Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMTG) ist neue Akteurin im Netzwerk der Nationalen Demenzstrategie. Damit trägt qualifizierte Musiktherapie aktiv zur Versorgung der mittlerweile 1,8 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland bei.
Musik spielt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderung, die die steigende Zahl demenzbetroffener Menschen bedeutet. Kein anderes nicht-medikamentöses Mittel kann eine entsprechend hohe positive Wirkung nachweisen. Musik kann die Lebensqualität verbessern, Symptome lindern sowie soziale und kulturelle Teilhabe ermöglichen. Die Wirkung von Musik auf Gedächtnisfunktionen und ihr emotionales Unterstützungspotential sind gut erforscht. Wenn die Schwere der Erkrankung und damit die kognitiven und kommunikativen Einschränkungen zunehmen, braucht es häufig therapeutisches Expertenwissen und spezielle Kompetenzen, um Musik unterstützend einzusetzen.
„Menschen mit Demenz profitieren von Musik in vielen Bereichen ihres Lebens“, bestätigt Prof. Dr. Jan Sonntag, Beauftragter für Musik und Demenz der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft: „Begleitsymptome der Demenz wie depressive Verstimmungen, starke Unruhezustände und Ängste erfordern neben Einfühlungsvermögen und musikalischen Kenntnissen fundiertes medizinisches und psychologisches Fachwissen. Musiktherapeut:innen sind in der Lage, Menschen zu erreichen, die aufgrund der Schwere ihrer Symptomatik durch wichtige niedrigschwellige Angebote nicht erreicht werden können.“ Hier kann das Engagement der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft im Netzwerk der Nationalen Demenzstrategie wichtige Anstöße geben.
Musiktherapie widmet sich seit über 40 Jahren der Begleitung von Menschen mit Demenz in Forschung, Ausbildung und Praxis. In Deutschland sind bereits etwa 300 musiktherapeutische Fachkräfte insbesondere im Bereich stationärer Pflege tätig. Im ambulanten Sektor kommt es jedoch – aufgrund fehlender berufsgesetzlicher Regelungen – zu erheblichen Versorgungslücken, gerade auch bei der Unterstützung von Angehörigen. Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft fordert seit langem entsprechende Regelungen.
In der Nationalen Demenzstrategie engagiert sich die Musiktherapie im Verbund mit starken Partnern, die sich in der Bundesinitiative Musik und Demenz zusammengeschlossen haben. Gemeinsam mit dem Deutschen Musikrat, der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik sowie dem Bundesmusikverband Chor und Orchester tritt sie für die Entwicklung von musikbasierten Angeboten im gesamten Spektrum des Musiklebens ein:
niedrigschwellige Angebote wie nachbarschaftliche Singgruppen, demenzsensible Chor- und Orchesterpraxis, musikgeragogische Einzel- und Gruppenarbeit oder eben die Teilnahme an spezialisierter Musiktherapie.
Die fachlich gebotene und aufgrund überschaubarer Kosten nicht zuletzt volkswirtschaftlich sinnvolle „Musikalisierung“ der Begleitung von Menschen mit Demenz wird durch die musikalischen Akteure im Netzwerk der Nationalen Demenzstrategie hoffentlich bald bundesweit spür- und messbare Resultate verzeichnen.
Die Nationale Demenzstrategie (NDS) ist ein Projekt der Bundesregierung, federführend sind das Bundesministerium für Gesundheit sowie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die NDS setzt sich dafür ein, die Lebenssituation für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in Deutschland zu verbessern. Die Strategie enthält über 160 konkrete Maßnahmen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen.
Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMTG) ist der größte Fach- und Berufsverband der Musiktherapeut:innen in Deutschland. Der Verband setzt sich neben der Förderung von Musiktherapie in Forschung, Lehre und Praxis auch für die Verankerung der Musiktherapie im Gesundheitswesen ein. Aufgrund wissenschaftlich anerkannter Nachweise über die positive Wirkung ist Musiktherapie bereits jetzt in zahlreichen medizinischen Leitlinien verankert (z.B. Demenz, Schlaganfall, Psychosoziale Therapien). Verbindliche Ausbildungs- und Qualitätsstandards, abgebildet im DMTG-Zertifizierungsverfahren, geben den Patientinnen und Patienten ein größtmögliches Maß an Sicherheit, gerade wegen eines fehlenden Berufsgesetzes.