Notenausgaben von Werken so berühmter Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy und Pierre Boulez wurden am heutigen Dienstag vom Deutschen Musikverleger-Verband e.V. (DMV) mit dem Deutschen Musikeditionspreis „Best Edition“ 2006 ausgezeichnet. Eine siebenköpfige Jury von Musikexperten vergab 11 Preise. Über 100 Publikationen waren von 26 deutschen Verlagen für die Auszeichnung des Musikeditionspreises eingereicht worden.

Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernste Musik im DMV, Winfried Jacobs, sagte: „Der vor 15 Jahren ins Leben gerufene Musikeditionspreis „Best Edition“ hat sich mittlerweile als Qualitätssiegel für hochwertig gestaltete Publikationen etabliert und unterstreicht in Zeiten der Digitalisierung von Inhalten aller Art die Bedeutung des aktiven Verlegers, der mit viel Mühe und Engagement in seine gedruckten Erzeugnisse investiert.“ Die Notenausgaben seien auch eine Werbung für das aktive Musizieren, besonders in der jungen Generation. Winfried Jacobs kündigte an, dass die Urkunden an die ausgezeichneten Verlage nicht wie in den vergangenen Jahren auf der Musikmesse in Frankfurt vergeben werden, sondern am 13. Juni im Rahmen der Mitgliederversammlung des Verbandes in Baden-Baden verliehen werden.

Die über 500 im Deutschen Musikverleger-Verband organisierten Unternehmen leisteten in einer Zeit drastischer Einsparungen der öffentlichen Haushalte und Einschnitte im öffentlichen Musikleben einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Deutschland, betonte die Präsidentin des DMV, Dagmar Sikorski, anlässlich der Bekanntgabe der Preisträger.

Der Musikfachhandel bietet seinen Kunden ein Angebot von über 300.000 Notenausgaben deutscher Verlage und jährlich kommen nach Angaben des Deutschen Musikarchivs über 7.000 Neuerscheinungen hinzu. Der Notenumsatz in Deutschland erreichte im letzten Jahr einen Gesamtbetrag von über 80 Millionen Euro. Der Handel und die Verlage leiden aber stark unter dem illegalen Kopieren von Notenausgaben.

Die Preisträger des deutschen Musikeditionspreises 2006 sind:

1. Notenausgaben von Werken des 20./21.Jahrunderts

Pierre Boulez: Le Marteau sans maître, Faksimile der Entwurfs- und der ersten Reinschriftpartitur, herausgegeben von Pascal Decroupet, eine Publikation der Paul Sacher Stiftung
SCHOTT MUSIK INTERNATIONAL GmbH & Co.KG, Mainz

Begründung der Jury:
„Die vorliegende Ausgabe überzeugt durch eine innovative Form der Darstellung. Die Edition zeigt beispielhaft die Gegenüberstellung von Handschrift, Skizze und der endgültigen Fassung und des Kommentars. Das Format, die hochwertige Präsentation in einem Schuber und die Verarbeitung sind lobenswert.“

2. Wissenschaftliche Notenausgaben

a) Gesamtausgaben

Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Serie IV Klavier- und Orgelwerke, Band 6-8 Orgelwerke I-III, herausgegeben von Christian Martin Schmidt
Breitkopf & Härtel, Wiesbaden

Begründung der Jury:
„Die Ausgabe beinhaltet wertvolle Novitäten für den Musiker und überzeugte die Jury auch durch die sorgfältige Aufarbeitung der Quellen, die somit bekannter gemacht werden.“

b) Einzelausgaben

Die lustige Witwe, historisch-kritische Neuausgabe, herausgegeben von Norbert Rubey
Doblinger Musikverlag, Wien

Begründung der Jury:
„Die Ausgabe dokumentiert die authentische Fassung unter Berücksichtigung der bisherigen Fassungen. Sie sollte eine Grundlage für jeden sein, der dieses Stück aufführt. Darüber hinaus überzeugen die gute Gestaltung und Verarbeitung.“

3. Schul- und Unterrichtsliteratur für Kinder und Jugendliche

Irmhild Beutler/Sylvia C. Rosin: Blockflötenspiel, Schule für die Sopranblockflöte, Illustriert von Marlies Walkowiak
Breitkopf & Härtel, Wiesbaden

Begründung der Jury:
„Die kindgerechten Illustrationen und die Mischung aus Bildern und Noten erleichtern den Unterricht für Pädagogen und Schüler.“

4. Schul- und Unterrichtsliteratur für Erwachsene

keine Prämierung

5. Aufführungsmaterial (Partitur, Stimmen, Klavierauszug) komplett

Anton Bruckner: Messe e-Moll für achtstimmigen gemischten Chor und Bläser (2. Fassung, 1882), herausgegeben von Rüdiger Bornhöft
C.F. Peters, Frankfurt

Begründung der Jury:
„Das Material stellt eine praktische Ausgabe eines Bruckner Werkes dar, ergänzt mit einer knappen aber grundlegenden Einführung.“

6. Ausgaben für Popularmusik

Schott Piano Lounge, Pop Ballads, 16 bekannte Pop-Balladen für Klavier arrangiert von Carsten Gerlitz mit CD
SCHOTT MUSIK INTERNATIONAL GmbH & Co.KG Mainz

Begründung der Jury:
„Eine Sammlung, die Standards der Popmusik mit gut spielbaren Arrangements in einer ansprechenden äußeren Form enthält.“

7. Taschen- und Studienpartituren/Klavierauszüge separat und weitere praktische Ausgaben

TP 601 Mozart, Die sieben großen Opern
BÄRENREITER-VERLAG, Kassel

Begründung der Jury:
„Eine einmalige Zusammenstellung der sieben großen Opern Mozarts in einer hohen editorischen Qualität.“

8. Musikbücher

a) didaktische Bücher
Ertuğrul Sevsay: Handbuch der Instrumentationspraxis
BÄRENREITER-VERLAG, Kassel

Begründung der Jury:
„Das Handbuch ist ein grundlegendes Werk über die Spieltechnik; hervorzuheben ist u.a. der interessante Satzspiegel.“

b) Sachbücher
Karl Heinrich Ehrenforth, Geschichte der musikalischen Bildung, eine Kultur-, Sozial- und Ideengeschichte in 40 Stationen
SCHOTT MUSIK INTERNATIONAL GmbH & Co.KG, Mainz

Begründung der Jury:
„Die Geschichte der musikalischen Bildung von Karl Heinrich Ehrenforth ist ein Buch zur rechten Zeit: Bildung wird hier beim Wort genommen! Eine vergleichbare Publikation zu diesem Thema existiert nicht. Pädagogik wird in dem Buch nicht mit Methode verwechselt!“

c) Musikwissenschaftliche Bücher
Lexikon der Harmonielehre von Reinhard Amon, Nachschlagewerk zur durmoltonalen Harmonik mit Analysechiffren für Funktionen, Stufen und Jazz-Akkorde
Doblinger Musikverlag, Wien

Begründung der Jury:
„Das Buch besticht durch einen neuartigen Aufbau der Harmonielehre mit einer bildhaften Darstellung, die eine gute Vorstellung von Harmonik und Form gibt.“

9. Sonderkategorie

Faksimile Mozart, Jupiter Sinfonie
BÄRENREITER-VERLAG, Kassel

Begründung der Jury:
„Das Faksimile zeichnet sich durch eine herausragende grafische Qualität aus – ein bibliophiler Band mit einem ausgezeichneten Kommentar.“