Es kann schlimmer nicht kommen: Während sich die Bundesregierung bemüht, den gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Brüssel gegen Angriffe einzelner Privater Rundfunkanstalten zu verteidigen, denen das ganze System nicht passt, sägt eine regionale Sendeanstalt, der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), nach Kräften an dem Ast, auf dem sie zusammen mit dem gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk sitzt. Der nun auch gerichtlich ausgetragene Streit zwischen dem rbb und einem seiner Musikredakteure um das Profil des "Kulturradios" und seines Musikprogramms im besonderen zeigt auf symptomatische Weise die offenbar rasant zunehmende Kulturabstinenz der handelnden Personen in den Sendeanstalten. Das vollmundige Motto des rbb "Hier ist Kultur" taugt nicht einmal mehr als Etikett, den Schwindel zu kaschieren, der, wortwörtlich, auf Kosten der Höer und ihrer berechtigten Erwartungen an einen öffentlich-rechtlichen Sender betrieben wird. Ein Sender, der die Verpflichtungen nicht ernst nehmen will, die seine Existenz erst ermöglichen.

Die Präsidentin des Deutschen Musikverleger-Verbandes e.V. (DMV), Dagmar Sikorski, und der Präsident des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage e.V. (VDB), Bernd Schmidt, stellten aus Anlass dieses jüngsten Beispiels der Missachtung des Kulturauftrages fest: "Es ist an der Zeit, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk seiner Verpflichtungen besinnt und endlich Anstrengungen unternimmt, das ihm zukommende Profil im dualen Rundfunksystem zurückzugewinnen. Die Anbiederung an vermeintliche "Hör- und Sehgewohnheiten" und die Focussierung auf "Quoten" wird unweigerlich zu seiner Abschaffung führen. Das wäre ein nicht wieder gut zu machender Verlust für die Kultur in unserem Lande, den niemand wollen darf."