Beethovens 9. Symphonie zum Jahreswechsel aufzuführen, ist eine jahrzehntealte Tradition der Symphoniker Hamburg. Ausgerechnet im Beethoven-Jahr ist coronabedingt undenkbar, Schillers "Freude schöner Götterfunken“ zu singen. Die Symphoniker Hamburg präsentieren nun das von Chefdirigent Sylvain Cambreling geleitete Projekt "Beethovens 9. Symphonie. Eine Symphonie ohne Chor. In drei Sätzen und einer Aktion“, für das der renommierte Theater- und Opernregisseur Christoph Marthaler den vierten Satz inszeniert.

Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel: "Es wäre besonders schmerzlich, fast paradox, wenn die Aufführung gerade jetzt, da sie nötiger denn je ist, komplett ausfallen würde. Die Frage, die Beethovens 9. Symphonie stellt, muss gehört werden.“
Beethovens 9. Symphonie Eine Symphonie ohne Chor. In drei Sätzen und einer Aktion. Ein Projekt der Symphoniker Hamburg. Dirigent: Sylvain Cambreling – Regie: Christoph Marthaler Schauspielerin: Katharina Schumacher / Gebärdensprache: Julia Felten, Liliana Schneider, Til Simon Regieassistenz: Joachim Rathke Do 31.12.20 / 16 Uhr / kostenfrei auf www.symphonikerhamburg.de (anschl. in der Mediathek)

Die ersten drei Sätze werden wie im Original gespielt; der vierte Satz, der eigentlich Chor- und Solisten-Gesang enthält, verwandelt sich in eine musikalisch-theatrale Aktion. Diese wird von Christoph Marthaler inszeniert und basiert auf dem Original sowie auf Beethovens "Heiligenstädter Testament“ (das sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befindet): Eine Schauspielerin sowie drei Kinder und Jugendliche von der "Elbschule – Bildungszentrum Hören und Kommunikation“ gestalten mit Gebärden- und Lautsprache die Texte sowie eine Re-Aktion auf die orchestralen Impulse – und übertragen Schillers starke Worte auf diese Weise in eindrückliche Bilder.

"Diese Aktion nimmt gleichermaßen auf unsere Erfahrung im Corona-Jahr, auf die uns darin aufgegebene Stummheit, auf Beethovens Taubheit und auf den in der 9. Symphonie zum Ausdruck kommenden Kampf um die richtige Haltung Bezug“, sagt Daniel Kühnel.

"Jedes Mal, wenn ich Beethovens 9. Symphonie dirigiere, offenbaren sich neue Fragen, kommen neue Aspekte ans Licht, sodass die Interpretation immer eine andere ist“, sagt Sylvain Cambreling. "An diesem Jahreswechsel dürfen wir nicht mit Chor und Solisten arbeiten, womit eine Aufführung der Neunten unmöglich ist. Ich habe aber eine Aktion erdacht, die diese Situation auch dadurch reflektiert, dass sie mit Gebärdensprache arbeitet. Diese Aktion spielen wir dort, wo eigentlich der vierte Satz steht. Und es ist ein außerordentlich bewegendes Erlebnis für uns geworden, das uns dazu bringt, auf ganz neue Weise über weltumspannende Brüderlichkeit und über das Wesen echter Freude nachzudenken.“ (Mit den Symphonikern Hamburg interpretierte Sylvain Cambreling Beethovens 9. Symphonie bereits bei seinem Amtsantritt 2018 sowie zu Beginn des Jahres 2020 in Abu Dhabi.)

Das vorproduzierte Projekt wird Silvester um 16 Uhr auf www.symphonikerhamburg.de gesendet. Es ist kostenfrei zugänglich – nach der Erstausstrahlung auch in der Mediathek. Bei allen Proben und bei der Aufzeichnung wurden sämtliche Schutz- und Hygienevorgaben minutiös eingehalten.

Die Symphoniker Hamburg danken der Stadt Hamburg und der Behörde für Kultur und Medien für die Partnerschaft.