Am 8. Dezember 2018 findet an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) das internationale Symposium "Dem Vergessen entrissen“ zur symphonischen Musik von Alexander Weprik statt. Anlass ist der 60. Todestag des Komponisten.

Während des internationalen Symposiums widmen sich Expertinnen und Experten unterschiedlichen Bereichen von Alexander Wepriks Schaffen: seinem Einfluss auf die Neue Jüdische Schule in der Musik, seinem Wirken als Publizist und Kulturvermittler, Einflüssen von Klezmer, Synagogalmusik und Sozialistischem Realismus in seinen Stücken sowie seiner Arbeit im Gulag und danach. Dank der Live-Aufnahme eines Konzerts des Göttinger Symphonie Orchesters vom 2. September 2017, welches vollständig aus Wepriks Werken bestand, werden Hörbeispiele von größtenteils unbekannten Werken geboten.

Im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes und der AKB Stiftung geförderten Projekts "Dem Vergessen entrissen. Symphonische Musik von Alexander Weprik“ machen die HMTMH, der Dirigent Christoph-Mathias Mueller und die Musikwissenschaftlerin Dr. Inna Klause die symphonischen Kompositionen Alexander Wepriks wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Im Zuge des Projekts wird im März 2019 durch das BBC National Orchestra of Wales unter Leitung von Christoph-Mathias Mueller eine CD mit Wepriks Orchestermusik aufgenommen, denn von den meisten symphonischen Werken von Alexander Weprik sind bislang keine Tonaufnahmen verfügbar, und die wenigen aufgenommenen Werke sind vergriffen. Die CD schließt diese Lücke und ermöglicht das Kennenlernen der Tänze und Lieder des Ghetto, der Zwei Poeme und weiterer Werke.

Alexander Weprik

Der zu Unrecht vergessene Komponist Alexander Weprik war ein musikalisches Wunderkind. Bereits mit 24 Jahren unterrichtete er am Moskauer Konservatorium. In den 1920er- und 1930er-Jahren gehörte er zu den bekanntesten sowjetischen Komponisten im Ausland. Hermann Scherchen dirigierte seine Tänze und Lieder des Ghetto 1927 in Leipzig, 1933 führte Arturo Toscanini dieses Werk in der New Yorker Carnegie Hall auf.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verschwand Wepriks Name aufgrund seiner jüdischen Abstammung zunächst aus deutschen Konzertsälen. Auch in der Sowjetunion nahm der Druck auf jüdische Künstler zu: Im Jahr 1943 wurde Weprik zusammen mit anderen jüdischen Professoren des Moskauer Konservatoriums fristlos entlassen. 1950 wurde er denunziert, verhaftet und ohne Straftatbestand zu acht Jahren Gulag verurteilt. Nach der Entlassung vier Jahre später komponierte er nur noch wenig und starb frühzeitig an den Folgen der Lagerhaft. Seine Musik geriet in Vergessenheit, bis Jascha Nemtsov in den 1990er-Jahren begann, Wepriks Kammermusik in verschiedenen Ländern zu spielen, aufzunehmen und über den Komponisten zu publizieren.

Seine Musik

Weprik komponierte in tonaler Tonsprache und instrumentierte seine Stücke besonders farbig. Seine Werke enthalten reizvolle Akkordfolgen, sind sowohl harmonisch als auch melodisch sehr einfallsreich. Teile seiner Musik sind von jüdischer Folklore inspiriert. Wepriks Werke für Symphonieorchester bilden bis heute einen ungehobenen Schatz. Aufführungen durch das Göttinger Symphonie Orchester unter Leitung von GMD Christoph-Mathias Mueller in den Jahren 2017/18 haben bei Publikum und Ausführenden durch die Stärke und Tiefe dieser Musik einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.