Auf ihrer Jahres-Pressekonferenz am heutigen Vormittag gab die Deutsche Orchestervereinigung in Berlin die neuesten Zahlen und Entwicklungstendenzen der bundesweiten Orchesterlandschaft bekannt. Als wichtigste Punkte wurden genannt:


- Zahl der Kulturorchester in Deutschland weiter gesunken
Die Zahl der Kulturorchester ist seit der ersten gesamtdeutschen Erfassung im Jahr 1992 von 168 auf derzeit 137 Orchester gesunken. Damit sind innerhalb von 12 Jahren in Deutschland 31 Orchester durch Fusion oder Auflösung vollständig abgewickelt worden.

-Weitere Einschnitte
Die Abwicklung weiterer Orchester (u.a. Theaterorchester Zeitz (Sachsen-Anhalt), Preußisches Kammerorchester Prenzlau (Land Brandenburg)) wird gegenwärtig umgesetzt. Die Zukunft der Berliner und der Münchener Symphoniker ist nicht gesichert. Wenn die Finanzkraft der deutschen Kommunen nicht nachhaltig verbessert wird, sind weiter Einschnitte im Kulturbereich zu befürchten.

-Steigende Zahl von Haustarifverträgen
Erstmals konnte in den vergangenen zwei Jahren entgegen dem vorherigen Trend eine deutliche Verminderung des Abbaus von Planstellen (120) festgestellt werden. Im davor liegenden Zeitraum von 2000 bis 2002 waren noch mehr als dreimal so viele Orchesterstellen (394) verloren gegangen. Diese Abflachung ist insbesondere dadurch zu erklären, dass für etliche Orchester in den vergangenen Jahren Haustarifverträge abgeschlossen worden sind, in denen Orchestermitglieder ihre Arbeitsplätze vor Kündigungen sichern und durch Tarifvertrag auf einen Teil ihrer Vergütung verzichten. Dies kann jedoch nur eine befristete Notlösung sein.

-Situation des Flächentarifvertrages
Die Flächentarifverträge sind gefährdet. Wahrscheinlich ist eine Aufspaltung der Flächentarifsituation. Wesentliche Arbeitsbedingungen würden danach wie bisher zentral zwischen dem Deutschen Bühnenverein und der Deutschen Orchestervereinigung im Tarifvertrag für die Musiker in Kulturorchestern (TVK) verhandelt. Die Vergütungsentwicklung, die bislang bundeseinheitlich geregelt war, könnte sich ab Februar 2005 wie im öffentlichen Dienst auch für die Orchester unterschiedlich darstellen. Dies ist eine Entwicklung, die sich bei den Beamten der einzelnen Bundesländer abzeichnet.

-Schulen, Schüler und Konzerte - Ergebnisse der bundesweiten Umfrage
Vor dem Hintergrund des desolaten Zustands des Musikunterrichts an allgemein bildenden Schulen hat die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) in Kooperation mit dem Verband deutscher Schulmusiker (vds) im Sommer 2003 eine bundesweite Umfrage durchgeführt. Ziel war die Ermittlung des Ist-Bestandes der Zusammenarbeit von Schulen und Orchestern. Insgesamt lässt sich festhalten, dass teilweise bereits Kontakte zwischen Orchestern und Schulen bestehen, es jedoch einen großen Bedarf und die Notwendigkeit gibt, diese deutlich stärker auszubauen und zu professionalisieren. Nächster notwendiger Schritt der begonnenen Zusammenarbeit ist die weitere Vernetzung von Schulen mit bestehenden Kultureinrichtungen, insbesondere Orchestern, durch die Kultur- und Kultusminister der Ländern.

Die vollständige Auswertung der Umfrage wird in der Februar-Ausgabe der Fachzeitschrift DAS ORCHESTER veröffentlicht und ist dann auch auf der Homepage der DOV (www.dov.org) abrufbar. Dort steht auch Bildmaterial zum Download zur Verfügung.

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