Um die während der Coronapandemie einstweilen geretteten Strukturen im Kulturbereich zu sichern und vor Kürzungen zu schützen, fordert die Deutsche Orchestervereinigung für 2022 ein Sonderprogramm des Bundes. „Die Haushaltslage vieler Kommunen ist durch die Einnahmeausfälle infolge der Coronapandemie besonders angespannt“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung. „Dies führt gegenwärtig zu einem hohen Druck bei den Kulturausgaben für 2022 und 2023, auch für Orchester und Theater. Um Einschnitte bei den kommunalen Kulturhaushalten zu vermeiden, brauchen Kommunen eine Sonderförderung. 2022 sollten bereits bewilligte, bislang nicht verausgabte Haushaltsmittel bei der BKM, die sogenannte Kulturmilliarde, zur einmaligen, direkten Stärkung kommunaler Kulturhaushalte eingesetzt werden.“

Über 80 Prozent der Orchester und Theater in Deutschland werden von Kommunen getragen.

Die Mittel sollten im Benehmen mit Haushaltsausschuss und Bundesrechnungshof mit einer Zweckbindung für kommunale Theater und Orchester versehen werden. Die Sonderförderung sollte nur auf Antrag von Kommunen, befristet und dann gewährt werden, wenn sich diese ihrerseits verpflichten, ihre Ausgaben für Orchester und Theater 2022 und 2023 inflationsbereinigt stabil zu halten. „Als weitere Auflage sollten Orchester und Theater als Zuwendungsempfänger verpflichtet sein, Auftrittsmöglichkeiten für die örtliche freie Szene zu bieten“, sagt Mertens.

Orchester und Theater haben gute Aussichten, dass Vor-Coronaniveau bei Publikumsauslastung und Einnahmeentwicklung in der nächsten Zukunft wieder zu erreichen. „Allerdings müssen seit langem bekannte strukturelle Finanzierungsprobleme konsequent behoben werden“, sagt Mertens. „Orchester und Theater gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge, sie müssen konjunkturunabhängig und nachhaltig finanziert werden. Öffentliche Zuwendungsgeber müssen in ihrer Finanzplanung zudem eine angemessene Tarifvorsorge für besonders personalintensive Betriebe wie Orchester und Theater vorsehen, die strukturell bedingt größer sein muss als für eigenes Personal.“

Orchester und Theater müssen auch selbst intensiv mittel- und langfristige Strategien entwickeln und umsetzen, um ihre Relevanz für die Gesellschaft und die Bevölkerung in ihrem Ein-zugsgebiet noch stärker und immer wieder neu zu beweisen. Mertens: „Dafür brauchen sie konkrete Entwicklungsperspektiven und verlässliche Rahmenbedingungen der öffentlichen Hand.“

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