Die Max Grünebaum-Stiftung hat am Sonntag, 20. Oktober 2019, in Cottbus einen Max-Grünebaum-Preis und einen Karl-Newman-Förderpreis an Künstler des Staatstheaters Cottbus verliehen.

Der mit 5.000 Euro dotierte Max-Grünebaum-Preis, der in diesem Jahr zum 23. Mal vergeben wurde, ging an Chuanru He, 1. Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters des Staatstheaters Cottbus.

Den Karl-Newman-Förderpreis, eine Theaterreise nach London, erhielten gemeinsam die Theaterpädagogin Nadine Tiedge und die Konzertpädagogin Stefanie Platzer.

Max-Grünebaum-Preis 2019
Chuanru He, 1. Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters

Geboren 1986 in Nanjing (VR China), studierte Chuanru He in seiner Heimatstadt, in Shanghai und in Hamburg. Ausgezeichnet bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben, trat er vielfach solistisch auf. Erfahrungen als Konzertmeister sammelte er bei weltweit renommierten Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Herbert Blomstedt, Christoph von Dohnany, Thomas Hengelbrock und vielen anderen.

Ein besonderes Anliegen ist ihm auch die Kammermusik. Chuanru He war Stipendiat der Oscar-und-Vera-Ritter-Stiftung und des Richard-Wagner-Verbands.

Nachdem Chuanru He zunächst als Gast die Konzertmeistertätigkeit in den Opern AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY, WOZZECK und TURANDOT übernommen hatte und dabei durch seine souveräne Musikalität überzeugte, ist er seit August 2017 als 1. Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters engagiert. Er war seitdem in zahlreichen Opernproduktionen und bei den Philharmonischen Konzerten an dieser Position tätig. Besonders bemerkenswert waren seine Soli in den Werken EIN HELDENLEBEN, TILL EULENSPIEGELS LUSTIGE STREICHE, ROSENKAVALIER SUITE von Richard Strauss, der 1. SINFONIE von Brahms sowie in Musiktheater-Werken wie TURANDOT oder DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN.

In seiner Funktion als Konzertmeister hat er eine ganz entscheidende Rolle als Bindeglied zwischen Orchester und Dirigent und trägt für den Erfolg jeder Aufführung eine große Verantwortung. Durch seine ruhige und souveräne Art füllt er diese Position in vorbildlicher Art und Weise aus. Geschätzt wird Chuanru He von seinen Musikerkolleginnen und -kollegen darüber hinaus als Persönlichkeit, die die nötige Durchsetzungsfähigkeit mit einer überaus positiven Atmosphäre verbinden kann.

Karl-Newman-Förderpreis 2019
Nadine Tiedge, Theaterpädagogin
Stefanie Platzer, Konzertpädagogin

Beide leisten in der kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen eine herausragende Vermittlungsarbeit. Durch die Arbeit von Nadine Tiedge und Stefanie Platzer hat die Theater- und Konzertpädagogik am Staatstheater Cottbus in den vergangenen Jahren an Qualität und Quantität enorm gewinnen können.

Nadine Tiedge arbeitet seit November 2016 als Theaterpädagogin am Staatstheater. Sie hat nach einem Diplom in Sozialpädagogik und parallel zur Arbeit als Bildungsreferentin Theaterpädagogik studiert und lange Zeit freiberuflich auf diesem Gebiet gearbeitet.

Nadine Tiedge verfügt über eine außerordentlich hohe fachliche Kompetenz sowohl in Sachen Schauspiel als auch hinsichtlich theaterpädagogischer Instrumente und Methoden. Sie vermag die Themen, Stoffe und Geschichten des Spielplans auf eine äußerst lebendige, immer zielführende und höchst abwechslungsreiche Weise für die verschiedenen Altersgruppen aufzubereiten. Dabei stellt sie die künstlerische Selbstbetätigung der jungen Leute in den Mittelpunkt der theaterpädagogischen Veranstaltung. Sie ermutigt mit ihrer Methodik zu differenzierter Selbstreflexion, zu aktiver Stellungnahme und zu solidarischem Verhalten. Ihr Verhältnis zu Lehrer*innen, Erzieher*innen oder Sozialarbeiter*innen wird durch ein tiefgründiges Wissen über die Anforderungen und Arbeitsbedingungen des Pädagogen bestimmt. Sie ist diesen Partnern ganz und gar zugewandt, immer offen und zuverlässig.

