Der Deutsche Bühnenverein fordert von der Politik klare Perspektiven und Planungssicherheit für die Theater und Orchester. Nachdem die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern erste Erleichterungen für die Bevölkerung und für einige Branchen ab dem 20. April 2020 beschlossen hat, sei es nun an der Zeit, auch bei der Kultur vorsichtig nach vorne zu blicken. "Wir bedauern sehr, dass es keine Klarheit für unsere Häuser gibt“, sagte Marc Grandmontagne, der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, heute in Köln. "Die unscharfe Regelung zu Großveranstaltungen darf nicht einfach auf Theater und Orchester angewendet werden“. Vielmehr sei es nun geboten, gemeinsam mit der Politik Konzepte hin zu einer schrittweisen Normalisierung zu entwickeln. "Dabei müssen gesundheitsschützende Aspekte ausreichend berücksichtigt werden. Die Theater und Orchester werden sich dieser Aufgabe mit großem Verantwortungsbewusstsein, mit Kreativität und im Sinne der Gesellschaft stellen“, so Grandmontagne. Unabdingbar sei, dass die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Normalisierung des öffentlichen Lebens die bisherigen Erfolge im Hinblick auf die Kontrollierbarkeit des Ausbruchs nicht aufs Spiel setzen. Der Bühnenverein hat in den letzten Wochen alle Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der Pandemie unterstützt, der Gesundheitsschutz der Menschen hatte in diesem Zusammenhang Priorität.
Bühnenvereins-Präsident Ulrich Khuon betonte die wichtige Rolle der Kultureinrichtungen in einer Gesellschaft: "Gerade in diesen Zeiten ist es fatal, die Künste nicht als systemrelevant zu erachten. Sie können der Gesellschaft Halt geben und dabei helfen, wieder Hoffnung zu schöpfen. Die Theater sollten den Menschen als Orte des Austauschs offenstehen, gerade weil davon auszugehen ist, dass wir noch monatelang Einschränkungen des öffentlichen Lebens hinnehmen müssen. Wir können unseren Beitrag dafür leisten, dass die Gesellschaft nicht vereinsamt und auseinanderbricht“. Obwohl die meisten Häuser extrem schnell neue digitale Angebote und Konzepte geschaffen hätten, um den Kontakt zum Publikum nicht zu verlieren, sei dies langfristig kein Ersatz.
Der Bühnenverein zeigt sich zudem sehr besorgt über die Zukunft der kulturellen Infrastruktur. "Wir appellieren an die Politik in Bund und Ländern, die Theater und Orchester vor allem vor dem Hintergrund zu erwartender massiver steuerlicher Einnahmeausfälle in den Städten und Gemeinden nicht im Stich zu lassen. Diese Häuser sind das Rückgrat der Darstellenden Künste in Deutschland, eine massive Beschädigung der Theater- und Orchesterlandschaft muss auf jeden Fall verhindert werden“, sagte Grandmontagne. Bei Privattheatern zeige sich der Einnahmenausfall schnell, aber auch für die meisten öffentlich geförderten Bühnen – vom kleinen Kinder- und Jugendtheater bis zum großen Haus – sei die Situation sehr ernst und aus eigener Kraft nicht monatelang zu stemmen.
Der Bühnenverein steht seit Beginn der Corona-Krise in ständigem Austausch mit Bund, Ländern und Kommunen und arbeitet an kurz- und langfristigen Lösungen für die Theater und Orchester. Der Verband informiert seine Mitglieder und die Öffentlichkeit über die Situation bei den darstellenden Künsten und führt zurzeit Tarifverhandlungen mit den Künstlergewerkschaften über Kurzarbeit und andere Themen. Bühnenvereins-Vorstand und Präsidium setzen sich zusammen mit dem Deutschen Kulturrat seit Wochen dafür ein, die Kultur bei Hilfsmaßnahmen und beim Wiedereinstieg ins öffentliche Leben nicht zu vergessen.