Zum Start der Internationalen Musikmesse in Frankfurt (12. bis 15. März) präsentierte der Dachverband der Musikwirtschaft DVMV die Entwicklungen des Jahres 2007.

Trotz der gesamtwirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen hat sich die Musikinstrumentenbranche auch im Jahr 2007 behaupten und ihren positiven Umsatztrend fortsetzen können. Selbst der Musikfachhandel hat mit einem leichten Umsatzplus deutlich besser abgeschnitten als der übrige deutsche Einzelhandel, der nach Angaben des Statistischen Bundesamtes preisbereinigt einen Umsatzrückgang von 2,2 % zu verzeichnen hatte. Und das, obwohl die in das Jahr gesetzten hohen Erwartungen letztlich wegen des enttäuschenden Weihnachtsgeschäftes nicht voll erfüllt werden konnten. Auch wenn zu Beginn des Jahres 2008 ebenfalls wegen des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes noch etwas Sand im Getriebe war, blickt die Branche mit Zuversicht auf das Jahr 2008. Obwohl so nicht erwartet, hat der sogenannte Mehrwertsteuerschock zu Beginn des Jahres 2007 doch etwas länger nachgewirkt als befürchtet. So konnte, nachdem die Umsätze danach etwa im Frühjahr des Jahres anzogen, der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nur gering erhöht werden. Das ist umso erstaunlicher, als im Jahr 2006 die Sonderfaktoren Fußball-Weltmeisterschaft und ein extrem heißer Sommer die Konsumfreude der Verbraucher eher gedämpft hatten. Zwar konnten die Händler mit den Umsätzen 2007 durchaus zufrieden sein; dennoch blieb das Geschäft in den Sommermonaten hinter den Erwartungen zurück. Nach den Ferien zog das Geschäft dann zwar wieder an; die Hoffnungen, die insbesondere der Einzelhandel auf das Weihnachtsgeschäft gesetzt hatte, konnten jedoch nicht voll erfüllt werden. Die Messlatte für das Weihnachtsgeschäft 2007 lag allerdings auch hoch, da sich im Vorjahr die Händler zu Weihnachten über ein besonderes Konjunkturhoch freuen konnten und wegen der Mehrwertsteuererhöhung von vorgezogenen Käufen profitierten.

Dabei ist die Nachfrage nach Musikinstrumenten, Noten und Zubehör nach wie vor groß. So konnten elektronische Musikinstrumente 2007 ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Dies gilt beispielsweise für Digital-Pianos, die bereits in den vergangenen Jahren zu den Gewinnern bei der Umsatzentwicklung gehörten. Nach wie vor im Trend liegt auch das sogenannte Rock-Instrumentarium, also die klassische Rockband-Besetzung mit E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Dies ist eine allgemeine Tendenz, die sich auch in dem schwierigen Tonträgermarkt widerspiegelt. Deutschsprachige Bands sind in, was Namen wie „Wir sind Helden“, „Juli“, „Silbermond“ und „Ich + Ich“ beweisen. Handgemachte deutschsprachige Rockmusik ist wieder gefragt, was sich dann auch am Absatz der entsprechenden Musikinstrumente ablesen lässt.

Auch Musiknoten konnten im abgelaufenen Jahr ihre Marktposition halten. Hier beträgt der Umsatz der deutschen Musikverleger mit dem so genannten Papiergeschäft rund 57 Mio. Euro (= 2006: 55,6 Mio. Euro). Es ist also ein leichter Zuwachs zu verzeichnen, aber vorwiegend in Spezialbereichen wie pädagogischer Literatur oder Spielliteratur für meistgespielte Instrumente wie Klavier, Violine etc. Zu erwähnen ist allerdings auch die zunehmende Konkurrenz durch die unzähligen illegal oder legal verfügbaren Noten im Internet, besonders im Pop-Bereich. Der Vertrieb von Musiknoten stellt nur einen kleinen Anteil am Umsatz der Musikverlage dar. Ein großer Anteil geht auf Einnahmen aus Rechten und Lizenzen zurück, die von den Verlagen selbst wahrgenommen werden, z.B. Lizenzen für Verwendung von Musik in Werbung, Filmen usw.; Haupteinnahmequelle der Musikverlage sind nach wie vor die Einnahmen, die von der Verwertungsgesellschaft GEMA erzielt werden.