In kürzester Zeit hat sie sich in Cottbus und der Region jene Kontakte erarbeitet, die für ihre Arbeit notwendig sind. In der Folge ist die Anzahl der organisierten Schülerbesuche seit ihrem Amtsantritt spürbar gewachsen, ebenso aber auch das Bedürfnis vieler Jugendlicher, Theater als selbstverständliches Mittel in ihrem eigenen Entwicklungsprozess zu nutzen. Das zeigt sich insbesondere in der sehr erfolgreichen Arbeit des Theaterjugendclubs, der unter ihrer Leitung eigene Produktionen, wie zuletzt LEONCE UND LENA nach Georg Büchner, erarbeitete und zur Aufführung brachte.

Stefanie Platzer ist seit 2002 ist als Solo-Piccolo-Flötistin im Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus tätig, seit 2006 im Festengagement. Im Herbst 2008 nahm sie das berufsbegleitende Studium "Musikvermittlung / Musikmanagement“ an der Hochschule für Musik Detmold auf. Neben ihrer Tätigkeit als Orchestermusikerin arbeitet sie seit 2012 auch als Konzertpädagogin am Staatstheater Cottbus.

Dank ihrer immer spürbaren Liebe zur Musik und durch ihre zusätzlichen Qualifikationen im konzertpädagogischen Bereich ist Stefanie Platzer als langjähriges Orchestermitglied die ideale Vermittlerin zwischen professionellen Musikern und Kindern bzw. Jugendlichen, insbesondere auch solchen, die in ihrem Elternhaus nur wenige musische Anregungen erhalten. Eine schier unerschöpfliche Geduld, eine außergewöhnliche Bereitschaft, sich auf die Probleme Heranwachsender einzulassen, ihr hohes musikalisches Können und phantasievolle Formate, wie z. B. der Instrumentenbau mit Baumarktmaterial, ermöglichen es ihr, eine große Wirkung zu entfalten. Ihr Engagement trug dazu bei, dass die Familienkonzerte, die zunächst auf Familien mit Kindern ab 6 Jahren beschränkt waren, in der Spielzeit 2013/2014 auf den frühkindlichen Bereich ausgedehnt werden konnten. Sie entwickelte altersspezifische musikalische Angebote und Rahmenbedingungen, gewann unter den Orchestermitgliedern die erforderlichen Partner und moderiert die Konzerte. Die Ausstrahlung dieses Angebots in Cottbuser Familien ist kaum zu überschätzen.

Stefanie Platzer ist es gelungen, im Vorschul- und Grundschulbereich in Cottbus viele Partner für die Schulkonzerte des Philharmonischen Orchesters zu finden. Gemeinsam mit Orchestermusikern veranstaltet sie Konzerteinführungen in den Schulen oder lädt Schüler zu Orchesterproben ein, bei denen die Kinder mitten unter den Musikern sitzen und hautnah erleben, wie musiziert wird. Mit den "Konzertklassen“ zu ausgewählten Philharmonischen Konzerten arbeitet Stefanie Platzer mit Schülern ab Klasse 7, wiederum gemeinsam mit Orchestermusikern, in mehreren Veranstaltungen zum jeweiligen Konzertprogramm. Am Ende steht ein gemeinsamer Besuch des großen Orchesterkonzerts.

Max Grünebaum-Stiftung Cottbus

Der Tuchfabrikant und Cottbuser Ehrenbürger Max Grünebaum (1851-1925) verband als erfolgreicher Unternehmer soziales Engagement und Mäzenatentum in vorbildlicher Weise und förderte zeitlebens das Cottbuser Theater. Aus rassistischen Gründen wurden die Nachfahren Max Grünebaums in der Zeit des Dritten Reiches aus Deutschland vertrieben, das Familienvermögen wurde enteignet. Die Familie wagte in England einen Neuanfang.

In Erinnerung an das Wirken von Max Grünebaum in Cottbus errichteten die in England lebenden Enkel im Mai 1997 die Max Grünebaum-Stiftung, deren Anliegen es ist, die guten Beziehungen zwischen Cottbus und England weiter zu fördern. Um das Staatstheater Cottbus und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg zu unterstützen, verleiht die Stiftung jährlich an künstlerische und wissenschaftliche Nachwuchskräfte die Max-Grünebaum-Preise.

Weitere Informationen: www.max-gruenebaum-stiftung.de