Ab sofort können Tausende Dokumente der italienischen Operngeschichte aus dem berühmten Archivio Storico Ricordi  in Mailand digital eingesehen und erforscht werden. Wie das internationale Medienunternehmen Bertelsmann als Eigentümer des Archivs mitteilte, wurde dafür am Wochenende die Online-Plattform Collezione Digitale freigeschaltet.

Nach mehrjährigen Vorarbeiten zur Katalogisierung, Restaurierung und Digitalisierung des Archivbestandes kann nun zunächst die komplette ikonographische Sammlung des Ricordi-Archivs online abgerufen werden. Sie umfasst mehr als 400 Portraits namhafter Sängerinnen und Sänger, Komponisten und Librettisten, rund 600 Bühnenbildentwürfe sowie mehrere tausend Kostüm- und Requisitenzeichnungen zu zahlreichen italienischen Opern, darunter die Werke von Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini. Zu vielen Werken und Aufführungen sind zudem detaillierte Regie- und Bühnenanweisungen (disposizioni sceniche) einsehbar.

Die Collezione Digitale bietet eine Suche nach Komponisten und Opern sowie eine freie Suche an. Die angezeigten Dokumente können dann herangezoomt werden und sind mit Metadaten sowie meist auch weiterführenden Links versehen.

Erforscht werden können ikonische Artefakte, aber auch verborgene Schätze der Opernkultur:

  • Eine umfangreiche Dokumentation der Entstehung und bedeutender Aufführungen von Giuseppe Verdis Aida: Von der Europa-Premiere im Jahr 1872 bis zur legendären Art-Nouveau-Produktion von Attilio Comelli in der Mailänder Scala im Jahr 1904
  • Die Bühnen- und Kostümentwürfe von Adolf Hohenstein für die Welturaufführung von Giacomo Puccinis Oper Bohème 1896 in Turin
  • Die Entwürfe von Giuseppe Palanti für die Oper Roméo et Juliette von Charles François Gounod
  • Der Bühnenentwurf zu Der Wald von Fontainebleau von Carlo Ferrario aus Giuseppe Verdis Oper Don Carlo
  • Die Kostümentwürfe von Aroldo Bonzagni für Alberto Iginio Randeggers Operette Il ragno azzurro
  • Die Dokumentation der posthumen Uraufführung von Arrigo Boitos Oper Nerone in der Mailänder Scala im Jahr 1924

"Unser Ziel ist es, nach und nach alle wesentlichen Bestände des Archivio Ricordi digital verfügbar zu machen“, kündigte Thomas Rabe, der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann, an. "Wir hoffen, damit ein Publikum über die Musikwissenschaft hinaus zu erreichen und auch eine neue, junge Generation für klassische Musik und die Welt der Oper zu begeistern. Bertelsmann sieht es als seine Verantwortung an, sorgsam mit diesem kulturhistorisch bedeutsamen Erbe umzugehen. Wir wollen dafür sorgen, dass die Schätze des Ricordi-Archivs nachfolgenden Generationen erhalten bleiben und Opernfreunden in aller Welt offen stehen.“

Im Laufe der nächsten Jahre sollen nach der ikonographischen Sammlung Schritt für Schritt zunächst Geschäftsbriefe, dann historische Fotografien und Poster, Libretti und Auszüge aus Partituren sowie administrative Dokumente aus dem Archivbestand digital verfügbar gemacht werden.

Im Archivio Storico Ricordi befinden sich rund 7.800 Originalpartituren von mehr als 600 Opern, an die 10.000 Libretti, die umfangreiche Sammlung farbenprächtiger Bühnen- und Kostümentwürfe, meist für Uraufführungen, sowie die komplette Geschäftskorrespondenz des Hauses von 1888 bis 1962. Die Briefwechsel ermöglichen weitreichende Einblicke in Denk- und Arbeitsweise des Kulturbetriebs der damaligen Zeit. Zu finden ist die Sammlung unter http://digital.archivioricordi.com.