„Außerschulische Jugendbildung ist ein unverzichtbarer Teil von Bildung!“ – so lautete der Tenor der Fachtagung „Gemeinsam bilden“, die die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie mit „ARBEIT UND LEBEN DGB/VHS“, „IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.“ und dem „Deutschen Jugendinstitut e.V.“ veranstaltete. Erstmalig wurde damit eine gemeinsame Tagung dieser unterschiedlichen Trägerbereiche der Jugendarbeit auf Bundesebene durchgeführt.
Anlass gab die vom Bundesjugendministerium initiierte Bündelmaßnahme „Gemeinsam geht´s besser“ mit insgesamt sechs bundesweiten Modellprojekten, die Kooperationsmodelle, Qualitätskriterien und Angebotsformen für verschiedene Schulformen entwickeln, erproben und beforschen. Die BKJ ist mit dem bereits abgeschlossenen Modellprojekt „Lebenskunst lernen – mehr Chancen durch Kulturelle Bildung“ sowie mit dem gemeinsam von BKJ und BMFSFJ ausgelobten Kooperationswettbewerb „MIXED UP“ und der bundesweiten Fachstelle „Kultur macht Schule“ an dieser Maßnahme beteiligt.
Den rund 200 geladenen Teilnehmer/innen aus Praxis, Politik, Verbänden und Verwaltung der außerschulischen und schulischen Bildung bot sich ein facettenreiches Tagungsprogramm: In seiner Eröffnung lenkte Lutz Stroppe, Abteilungsleiter im BMFSFJ, den Blick auf die vielfältigen Herausforderungen, die sich jungen Menschen heute stellen. Ein effektives Zusammenwirken schulischer und außerschulischer Bildung sei wichtig, um jungen Menschen Chancen für eine umfassende Kompetenzentwicklung zu geben. Die MIXED UP Preisträger seien gute Beispiele dafür, dass ein erfolgreiches Zusammenwirken beider Systeme möglich sei.
Im Rahmen von sechs Impulsreferaten zeigten Wissenschaftler wegweisende Modelle gemeinschaftlich ausgestalteter Bildung auf und machten Handlungsbedarfe deutlich: Dr. Heinz-Jürgen Stolz vom Deutschen Jugendinstitut stellte die Ergebnisse seines Forschungsprojektes „Lokale Bildungslandschaften in Kooperation von Jugendhilfe und Schule“ vor und wies auf fehlende finanzielle Grundlagen und politische Rahmenbedingungen für gelingende Kooperationen hin. „Die zentrale Herausforderung besteht darin, der sozialen Ausgrenzung in Bildungsprozessen entgegenzuwirken. Ziel muss es sein, Zugangsschwellen zu senken, soziale Durchmischung zu ermöglichen und allen Kindern und Jugendlichen Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel Museen oder Bibliotheken zugänglich zu machen!“, so Stolz. Prof. Dr. Ulrich Deinet von der Fachhochschule Düsseldorf forderte die konzeptionelle Berücksichtigung von Lernwelten und informellen Bildungsprozessen der Kinder und Jugendlichen in der Bildungsdiskussion.
Prof. Dr. Max Fuchs, Ehrenvorsitzender der BKJ und Präsident des Deutschen Kulturrates, stellte die von der BKJ seit einigen Jahren intensiv verfolgte Idee der „Kulturschule“ vor. Diese biete Antworten auf die Frage, wie langfristig vom erfolgreichen Einzelprojekt zu mehr Kontinuität gelangt werden könne. Schulen mit einem gut entwickelten Kulturprofil bieten Raum, Zeit und strukturelle Voraussetzungen für Kulturarbeit in Kooperation mit außerschulischen Trägern.
Die zentrale These von Prof. em. Dr. Thomas (Universität Regensburg) lautete: „Schule ist bisher nicht als interkulturelles Erfahrungs-, Lern und Handlungsfeld verstanden worden, muss aber zukünftig als solches entwickelt werden!“. Prof. Dr. Sturzenhecker von der Universität Hamburg wies darauf hin, dass die außerschulische Jugendbildung wichtige Beiträge dazu leisten könne, demokratische Werte und Verfahren in die Schule einzubringen. Prof. Dr. Thimmel von der Fachhochschule Köln forderte: „Die non-formale Bildung mit ihrem eigenständigen Bildungsauftrag darf sich dem System Schule nicht unterordnen!“
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit den Projektverantwortlichen herrschte Einigkeit über die Forderung nach einem gemeinsamen strategischen Dach, das den nachgewiesenen Qualitäten der Jugendbildung breite Anerkennung und einen festen Platz im Bildungssystem ermöglicht.
Im Anschluss boten den Tagungsgästen vier Fachforen ausgiebige Gelegenheit zu Diskussion und Austausch. In seiner Abschlussbetrachtung betonte Johannes Wilhelm Röhrig vom BMFSFJ, wichtig sei die feste Verankerung der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule im Kinder- und Jugendhilfeplan. Stroppe konstatierte: „Wir brauchen gute Forschungsergebnisse und starke Partner für eine starke Jugendpolitik. Diese Tagung ist der erste Baustein für die Entwicklung einer eigenständigen Jugendpolitik!“.
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Quelle
http://www.bkj.de