Der Deutsche Bühnenverein fordert von den Befürwortern eines neuen Festspielhauses in Bonn mehr Sinn für Realitäten. „Wer glaubt, mit 75 Millionen Euro privater Investitionsmittel und einem zweifelhaften Businessplan könne man ein international konkurrenzfähiges Festspielhaus aufs Gleis setzen, der macht sich Illusionen", betonte Rolf Bolwin, Direktor des Bühnenvereins. Paris werde demnächst eine neue Konzerthalle eröffnen, die voraussichtlich ca. 350 Millionen Euro koste. Daran sehe man, wie wenig Bonn mit seinen bisherigen Plänen im Konzert der Großen mitspielen könne. Das sei auch vielen bewusst. Kaum jemand glaube, dass einer der drei neuen, ausgewählten Entwürfe für ein Festspielhaus unter einer Bausumme von 150 Millionen Euro zu realisieren sei, wenn internationale Standards für eine Konzerthalle erfüllt sein sollen.

Auch der nun zur Debatte stehende Businessplan ist aus Sicht des Bühnenvereins völlig unrealistisch. „Man sieht in diesem Businessplan Zinsgewinne vor, die frei von wirtschaftlicher Sachkunde sind. Die in Aussicht genommenen Zuschauerzahlen und die daraus abgeleiteten Einnahmen sind ebenfalls völlig überzogen", sagte Bolwin nach sorgfältiger Prüfung der ihm bekannten Zahlen. Für besonders bedenklich hält er die Absicht der Verfasser des Businessplans, das Beethovenfest in die zweite Reihe der drei von ihnen in Bonn geplanten Festivals zu rücken. Die neue Intendantin des Beethovenfestes, Nike Wagner, versuche, mit ihrer hohen Kompetenz dem Beethovenfest ein besonderes inhaltliches Profil zu verschaffen. „Man muss die Intendantin in diesem Bemühen unterstützen", so Bolwin. „Es geht nicht vorrangig um den Bau einer Halle, sondern um die Kunst, die im Namen Beethovens stattfinden soll." Bonn müsse eine Stadt des Denkens und Wissens sein und bleiben.