Die Tendenz, die künstlerische Profilierung von Theatern ökonomischen Zwängen unterzuordnen, nimmt zu. Für lebendiges Theater und sein Publikum sind aber künstlerische Wagnisse des modernen Regietheaters unverzichtbar. Das ist die Quintessenz der Präsidiumssitzung des Deutschen Bühnenvereins zur aktuellen Theatersituation am vergangenen Wochenende in Köln. Intendanten bei Ausbleiben eines schnellen Erfolgs kurzfristig zu entlassen oder trotz abgeschlossener Vertragsverhandlungen nicht einzustellen, zeigt unbegründete Ängste vor künstlerisch anspruchsvollen Profilen. Die bundesweit umstrittenen Vorgänge am Stadttheater Pforzheim (Entlassung von Georg Köhl nach neun Monaten), an der Oper Köln oder der Landesbühne Detmold (Nichteinstellung von Barbara Mundel bzw. Heinz-Rudolf Müller), lassen die breite Öffentlichkeit und die Künstler zudem an einer zukunftsorientierten Kulturpolitik zweifeln.

"Viele heute erfolgreiche Intendanten haben in ihrer ersten Spielzeit ebenfalls mit einem Zuschauerschwund zu kämpfen gehabt," so Bühnenvereinspräsident Klaus Zehelein. Zwei bis drei Spielzeiten brauche ein Intendant, für die Realisierung eines künstlerischen Konzepts. Ein überstürztes Handeln der Politik wie die Entlassung des Pforzheimer Intendanten Georg Köhl sei nicht nachvollziehbar. "Hier hätte man uns um Rat fragen müssen, anstatt sofort zum Rauswurf zu greifen," sagte Zehelein. Auf seiner nächsten Sitzung, die im September in Pforzheim stattfinden soll, wird sich das Präsidium des Deutschen Bühnenvereins daher erneut mit der Problematik befassen.