Die GEMA ist die gemeinsame Verwertungsgesellschaft der Komponisten, Textdichter und Musikverleger und nimmt die Rechte für Aufführungen und Sendungen von Musik sowie die Rechte z.B. für die Herstellung von CDs und DVDs, aber auch für Internetnutzungen wahr. Die im letzten Jahr vorgelegte Jahresbilanz der GEMA für das Jahr 2006 war sehr erfreulich, da die Erträge deutlich über denen des Vorjahres lagen. Damit konnte das Rekordergebnis aus dem Jahr 2005 im Folgejahr nochmals verbessert werden. Insgesamt weist die Jahresbilanz der GEMA für das Jahr 2006 874 Mio. Euro aus; diese Steigerung ist nicht zuletzt auf die Übertragung der Fußball-WM im öffentlichen Raum zurückzuführen. Trotzdem darf jedoch nicht übersehen werden, dass die Krise der Tonträgerindustrie auch die Einnahmen der GEMA aus dem sogenannten mechanischen Recht schmälert. Die dem gegenüberstehenden Einnahmen aus dem Verkauf von Downloads können die Verluste im Tonträgerbereich noch nicht kompensieren. Nach wie vor stabil bzw. steigend sind dagegen die Einnahmen der GEMA z.B. bei den Aufführungsrechten.

Auch die deutschen industriellen Musikinstrumentenhersteller blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2007 zurück. Sie konnten ihre Umsätze um 2 % auf fast 420 Mio. Euro steigern. Wie schon in den Vorjahren sind für die deutsche Industrie die Exporte der Wachstumsträger. Diese stiegen um 6 % an. 70 % der Gesamtumsätze gehen ins Ausland, wobei sich die Umsätze mit Ländern außerhalb der EU (+7%) etwas besser entwickelten als die mit den Ländern der EU (+5%). Nach Angaben der deutschen Musikinstrumentenindustrie haben nach explosionsartigen Zuwächsen in den letzten Jahren die chinesischen Importe 2007 nur noch durchschnittlich (rund 5 %) zugenommen. Mit einem Anteil von 30 % an den Gesamtimporten ist China aber immer noch der mit Abstand größte Importeur und verursacht nach Angaben der deutschen Industrie entsprechenden Marktdruck.

Insgesamt beträgt in Deutschland der Umsatz der Branche mit Musikinstrumenten, Noten und Zubehör ca. 910 Mio. Euro (= 2006: 900 Mio. Euro). Dies ist ein kontinuierlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Damit ist belegt, dass die Branche die schwierigen Jahre hinter sich gelassen hat. Auch wenn gerade in den letzten Wochen Schlagzeilen wie „Wirtschaft verliert an Schwung“ Hochkonjunktur haben, scheint doch die Kauflaune der Deutschen wieder zu steigen. Die Stimmung im Einzelhandel hat sich auch deutlich aufgehellt. Davon wird sicherlich auch die Musikinstrumentenbranche profitieren.

Dies liegt daran, dass nicht nur die Musik einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt, sondern inzwischen auch das aktive Musizieren in immer stärkerem Maße gefördert wird. Dies ist zum einen Verdienst der vielfältigen Projekte und Aktionen der Musikbranche zur Förderung des aktiven Musizierens sowie zum anderen auch der sonstigen Musikaktivitäten in unserer Gesellschaft, die von unserer Branche gefördert und unterstützt werden. So gibt es in Hamburg das Projekt „Bündnis für den Musikunterricht“, das nordrhein-westfälische „Jedem Kind ein Instrument“ (www.jedemkind.de), die Aktion „Zukunftsmusiker“ der Drogeriekette dm (www.zukunftsmusiker.de) und nicht zuletzt die vom Deutschen Bundestag angestoßene „Initiative: Musik“. Dies alles sind viel versprechende Modelle, die hoffentlich noch viele Nachahmer finden werden. Im Jahr 2007 wurde zudem das „Netzwerk junge Ohren“ gegründet, in dem unter anderem der Deutsche Musikverleger-Verband Gründungsmitglied ist. Das Netzwerk, initiiert von der Deutschen Orchestervereinigung, will eine Basis der musisch-kulturellen Bildung für junge Menschen im deutschsprachigen Raum sichern und verbreitern, Kräfte bündeln und vielerlei Projekte koordinieren und begleiten (www.netzwerk-junge-ohren.de).

Unter dem Titel „Die Pisa-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums“ wurde der Zusammenhang zwischen dem Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen und ihren Zensuren untersucht. Auf eine kurze Formel gebracht fasste eine überregionale deutsche Tageszeitung das Ergebnis der Studie mit dem Hinweis „Daddeln macht doof“ zusammen. Als Ausweg aus der Bildungskrise wurde von Fachleuten u.a. die Befassung mit Musik genannt und darauf hingewiesen, dass Musik für Kinder eine „Schutzimpfung gegen Medienverwahrlosung“ sei. Diese Erkenntnis scheint sich, soweit sie nicht bereits Allgemeingut von großen Teilen der Gesellschaft ist, immer mehr durchzusetzen. Dies zeigt sich auch daran, dass in der aktuellen Diskussion um die erforderlichen Stundenplananpassungen wegen der Verkürzung der Schuljahre bis zum Abitur weitgehend Übereinstimmung darüber besteht, dass der Musikunterricht nicht angetastet werden soll.