Die Deutsche Stiftung Musikleben vergibt 2023 zum ersten Mal das Dinorah Varsi-Stipendium an eine besonders begabte junge Pianistin oder einen besonders begabten jungen Pianisten. Das Stipendium in Höhe von 9.600,00 Euro ist dem Andenken der uruguayischen Pianistin gewidmet, eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
Für das Dinorah Varsi-Stipendium der Deutschen Stiftung Musikleben können sich Studierende im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Voraussetzung für eine Bewerbung mit zwei Videos und Lebenslauf ist ein 1., 2. oder 3. Preis bei einem internationalen Wettbewerb, ein erster Preis beim Bundes-wettbewerb „Jugend musiziert“ in der Kategorie Klavier Solo oder ein erster Preis beim Deutschen Musikwettbewerb.
Bewerbungsschluss ist der 1. April 2023. Die Ausschreibungsunterlagen stehen auf der Webseite der Stiftung, www.deutsche-stiftung-musikleben.de.
Dinorah Varsi (1939 - 2013) wurde in Montevideo geboren und gab bereits mit vier Jahren ihr erstes öffentliches Konzert. Sie studierte in ihrer Heimatstadt, in Paris und in New York. Geza Anda wurde ihr wichtigster Lehrer. 1967 gewann sie den renommierten Wettbewerb Clara Haskil in Luzern, dies war der Beginn ihrer internationalen Karriere. Mit ihrem vielfältigen Repertoire reüssierte sie bei Konzerten auf der ganzen Welt und absolvierte zahlreiche Tourneen. Immer wieder zog sie sich auch aus dem Musikbetrieb zurück, um an ihrem Klang zu arbeiten. 1990 trat sie eine Gastprofessur an der Hochschule für Musik in Karlsruhe an, wo sie sechs Jahre mit viel Begeisterung unterrichtete. 2009 verabschiedete sie sich vom Konzertpodium. Zuletzt lebte Dinorah Varsi in Berlin, wo sie am 17. Juni 2013 starb.
Was macht das eigenwillige Spiel von Dinorah Varsi aus, die schon als Kind „von einem Piano mit sieben Flügeln“ träumte? „Dieser Interpretin gelang das seltene Kunststück, einen Personalstil zu entwickeln, der beinahe jede Musik zu tragen vermochte. Weil Varsi jedes Werk einzig und allein aus dem Notentext, aus sich selbst heraus entwickelte. „Sie beherrschte mit ihrem ungeheuer vielfarbigen und nuancierten Anschlag die hohe Kunst des sinfonischen Klavierspiels, der Instrumentation mit den Fingern. Sie entwickelte Musik aus der Linie heraus, dachte grundsätzlich polyfon, sang auch aus Akkorden, Passagen und Arabesken heraus“, schrieb der Musikjournalist Peter Korfmacher über ihre Klavierkunst.
In Dinorah Varsis Noten stehen bildreiche Anmerkungen wie „Handgelenk wie Butter“ oder „Finger wie ein Oktopus“. Ihre Art zu spielen stieß gelegentlich auch auf Unverständnis bei den Kritikern. Aber: „Ich war immer ich selbst, das war nicht einfach, aber nur so konnte ich Klavier spielen“, sagte sie einmal. Dinorah Varsi wurde auch als Klavierpädagogin geschätzt. Sie war in der Lage, ihre Vorstellungen über Musik aufs Präziseste mitzuteilen. Sätze wie „Such die Katze“ oder „Du hast Angst im Ellenbogen“ haben sich ihren Studenten bis heute tief eingeprägt.