Die 26. SXSW Music Conference in Austin, Texas ist vorbei. Deutschland war mit insgesamt 73 Messe-Ausstellern und zehn Bands vertreten und hat - organisiert von der Initiative Musik gGmbH und der Messe Stuttgart sowie unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - einen erfolgreichen Auftritt absolviert. Das SXSW ist mit über 300 000 Besuchern und mehr als 2000 Konzerten die größte Kreativbranchenmesse Nordamerikas und das bedeutendste Showcasefestival weltweit. Besonders Newcomer-Bands bekommen hier die Chance, von einem internationalen (Fach-)Publikum entdeckt zu werden.

Um bei der SXSW als noch nicht renommierter Musiker einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, muss man sich bisweilen etwas einfallen lassen - zu groß die Gefahr, bei der nahezu unüberschaubaren Anzahl an Konzerten unterzugehen. Deshalb hat die Initiative Musik zum ersten Mal zu einer musikalischen Bootstour eingeladen: Bei der zweistündigen Rundfahrt "On Board with the Germans" auf dem Lady Bird Lake präsentierten sich die drei deutschen Bands Fenster, Talking To Turtles und Touchy Mob an Deck des "Lone Star Riverboat" über 100 Zuschauern, die sich aus internationalen Journalisten, Festivalbookern und Label-Scouts zusammensetzten. Diese Premiere war ein voller Erfolg - wie auch Rémi Letournelle von Fenster bekräftigt: "Dieser Auftritt war ganz besonders für uns: Einmal ist ein Konzert auf einem Schiff nicht alltäglich - zudem war das Publikum außergewöhnlich aufmerksam. Insgesamt war es eine gute Promotion für uns: direkt nach unserem Set kam ein amerikanischer Konzert-Booker auf uns zu und möchte
künftig mit uns zusammen arbeiten."

Auch die Clubshows der deutschen Bands haben überzeugt: So spielten zum Beispiel Bonaparte aus Berlin vier Gigs und begeisterten unter anderem im Club "The Iron Bear" das Publikum: Zu neunt auf der Bühne, schafften die verkleideten Musiker es mit ihrer Rock´n´Roll-Elektro-Punk-Mischung umgehend, die Zuschauer in eine euphorische Partystimmung zu versetzen. Die Textsicherheit im Publikum bewies, wie heiß ersehnt der erste US-Austritt der Musiker erwartet wurde. "Es ist ein wichtiger Moment für die Band, sich nun auch in den USA zu beweisen. In dem Club, indem wir gespielt haben, war es sehr voll - man hat schon bemerkt, dass sich die Leute Kreuze in ihren Kalender gemacht haben, um uns zu sehen. Das war ein toller Auftritt, bei dem sich ganz schnell der Schalter bei den Zuschauern umgelegt hat und einfach abgetanzt wurde", freut sich Bonaparte-Kopf Tobias Jundt. Insgesamt wurden zehn deutsche Bands bei ihren Auftritten in Austin unterstützt - fünf Bands wurden mit Mitteln der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gefördert, fünf weitere haben Kurztourförderung der Initiative Musik erhalten. Zu den Bands gehören: Abby, Apparat Band, Bonaparte, Coma, Dena, Emma Heartbeat, Fenster, Talking To Turtles, Touchy Mob, Shandy Mandies.

Musik, Essen, Gespräche: Zum dritten "Wunderbar - finest Lunch with the Germans" erschienen über 400 internationale Gäste. Auf der Terrasse des Restaurants Parkside konnten in entspannter Atmosphäre Vertreter aus Musikbranche, Medien, Politik und Wirtschaft netzwerken. Die Berliner Köche der Firma "Kochzeichen D" (unter anderem Ex-Bar 25) bereiteten moderne deutsche Küche zu. Derweil sorgten die Musiker Apparat, Bonaparte, Coma, Dena und Touchy Mob für die passende musikalische Untermalung. "Es ist schön, wenn man auf so einem riesigen Musikrummelplatz wie dem SXSW solche Oasen wie die Wunderbar Lunch Party findet", sagt Sascha Ring aka Apparat über den Nachmittag.

Auf der Messe stellten die Deutschen unterstützt vom Auslandsmesseprogramm des Bundes nach dem Gemeinschaftsauftritt von Irland/UK die zweitgrößte europäische Delegation: Insgesamt haben sich 41 Unternehmen aus den drei Bereichen Music, Film und Interactive für den deutschen und Hamburger Gemeinschaftsstand bei der SXSW angemeldet: Ob Plattenlabel, Musikverlage, Online-Services oder Start-Ups - die deutschen Aussteller sorgten für ein erhöhtes Besucheraufkommen am deutschen Stand. Die Aussteller waren zufrieden: "Da das Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie einen technischen Hintergrund hat, war für mich die SXSW Interactive am relevantesten. Als besonders spannend empfand ich die aktuellen Entwicklungen, Konzepte und Apps für die Bereiche communitybased Gaming, Bildungsmedien und Sport. Einmal im Jahr ist die SXSW einfach für die gesamte Branche der Nabel der Welt - hier werden kompakt alle neuen Trends aufgezeigt, deren emotionale Klammer oft die Musik ist", sagt Aussteller Holger Grossmann vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (Ilmenau).

"Man kann bereits jetzt sagen, dass wir bei der SXSW einen sehr guten Schritt nach vorne gemacht haben. Die positive Entwicklung ist maßgeblich der Initiative Musik und der guten Kooperation mit Hamburg und Berlin zuzuschreiben. In den letzten drei Jahren wurde die deutsche Präsenz in Austin so ausgebaut, dass der Wahrnehmungsfaktor deutlich gestiegen wurde. Der deutsche Pavillon als zentrale Anlaufstelle, das Wunderbar Lunch eine feste Einrichtung und die Auftrittsmöglichkeiten der Bands und Künstler sind gut besuchte Events", fasst Mike Heisel, Aufsichtsratsvorsitzender der Initiative Musik, die deutsche Präsenz auf der SXSW 2012 zusammen.