Nichtbesucher-Studie (Befragungsalter 16-29 Jahre)
Kino, Fernsehen und Computer machen dem Theater bei jungen Leuten heftig Konkurrenz und sind deshalb eine wesentliche allgemeine Barriere, die Jugendliche und junge Erwachsene von einem Theaterbesuch abhält. Dies ergibt sich aus einer repräsentativen Nichtbesucherbefragung, die der Deutsche Bühnenverein in Zusammenarbeit mit dem Institut für Marketing der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf sowie dem Marktforschungsinstitut Skopos bei 1007 Befragten im Alter von 16 bis 29 Jahren durchgeführt hat.
Alleine 77,7 Prozent der Befragten gehen lieber ins Kino als ins Theater, 49,8 Prozent ziehen sogar einen Videoclip oder einen Videofilm dem Theater vor. Der Fernsehkonsum liegt zugleich bei 32 Prozent der Befragten zwischen zwei und vier Stunden am Tag, bei weiteren 56 Prozent zwischen einer und zwei Stunden. 83,5 Prozent der Befragten sitzen täglich zwischen einer und drei Stunden am Computer.
Dass Schule und Elternhaus Jugendliche nicht ausreichend an das Theater heranführen, spielt offenkundig bei der Entscheidung der Befragten, nicht ins Theater zu gehen, ebenfalls eine wichtige Rolle. So haben nur 18,6 Prozent der Befragten den Eindruck, ihre Eltern hätten ihnen das Theater nähergebracht, bezogen auf die Schule waren es immerhin 48,5 Prozent.
Maßgeblich ist aber auch das soziale Umfeld. So gaben 65 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Freundeskreis nicht über Theater gesprochen wird, 58,9 Prozent beklagten, dass man im Theater keine Bekannten treffe. Darüber hinaus sind die Kosten für eine Theaterkarte ein zusätzlicher Grund für die Entscheidung, nicht ins Theater zu gehen. Immerhin 54,5 Prozent halten das Theater für einen teuren Spaß. Nicht ohne Bedeutung ist letztlich die Bekleidungsfrage, 65 Prozent der Befragten nannten als Hinderungsgrund für einen Theaterbesuch die Annahme, sich elegant kleiden zu müssen.
Insgesamt ergab die Studie erneut, dass Frauen dem Theater positiver gegenüber stehen als Männer, eine Erkenntnis, die auch schon mehrere Besucherbefragungen bestätigt haben. Zum inhaltlichen Angebot der Theater sind zwei Aspekte hervorzuheben: Nur 29,5 Prozent der Befragten lehnen moderne Inszenierungen ab, zugleich wünschen sich 45,9 Prozent, dass sie in der Schule besprochene Stücke im Theater sehen.
Marketingaktivitäten der Theater und Orchester
Die Theater und Orchester haben das junge Publikum schon längst als wichtige Zielgruppe ihrer Marketingaktivitäten ausgemacht. Das ergibt sich eindeutig aus der repräsentativen Umfrage des Bühnenvereins, an der sich insgesamt 130 seiner Mitgliedstheater und –orchester beteiligt haben. Mit einer Ausnahme gibt es überall erhebliche Preisermäßigungen für Jugendliche. 52 Prozent der Theater und Orchester bieten ein besonderes, speziell auf jüngere Zuschauer ausgerichtetes Abonnement an. Knapp 38 Prozent der befragten Einrichtungen gestalten dieses Abonnement mit ergänzenden Angeboten wie Proben- und Backstagebesuchen, Treffen mit Künstlern und Einführungen in Inszenierungen oder entsprechende Nachgespräche.
Der besonders bei Jugendlichen beliebte Kartenvertrieb durch Internet wird von 89 Prozent der Theater und Orchester angeboten, 48 Prozent arbeiten mittlerweile mit einer Tickethotline. Und auch das bargeldlose Zahlen hat Einzug in die Kulturbetriebe gehalten, bereits 83 Prozent der Theater und Orchester ermöglichen die Zahlung mit der EC-Karte. Besonders gefragt ist bei Jugendlichen im übrigen die Abendkasse mit günstigen Angeboten wie "Last-Minute-Tickets".
Fast alle Theater und Orchester arbeiten direkt mit Bildungseinrichtungen zusammen, angefangen mit Kindergärten über Schulen bis zu Hochschulen und Universitäten. 56 Prozent der befragten Einrichtungen haben in ihrem Hause sogar einen Jugendclub.
Zum Alltagsgeschäft der Jugendarbeit gehören gezielte Marketingmaßnahmen für jüngere Zuschauer. So gibt es spezielle Flyer und Postkarten, Spielplaninformationen über Internet und SMS, Videos über die Erarbeitung einzelner Inszenierungen, aber auch Mensa-Servietten mit aufgedruckten Ermäßigungscoupons.
Der Bühnenverein wird nun auf der Grundlage beider Untersuchungen Informationsveranstaltungen für seine Mitglieder durchführen, in deren Mittelpunkt das Marketing für jüngere Zuschauer stehen wird.
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