Das erste gemeinsame Forum der BBTK (Bundesdeutsche Ballett- und Tanztheaterdirektoren-Konferenz) und des DBFT (Deutscher Berufverband für Tanzpädagogik e.V.) hat vorgeschlagen, eine Bundesinitiative "Politik für den Tanz" ins Leben zu rufen. Diese soll mehr Aufmerksamkeit auf die Situation der Kunstsparte Tanz im deutschen Kulturleben und in den Staats- und Stadttheatern lenken. Mehr als zweihundert Kulturpolitiker und Tanzexperten, zu denen auch der Vizepräsident des Deutschen Bundestages Dr. Norbert Lammert und der geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins Rolf Bolwin gehörten, haben gefordert, dass der Tanz im "Bündnis für das Theater" des Bundespräsidenten und in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Kultur in Deutschland" eine stärkere Rolle spielen soll. Die Strukturen in Theatern und freier Szene müssen stärker auf die freie Entfaltung des Tanzes ausgerichtet werden. Auch die Bildungsangebote für den Tanz sollten weiter qualifiziert werden.

Bei dem Forum wurde daran erinnert, dass der Tanz gemessen an der Zahl der Uraufführungen die innovativste Sparte an den deutschen Opernhäusern ist. Demgegenüber behindern überalterte Theater-Strukturen vielerorts die freie künstlerische Entfaltung. Die Ballettdirektoren, Choreographen und Tanzpädagogen fordern daher, dass der Tanz dieselbe künstlerische, finanzielle und personelle Autonomie wie die Sparten Schauspiel und Oper erhält. Der gleichberechtigte Zugriff der Sparte Tanz auf die Ressourcen und die Infrastruktur der Theater sind notwendig.

Bei dem Forum wurde auf den deutlichen Abbau der Ressourcen durch Ausdünnung der Ensembles bis hin zur Auflösung ganzer Kompanien hingewiesen. Durch überproportionale Sparmaßnahmen sei die Situation des Bühnentanzes an den deutschen Theatern bedroht. Im Zeitraum von 1992/93 bis 2001/02 wurden an den bundesdeutschen Theatern rund 18 % der Tänzerstellen eingespart, die Zahl der Tänzerstellen sei von 1887 auf 1550 Positionen reduziert worden. Im größten Bundesland NRW beträgt die Einsparquote sogar mehr als 36 % und inklusive einer völligen Abwicklung von drei Ballettkompanien in Aachen, Köln und Oberhausen.

Das Forum wurde von dem Vorsitzenden der BBTK, dem Essener Ballettdirektor Professor Martin Puttke und dem Vorsitzenden des DBFT Ulrich Roehm initiiert.

Die Bundesinitiative "Politik für den Tanz" wird vom Präsidenten der Kulturpolitischen Gesellschaft und Essener Kulturdezernenten Dr. Oliver Scheytt und vom Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann unterstützt. Sie haben ihre Bereitschaft zur Mitwirkung an der Initiative zugesagt, um das Interesse der Kulturpolitik an der Tanz- und Ballettentwicklung in Deutschland zu stärken.

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