Nachdem in Norditalien und der Schweiz größere Musik- und Sportveranstaltungen nicht mehr stattfinden dürfen und auch in Deutschland bereits erste Messeveranstaltungen abgesagt wurden, bangen auch die deutschen Konzert- und Tourneeveranstalter um ihre Existenz. "Wir beobachten bereits seit einigen Tagen einen erheblichen Einbruch bei den Kartenverkäufen und Inhaber von Karten versuchen zunehmend, diese gegen Erstattung des Eintrittsgeldes zurückzugeben“ sagt Prof. Jens Michow, geschäftsführende Präsident des Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) e. V. "Sofern wir zukünftig Veranstaltungen aufgrund behördlicher Anordnungen ausfallen lassen müssen, droht zahlreichen Veranstaltungsunternehmen der wirtschaftliche Kollaps“. Zwei börsennotierte Unternehmen des Wirtschaftszweiges hätten bereits Kurseinbrüche in zweistelliger Höhe hinnehmen müssen.

In der Veranstaltungsbranche sind rund 3.000 selbstständig tätige Inhaber von Veranstaltungsunternehmen, sowie rund 30.000 sozialversicherte und geringfügig Beschäftigte tätig. Der Wirtschaftssektor nimmt die Spitzenstellung innerhalb der Wertschöpfungskette der Deutschen Entertainmentmärkte ein. Gemäß letzter Marktstudie, die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des BDKV durchgeführt wurde, beträgt der Umsatz mit Konzert- und sonstigen Veranstaltungen jährlich rund 5 Mrd. Euro. Die durch Musikveranstaltungen induzierten Ausgaben im Musiktourismus summieren sich auf weitere rund 5 Mrd. Euro pro Jahr. Allein auf Hamburg entfallen mit 2,3 Millionen fast so viele Musik-Kurzurlaubsreisen wie auf Berlin (1,2 Mio), München (0,6 Mio), sowie Stuttgart und Dresden (je 0,3 Mio) zusammen.

"Selbstverständlich haben wir uneingeschränktes Verständnis für alle gebotenen gesundheitsschützenden Maßnahmen. Die flächendeckende Absage von Musik- und sonstigen Veranstaltungen werden viele Veranstalter allerdings wirtschaftlich nicht überleben“ befürchtet der Verbandspräsident. "Die Auswirkungen für unsere Wirtschaft wären erheblich, denn betroffen wären auch die Künstler, sowie die zahlreichen vom Veranstaltungsgeschäft abhängigen Dienstleister – angefangen mit Hallenbetreibern, Technik-Verleihern, Sicherheitsunternehmen, sowie vielen anderen Unternehmen, die mittelbar bzw. unmittelbar an der Wertschöpfungskette beteiligt sind.“
Der BDKV hat sich daher an das Bundesministerium für Wirtschaft gewandt und auf die zu erwartenden Probleme hingewiesen. "Für den Fall der Fälle benötigen wir dringend ein Hilfeprogramm, welches schnell greifen muss“ sagt Michow. "Vor allem aber hoffe ich, dass die maßgeblichen Behörden in jedem Einzelfall sehr behutsam prüfen, ob die Anordnung einer Veranstaltungsabsage tatsächlich aufgrund einer konkreten und nicht nur abstrakten Gefährdungslage tatsächlich zwingend erforderlich ist“.

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