Die Bundeskonferenz Jazz (BK Jazz) legt nach den Berichten von 2006 und 2014 nun ihren „Bericht zur Situation des Jazz in Deutschland 2024“ vor. Das Expertengremium plädiert darin insbesondere für eine umfassende Reformierung der Initiative Musik – einem der zentralen Förderinstrumente für Jazz in Deutschland.
Die BK Jazz schlägt vor, die Struktur und Fördermechanismen der Initiative
gezielter auf die Bedürfnisse der Jazz- und Improvisationsszene auszurichten. Dabei geht es vor allem darum, den Jazz stärker als eigenständigen Kulturbereich zu verankern und seine Förderung langfristig nachhaltig zu gestalten.
Weitere zentrale Themen des Berichts
Neben der Reform der Initiative Musik fordert der Bericht die gezielte Förderung bzw. den Aufbau von institutionell geförderten Spielstätten und die
Etablierung einer nationalen Strategie zur Förderung von Jazzbildung. Diese Maßnahmen sind essenziell, um die Zukunft des Jazz in Deutschland zu sichern und seine Rolle als kulturelles Aushängeschild weiter auszubauen.
Soziale Situation der Musiker:innen – Der Bericht verdeutlicht, dass viele
Jazzmusiker:innen trotz ihrer künstlerischen Exzellenz weiterhin unter prekären Bedingungen arbeiten. Unzureichende Vergütung, fehlende soziale Absicherung und mangelnde Rentenansprüche gefährden die langfristige berufliche und finanzielle Sicherheit der Künstler:innen. Es bedarf dringend neuer Modelle der sozialen Absicherung, die die spezifischen Bedürfnisse von freischaffenden Künstler:innen berücksichtigen.
Spielstätten und Festivals – Die Analyse der Veranstaltungsorte zeigt, dass insbesondere kleine und mittelgroße Spielstätten mit hohen Betriebskosten und geringer öffentlicher Förderung zu kämpfen haben. In vielen Regionen droht das Aus für wichtige Jazzspielstätten, was langfristig die kulturelle Vielfalt gefährdet. Auch Jazzfestivals stehen zunehmend vor finanziellen Herausforderungen, die ihre Fortführung und Programmvielfalt beeinträchtigen.
Jazz in den Medien – Die rückläufige Präsenz von Jazz in öffentlich-rechtlichen Sendern sowie in Print- und Online-Medien hat gravierende Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Sichtbarkeit des Genres. Es fehlt an festen Sendeplätzen und regelmäßigen Formaten, die Jazz einem breiten Publikum zugänglich machen. Der Bericht fordert verstärkte Anstrengungen, Jazz wieder stärker in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu integrieren und alternative digitale Plattformen zu nutzen.
Bildung und Nachwuchsförderung – Der Bericht hebt hervor, dass es an
kontinuierlicher Jazzbildung in Schulen und Musikhochschulen mangelt. Es fehlen spezialisierte Bildungsprogramme und Förderstrukturen, die jungen Talenten den Zugang zu Jazz und Improvisation ermöglichen. Zudem wird eine stärkere Verzahnung von Musikpädagogik und Jazzszene gefordert, um bereits in frühen Bildungsstufen Begeisterung für das Genre zu wecken.
Europäische und internationale Vernetzung – Der Bericht unterstreicht die
Notwendigkeit, Jazz stärker in den internationalen Kulturaustausch einzubinden. Die Exportmöglichkeiten für deutsche Jazzkünstler:innen sind
begrenzt, weshalb der Ausbau von Austauschprogrammen, Residenzen und internationalen Kooperationen als zentrale Maßnahme empfohlen wird. Ziel ist es, deutsche Jazzmusiker:innen global stärker zu vernetzen und ihre Präsenz auf internationalen Bühnen zu erhöhen.
ÜBER DIE BK JAZZ
Die Bundeskonferenz Jazz (BK Jazz) ist die Interessenvertretung der Jazzszene in Deutschland. Seit 2002 führt sie als übergreifende Vereinigung die vorhandenen Kompetenzen von Fachorganisationen und - Institutionen des Jazz in Deutschland zusammen.
Weitere Informationen unter www.bk-jazz.de