Der Karneval war über die Jahrhunderte einer der wichtigsten Anlässe, Musik zu schreiben. Viele große Opern der Barockzeit entstanden im Zusammenhang mit dem Karneval, der eine Möglichkeit war, sich für eine gewisse Zeit unbestraft von der kirchlichen Durchdringung aller Lebensbereiche zu entfernen. So hat die Narretei wichtige Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen. Das Kölner Fest für Alte Musik 2014 stellt sie in den Mittelpunkt des Programms.

Karnevalsmusik ist schon seit dem Mittelalter existent. So wie heute waren auch damals Narretei und verkehrte Welt in dieser kurzen Zeit des Jahres erlaubt. Deftig und derb kamen Musikanten daher, um all das zu singen und zu sagen, was sie sonst nicht durften. Zwar sind die Regeln des Anstands im 21. Jahrhundert nicht mehr dieselben wie früher, der Hang zu Rausch und Exzess aber scheint doch tief im Menschlichen verwurzelt und ist so damals wie heute ein wichtiges Element im karnevalistischen Treiben. Woher die musikalischen Traditionen des Karnevals eigentlich kommen, zeigen die heiteren und äußerst originellen Konzertprogramme des vierten Kölner Fest für Alte Musik.

Auf dem Spielplan des Festivals, das vom 7. bis 16. Februar 2014 an unterschiedlichen Spielstätten stattfindet, stehen unter anderem eine anonym verfasste „Eselsmesse“ des Mittelalters, in der die Tierrufe, Gaukler und Spieler Einzug in eine parodistische Messzeremonie halten, die Umsetzung des „Le carnaval des animaux“ von Camille SainsSaëns in einer szenischen Gemeinschaftsproduktion mit Adrian Schvarzst ein, Schülern der Eichendorff-Realschule und Musikern des ZAMUS und eine Madrigalkomödie von Adriano Banchieri über eine Bootsfahrt von Venedig nach Padua, auf der allerlei bizarre Dinge passieren. Überraschungen gibt es in einer rauschenden Flötennacht mit Alte- Musik-Star Dorothee Oberlinger. Es erklingen alte Karnevalslieder des 19. Jahrhunderts, klassische Musik rund um einen österreichischen Bänkelsänger, dessen berühmtestes Lied „Oh du lieber Augustin“ ist, frühbarocke Faschingsmusik vom Kaiserhof in Wien und eine fast unglaubliche Version von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ mit der britischen Barockband Red Priest. Abschluss des Festivals bildet der „Karneval der Medici“ der beweist, dass Florenz in der Renaissancezeit eine Hochburg des Karnevals war.

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