns Menschen gleichermaßen. Wir freuen uns mit der vorliegenden Charta einen Prozess zu beginnen, der die Pflege der Kultur und der Umwelt als eine gemeinsame dynamische Aufgabe vereint“.

Erstunterzeichner

Am Projekt beteiligte Kultureinrichtungen: Dresdner Musikfestspiele, Dresdner Philharmonie, Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Staatsoperette Dresden, Zentralbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresden. Weitere Kultureinrichtungen: Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Eigenbetrieb Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Museen der Stadt Dresden, Societaetstheater Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, tjg. theater junge generation, Verkehrsmuseum Dresden.

Mit dem Bekenntnis zur Charta verbindet sich der Aufruf an alle Kulturinstitutionen und Akteure in Kunst und Kultur, sich der Charta anzuschließen und eigene Nachhaltigkeitsanstrengungen zu unternehmen. Das Amt für Kultur und Denkmalpflege wird im Rahmen von „Culture Connect“ den Erfahrungsaustausch zu Strategien der Nachhaltigkeit für Kulturbetriebe in Dresden fortsetzen, um auch die Freie Szene und Träger nichtkommunaler Kultureinrichtungen einzubeziehen. Bereits 2021 ist die Landeshauptstadt Dresden als eine der ersten Städte bundesweit dem neugegründeten „Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien“ für den Kultursektor beigetreten und hat ihren Prozess im Deutschen Städtetag und im Deutschen Bühnenverein vorgestellt.

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