Die Jury entschied nahezu einmütig: Erstmals seit 1994 wurde beim Internationalen Franz Liszt Klavierwettbewerb der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar wieder ein mit 10.000 Euro dotierter erster Preis vergeben. Die 21-jährige russische Pianistin Olga Kozlova konnte sich bei der fünften Auflage des Wettbewerbs gegen 56 Mitwerber aus mehr als 20 Ländern durchsetzen. Im Finale in der nahezu ausverkauften Weimarhalle am Sonntagabend, 5. November, erspielte sich der 29-jährige Japaner Masataka Takada den mit 6.000 Euro dotierten zweiten Preis. Der dritte Preis in Höhe von 4.000 Euro ging an den 19-jährigen Ukrainer Vitaly Pisarenko. Das Finalkonzert war zugleich das Abschlusskonzert des 3. Liszt Festivals der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.

In der vierten und letzten Wettbewerbsrunde standen gestern Abend die Klavierkonzerte in Es-Dur und A-Dur von Franz Liszt auf dem Programm. Zur Seite stand den drei Finalisten dabei die Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Martin Hoff. Durch das Konzert führte die MDR-Moderatorin Bettina Volksdorf.

Auch zwei Sonderpreise gingen an Olga Kozlowa: Der von der Deutschen Schubert-Gesellschaft gestiftete Sonderpreis in Höhe von 1.000 Euro für die beste Interpretation eines Werkes von Franz Schubert sowie der von der Franz-Liszt-Gesellschaft Weimar gestiftete Sonderpreis in Höhe von 500 Euro für die beste Interpretation eines Werkes von Franz Liszt. Der Wettbewerbs-Dritte Vitaly Pisarenko konnte sich über den mit 500 Euro dotierten Publikumspreis freuen, der von der Zeitungsgruppe Thüringen gestiftet worden war. Außerdem erhielt Pisarenko einen von Fazil Say gestifteten Sonderpreis in Höhe von 1.500 Euro für besondere pianistische Leistungen.

Einen weiteren Sonderpreis gewann der zweite Preisträger, Masataka Takada: Für die beste Interpretation eines Werkes von Wolfgang Amadeus Mozart ermöglicht ihm die Pianofortefabrik Steingraeber & Söhne einen Klavierabend im Steingraeber Rokokosaal mit einer Konzertgage in Höhe von 1.000 Euro. Ein Stipendium für den begabtesten osteuropäischen Teilnehmer (Preisträger ausgenommen) für ein Semester an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar erhielt schließlich der 1985 geborene russische Pianist Pavel Komashenko.

Mit dem Finalkonzert endete auch das 3. Liszt Festival 2006 der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar (22. Oktober bis 5. November): In zumeist ausverkauften Sälen gab als die Höhepunkte die Welterstaufführung der h-Moll-Sonate von Franz Liszt in der Orchesterfassung, ein Mozart-Sonderkonzert mit dem Geiger Thomas Zehetmair, einen fulminanten Klavierabend von Fazil Say und eine „Europäische Lisztnacht“ zu hören. Das Festival mit dem Motto „Liszt und Mozart“ krönte ein wichtiges Jahr für die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar: Sie feierte das 50. Jubiläum ihrer Namensgebung, gründete gemeinsam mit Steinway & Sons und der Deutsche Bank AG die „Neue Liszt Stiftung Weimar“ (mit einem Stiftungskapitel von mittlerweile 87.000 Euro) und eröffnete gemeinsam mit der Klassik Stiftung Weimar das neue Liszt-Museum.

Die Hochschule dankt ihren Förderern und Sponsoren: der Köstritzer Schwarzbierbrauerei, dem Hotel „Dorint Sofitel am Goethepark“, dem Klavierhaus Michael Fiech, der Sparkasse Mittelthüringen und der Zeitungsgruppe Thüringen. Ein besonderer Dank gilt auch der Staatskapelle Weimar. Medienpartner des 3. Liszt Festivals waren MDR FIGARO und „Thüringer Allgemeine“.


Kurzbiographien der Preisträger:

Olga Kozlova
Schon als 11-jährige gewann sie den ersten Preis beim Klavierwettbewerb „The Young Musicians of Moscow“, fünf Jahre später dann einen weiteren ersten Preis beim 3. Internationalen A. Alieva Klavierwettbewerb in Frankreich. Im Oktober 2005 gelang Olga Kozlova der Einzug ins Halbfinale des renommierten Internationalen Chopin-Wettbewerbs in Warschau. Die 1986 in Penza geborene russische Pianistin erhielt ihre Ausbildung von 1994 bis 2004 an der „Gnessin Musikakademie“ in Moskau. Seit 2004 studiert sie bei Prof. Vera Gornostaeva am Moskauer Tschaikowsky Konservatorium. Regelmäßig gibt Olga Kozlova Solo-Abende in den russischen Städten Moskau, Samara, Novgorod, Yakutsk und vielen anderen. Sie konzertierte bereits mit dem Novgoroder Sinfonieorchester und dem Philharmonischen Orchester in Samara.

Masataka Takada
Masataka Takada kann bereits auf eine Vielzahl von Wettbewerbserfolgen zurückblicken: Zuletzt erspielte er sich 2005 den ersten Preis beim internationalen „A. M. A. Calabria“-Klavierwettbewerb in Italien sowie 2006 den zweiten Preis beim „Maria Callas Grand Prix“ für Pianisten in Griechenland. Der 1977 in Kamakura geborene japanische Pianist erhielt seine Ausbildung bis 2000 an der Toho-Gakuen-Musikhochschule Tokio. Von 2000 bis 2004 studierte er am Mannes College of Music in New York, bis 2005 dann an der Franz Liszt-Musikakademie in Budapest. Masataka Takada konzertierte bereits in vielen Teilen Japans, in Italien, Ungarn und Portugal. Neben seinen Solo-Auftritten spielte er unter anderem mit dem Tokio Sinfonieorchester, dem Aichi Sinfonieorchester, dem Osaka Opernhaus-Orchester und den Sendai Philharmonikern.

Vitaly Pisarenko
Der 1987 in Kiew geborene ukrainische Pianist Vitaly Pisarenko gab bereits als 6-jähriger seine ersten kleinen Konzerte. Von 1999 bis 2005 besuchte er die Zentrale Spezialmusikschule in Moskau, die eng an das Moskauer Tschaikowsky Konservatorium angebunden ist. Seit 2005 erhält er nun Unterricht bei Prof. Jury Slesarew am renommierten Tschaikowsky Konservatorium, der seinen Schüler mit folgenden Worten empfiehlt: „Obschon er noch sehr jung ist, zeichnet sich Vitaly durch eine besondere musikalische Integrität, Kreativität und Leidenschaft aus.“ Vitaly Pisarenko gewann bereits mehrfach Preise bei internationalen Klavierwettbewerben. Er konzertiert regelmäßig bei verschiedenen Musikfestivals und gibt Soloabende in Russland sowie auch im europäischen Ausland.