Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat angekündigt, im Zuge anstehender Sparmaßnahmen einen seiner vier Klangkörper – den NDR Chor – in eine GmbH umzuwandeln. Zugleich ist geplant, freie Stellen nur noch durch freiberufliche Sängerinnen und Sänger zu besetzen, die lediglich auf 50%-Basis in dem Chor mitwirken dürfen. Durch die angestrebte neue Rechtsform könnte der NDR die GmbH jederzeit auflösen. Der Deutsche Musikrat appelliert in einem Offenen Brief an Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister Hamburgs, und Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien Hamburg, sowie an den Intendanten und die Vorsitzenden des Rundfunk- und Verwaltungsrates des NDR, gegen die geplanten Maßnahmen zu intervenieren.

In dem Offenen Brief von Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates, heißt es: "Neben einem journalistischen Qualitätsprogramm sind es die Rundfunkklangkörper des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR), die seinen Wesenskern und seine Unverwechselbarkeit prägen. Die sich anbahnende Hire-and-Fire-Mentalität einer für das Wirtschaftsleben vorgesehenen Rechtsform wäre weder im Hinblick auf die soziale Verantwortung des ÖRR noch auf die Freiheit der Kunst hinnehmbar. Macht solch ein Beispiel Schule, sägen die Landesrundfunkanstalten bald an ihrem eigenen Ast der Existenz und können dabei selbst nur verlieren. Dieses Thema geht daher nicht nur den NDR an, sondern rüttelt an den ohnehin schon instabilen Grundsäulen des auch kulturellen Bildungsauftrags des ÖRR, für den jede Bürgerin und jeder Bürger einen finanziellen Beitrag leistet.“

Gegen die Pläne des NDR, den Chor zu privatisieren, formiert sich derzeit Widerstand. Unter Federführung der Deutschen Orchestervereinigung, einem Mitglied des Deutschen Musikrates, wird aktuell eine mehrwöchige Protestaktion durchgeführt. In einem Offenen Brief haben sich zudem am 14. August 2020 die sechs anderen Rundfunkchöre gegen eine Privatisierung des NDR Chores ausgesprochen.

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