Bei einer öffentlichen Gesprächsrunde am 30. September in der Düsseldorfer Jazzschmiede wird die Migration in Nordrhein-Westfalen durch die Vielfalt ihres Musiklebens betrachtet. Experten diskutieren über die neue Studie „Musik von Einwanderern in Nordrhein-Westfalen“, die im Auftrag des Landesmusikrats NRW erstellt wurde. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Türkische Langhalslauten und japanische Taiko-Trommeln, afrikanische Gottesdienste und russische Musikschulen sind Teil des vielschichtigen Musiklebens der Migranten an Rhein und Ruhr. Diese musikalische Vielfalt ist oft der einheimischen Öffentlichkeit kaum bekannt, obwohl die Menschen mit Migrationshintergrund inzwischen fast ein Viertel der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens ausmachen.

Die neue Studie "Musik von Einwanderern in Nordrhein-Westfalen"
2008 beauftragte der Landesmusikrat NRW den Sozialwissenschaftler und Musikjournalisten Birger Gesthuisen, eine umfangreiche Untersuchung über die Musik der Einwanderer in NRW durchzuführen. Gesthuisen war ein Jahr lang unterwegs und interviewte mehr als 100 AmateurmusikerInnen und professionelle KünstlerInnen aus 25 Herkunftsländern. Dabei entdeckte er eine äußerst lebendige Musiklandschaft. Birger Gesthuisen traf zum Beispiel Südkoreanerinnen, die in den Bildungsstätten von Seoul mit der Kunstmusik des Westens aufwuchsen und dort sogar alte deutsche Lieder lernten. Doch als Immigranten in NRW beschäftigen sie sich mit der eigentlichen Musik ihrer Heimat. Diese und weitere Erkenntnisse hat Gesthuisen in einer Studie zusammengefasst, die Ende 2009 unter dem Titel „Musik von Einwanderern in Nordrhein-Westfalen“ beim Klartext Verlag erscheint (incl. CD mit 28 Titeln).

Die Referenten bei der Gesprächsrunde am 30. September
Robert von Zahn, Generalsekretär des Landesmusikrates NRW, stellt die oben genannte Studie vor. Der Intendant der Kölner Philarmonie Louwrens Langevoort zeigt, wie sich ein Konzerthaus auf den demografischen Wandel einstellen kann. Conny Groet wird über „Polyphonie“ berichten. Es handelt sich dabei um ein Gesangsprojekt für Menschen über 50 aus dem Ruhrgebiet und aller Welt (www.polyphonie.eu).

Inwiefern ist die Musik von Migranten Teil des öffentlich geförderten Kulturlebens in NRW? Was sollte sich ändern? Dazu werden sich auch der Musiker und Musikpädagoge Pit Budde, Autor der Musik-CD „Karibuni Watoto – Kinderlieder aus Afrika“, und Czeslaw Golebiewski, Leiter des polnischen Musik- und Literaturrestaurants Gdanska in Oberhausen (www.gdanska.de), gemeinsam mit den ReferentInnen in einer anschließenden Podiumsdiskussion äußern.

Die Gesprächsrunde wird von der Kulturwissenschaftlerin Tina Jerman moderiert: Sie ist Leiterin der EXILE-Kulturkoordination in Essen, sowie Projektleiterin von interkultur.pro.

Diese Gesprächsrunde ist der fünfte Termin der Reihe „Theorie-Praxis-Diskurs“, die als Austauschforum zwischen wissenschaftlichen Ansätzen und praktischen Erfahrungen bei der kulturellen Integration von Migranten in NRW dient. Die Reihe findet im Rahmen von interkultur.pro statt, dem Programm zur Professionalisierung des interkulturellen Kunst- und Kulturmanagements, das vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wird (www.interkultur.pro).