RUTH hat sich entschieden! Die Jury des deutschen Weltmusikpreises hat in drei Kategorien die Sieger bestimmt, deren Kür mit den Preisträgerkonzerten am 2. Juli dieses Jahres über die Bühnen des TFF.Rudolstadt geht. Die Auslober des Preises, zu denen neben Deutschlands großem Weltmusikfestival auch der MDR und der Fachverband PROFOLK gehören, würdigen darüber hinaus auch ein Lebenswerk für Verdienste um Folk- und Weltmusik mit der Ehren-RUTH.

Die Deutsche Ruth geht an die „Familie“ Biermösl Blosn.
Mit musikantischer Urgewalt zelebrieren die Gebrüder Well, ob zu dritt oder in Allianz mit dem kongenialen Gerhard Polt, schonungslos bajuwarischen Anarchismus. Ihre Volksmusik treibt Raues und sprüht verqueren Witz. So sind sie, getrieben von furiosem Blechgebläse, seit 1976 auch eine sprach- und klanggewaltige Bastion gegen die allgegenwärtige Stadeltümelei.

Die Globale Ruth erhält der aus dem Libanon stammende Rabih Abou Khalil.
Seit der Name des Oud-Virtuosen Ende der 80er Jahre als Geheimtip europaweit die Runde machte, hat er sich im Jazz- und Weltmusikbereich zu einer der großen Musikerpersönlichkeiten der Gegenwart entwickelt: Aus seinen Wurzeln in der arabischen Klassik und Folklore zieht er die Substanz für oft gewagte Ausflüge in andere Musikwelten. Die Oud verdankt ihm heute einen völlig neuen Stellenwert in der zeitgenössischen Musik.

Die Ehren-Ruth wird an Jan Reichow verliehen.
Der gebürtige Greifswalder wirkt seit Mitte der 60er Jahre als multipler Glücksfall für die Musikkultur in Deutschland. Ob als Mitglied in Ensembles für Alte Musik, wie dem renommierten Kölner Musica Antiqua, oder später als Chef der Redaktion Volksmusik des WDR und als Festivalprogrammierer, überall hinterließ er unüberhörbare Spuren: Reichow ebnete außereuropäischer Musik der verschiedenen Genres aber auch dem frühen DeutschFolk den Weg in die Radioprogramme, bot hoffnungsvollen, gleichwohl noch wenig bekannten Künstlern mit dem WDR-Folkfestival ein frühes Podium und förderte so u.a. die junge Mercedes Sosa oder Ladysmith Black Mambazo. Wenn Jan Reichow Ende dieses Jahres in den Ruhestand tritt, werden nicht nur die Hörer der WDR 3-Musikpassagen feststellen, dass der deutschen Musik- und Rundfunklandschaft dann eine unersetzliche Stimme abhold ist.

Die Newcomer-RUTH wird 2005 dreifach vergeben, was man getrost als Indiz für die Vitalität des Szenenachwuchses nehmen darf.

Newcomer I: Tango Crash
Sechs veritable Musiker, die mit dem traditionellen Tango aus den „Barrios“ von Buenos Aires aufgewachsen sind, versuchen sich nicht am soundsovielten nostalgischen Aufguss, sondern treiben den Tango, auch den längst gealterten Tango Nuevo, durch den Dancefloor unserer Tage. Tango Crash, das sind Tango-Rhythmen, gepaart mit elektronischen Beats, Cello-Kantilenen zwischen Sounds und Samples pulverisiert und entrückt verfremdete Stimmen, Tango Crash ist Tango anno 2005.

Newcomer II: Malbrook
Das jüngste Projekt des Folk-Fixsterns Wolfgang Meyering ist bereits vom Ansatz her ein sehr ambitioniertes, begibt es sich doch auf die Suche nach den gemeinsamen Traditionen nordeuropäischer Musik. Hörbar fündig geworden sind die norddeutschen und schwedischen Musiker, mit denen Meyering arbeitet, an mehreren „Grabungsstellen“: Das Schwedische wurzelt zu einem Gutteil im Mittelniederdeutschen und viele Lieder erzählen ähnliche Geschichten und haben eine ähnliche Melodik.

Newcomer III: Nomad Sound System
Die fünfköpfige Band verarbeitet zu einem homogenen Sound, was immer ihre Mitglieder zu bieten haben. Und das ist eine Menge. Grooves entstammen dem Laptop eines japanischen DJ, Raigesang der Kehle eines Tunesiers, dazu traditionelle nordafrikanische Perkussion, Gitarren- und Basslinien ... Zutaten für schweißtreibende Performances, mit denen sich die ethnisch und musikalisch außerordentlich bunte Truppe einen vorderen Platz in der tanzwütigen Berliner Clubszene erspielt hat.

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