Der Deutsche Bühnenverein fordert die Europäische Union auf, mehr politisches Engagement und Unterstützung in die Künste zu investieren. "In Zeiten, in denen viele an der EU zweifeln, ist es wichtig, sich auf die gemeinsame europäische Kultur zu besinnen", sagte der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin, heute in Köln. Es gehe in der EU eben nicht nur um Ökonomie, Flüchtlingspolitik und innere Sicherheit. Wichtig ist es, das ins Bewusstsein der EU-Bürger zu rücken, was den Kern der EU ausmache: die gemeinsam für richtig befundenen Ideale wie Frieden, Freiheit und Solidarität, die im künstlerischen Schaffen immer wieder aufs Neue belebt und zur Diskussion gestellt würden. Bolwin erinnerte in diesem Zusammenhang an den Satz, der dem französischen Unternehmer und einem der Gründungsväter der Europäischen Union, Jean Monnet, zugeschrieben wird: "Wenn ich noch einmal mit der europäischen Einigung beginnen müsste, dann würde ich mit der Kultur beginnen".
Große Skepsis äußerte Bolwin hinsichtlich des anstehenden Brexit. In Europa habe sich in den letzten Jahren ein intensiver Kulturaustausch entwickelt, den es fortzusetzen gelte. "Opernhäuser, Theater, Orchester, sie alle engagieren ohne große bürokratische Hindernisse Künstlerinnen und Künstler aus allen Ländern der EU und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur europäischen Integration", stellte Bolwin fest. Das wolle man auch mit Großbritannien fortsetzen. Durch den Brexit werde dieser Austausch aber erheblich gefährdet.
Rolf Bolwin ist zurzeit auch Präsident von PEARLE* - Live Performance Europe, der europäischen Arbeitgebervereinigung im Bereich der darstellenden Künste, die mehr als 7.000 Theater, Orchester, Festivals, Konzerthallen und ähnliche Unternehmen aus der EU vertritt.