Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle hat am 17. März 2021 den Startschuss für die Fortsetzung des Mikrostipendien-Programms gegeben: Hauptberuflich freischaffende Künstler*innen können ab dem 31. März 2021 Anträge einreichen. Im Rahmen des Programms stehen 1.000 Stipendien à 4.000 Euro bereit.
Kulturministerin Manja Schüle:
"Die Corona-Krise ist nicht vorbei. Sie trifft die Kultur und Kunst auch weiterhin. Und sie trifft insbesondere freiberufliche Künstlerinnen und Künstler hart. Deswegen wollen wir Kulturschaffenden auch in diesem Jahr erneut künstlerische Projekte ermöglichen. Dafür stellen wir 4 Millionen Euro bereit. Dabei ist mir wichtig: Das Stipendium ist kein Almosen. Es ist auch kein Programm zum Lebensunterhalt. Aber freiberufliche Künstlerinnen und Künstler benötigen Unterstützung, wenn sie weiterhin künstlerisch tätig sein wollen: Sie brauchen Farben, Leinwand, Noten, Literatur, Werkzeuge. Mit dem Stipendium können wir Kulturschaffenden die weitere künstlerische Betätigung ermöglichen und einen Anstoß für die Entwicklung neuer Formate und Projekte geben – und damit dazu beitragen, dass die Kreativität Corona übersteht“, so Ministerin Schüle. "Ich freue mich, dass nach Monaten der Entbehrung in den vergangenen Tagen schrittweise wieder Kultur live zu erleben war. Wir wissen, wie fragil die momentane Entwicklung ist und der Anstieg der Corona-Zahlen ist und bleibt beunruhigend. Aber unsere Kultureinrichtungen haben im vergangenen Jahr eindrucksvoll bewiesen, dass sie Kultur ohne Ansteckung ermöglichen können. Und sie zeigen in diesen Tagen, dass sie es immer noch können – hochprofessionell, verantwortungsbewusst und kreativ. Die Museen haben wie viele andere Kultureinrichtungen den im Januar verabredeten ‘Brandenburger Weg‘ mitgetragen und zeigen damit eindrucksvoll, dass Kultur in unserem Land für Solidarität, Optimismus und Mut steht.“
Das im Mai 2020 erstmals gestartete Mikrostipendien-Programm wird auch in diesem Jahr fortgesetzt: Hauptberuflich und freischaffende Künstler*innen der Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur und Musik, können sich ab dem 31. März 2021 mit einer kurzen Projektskizze bewerben. Voraussetzungen sind der Nachweis des Erstwohnsitzes im Land Brandenburg, ein künstlerischer Lebenslauf, die Skizze des künstlerischen Projekts und der Nachweis der professionellen Künstlerschaft. Auch wer bereits im vergangenen Jahr Mikrostipendien erhalten hat, kann sich mit einem neuen Projekt erneut bewerben. Die Bewerbungen müssen in Papierform per Post bis zum 31. Mai 2021 an das Kulturministerium geschickt werden. Die entsprechende Richtlinie, das Antragsformular sowie ein umfangreiches FAQ zum Bewerbungsverfahren sind ab dem 31. März unter https://mwfk.brandenburg.de abrufbar.
Im vergangenen Jahr hat das Land freie Künstler*innen mit rund 2,9 Millionen Euro unterstützt und insgesamt 1.719 Stipendien vergeben, darunter an die Cembalistin und Hammerflügelspielerin Mira Lange aus Wittenberge, den Zeichner und Maler Frank Diersch aus Woltersdorf, den Daumenkinograph Volker Gerling aus Templin und die Malerin und Illustratorin Julia Brömsel aus Werder:
- Die 1977 in Offenbach geborene Cembalistin und Hammerflügelspielerin Mira Lange hat sich in ihrem Projekt ‘Beflügelt‘ mit der Pianistin Clara Schumann (1819 – 1896) befasst. Unter dem Aspekt der historischen Spielweise hat sie ein Programm mit romantischen Kompositionen erarbeitet. Das Projekt beinhaltet auch die Planung eines öffentlichen Konzerts in der Musikschule Wittenberge, das gefilmt und anschließend auf die digitale Plattform #kulturBB gestellt werden soll. Mira Lange bestand mit 13 Jahren die Aufnahmeprüfung für Klavier und Blockflöte an Dr. Hoch’s Konservatorium – Musikakademie Frankfurt am Main. Nach dem Abitur studierte sie Cembalo und Blockflöte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und barocken Bühnentanz an der Musikhochschule Bremen. Seit 2004 arbeitet sie als freiberufliche Cembalistin, Hammerflügelspielerin und festes Mitglied bei verschiedenen Ensembles, u.a. der Kammerakademie Potsdam und dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt (Oder), im Jahr 2014 gründete sie mit Partnern das Ensemble ‘Wunderkammer‘. Mira Lange lebt und arbeitet in Wittenberge (Prignitz). Weitere Informationen: www.miralange.com
- Der 1965 in Berlin geborene Zeichner, Radiomacher und Kurator Frank Diersch entwirft unter dem Titel ‘Aufzeichnungen/Randnotizen‘ Zeichnungen und Texte in Arbeitsbüchern und auf kleinen Formaten. Diese Arbeiten sollen die Grundlage für größere Arbeiten sein und seinen täglichen Arbeitsprozess im Atelier, im ‘Studio für Radio + Grafik‘ und an verschiedenen Arbeitsorten reflektieren. Seine Arbeitsbücher waren bereits Teil einer Ausstellung im Packhof des Brandenburgischen Museums für moderne Kunst. Frank Diersch studierte an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin und war Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin. Neben seinen künstlerischen Projekten hat er auch Lehraufträge, unter anderem an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, der Universität der Künste und der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Im Jahr 2016 erhielt er den Kunstförderpreis des Landes Brandenburg und 2018 den Brandenburgischen Kunstpreis. Frank Diersch lebt und arbeitet in Woltersdorf (Oder-Spree). Weitere Informationen: www.frank-diersch.de
- Der 1968 in Hilden geborene Daumenkinograph Volker Gerling entwickelt in Anlehnung an die Arbeit ‘Zeige deine Wunde‘ von Joseph Beuys aus dem Jahr 1976 einen Bühnenabend, der sich mit der momentanen Verwundung der Gesellschaft beschäftigt. Im Spannungsfeld dieser Verwundung und einer Gedichtzeile von Mascha Kaléko "Zerreiß deine Pläne, sei klug und halte dich an Wunder“ will er Menschen porträtieren, die von ihren Wunden, aber auch von den kleinen und großen Wundern ihres Alltags erzählen. Volker Gerling hat an der Filmuniversität Babelsberg ‘Konrad Wolf‘ Regie und Kamera studiert. Der Kameramann, Regisseur und Autor beschäftigt sich seit 1998 mit fotografischem Daumenkino. Seine Kinografien sind fotografische, quasi dokumentarische Bild-Novellen, erstarrte kleine Momente des Alltags und Zeugnisse kurzer Intensiver Begegnungen mit Menschen. Im Jahr 2004 war er Stipendiat der Stiftung Kulturfonds. Auf dem Edinburgh Festival Fringe 2015 bekam er den ‘Total Theatre Award‘ für seine Portraits in Motion. Volker Gerling lebt und arbeitet in Templin (Uckermark). Weitere Informationen: www.daumenkinographie.de.
- Die 1980 in Schlema geborene Malerin und Illustratorin Julia Brömsel beschäftigt sich in ihrer Bilder-Serie ‘Die vier Winde‘ mit Inka-Traditionen. Eine Corona-bedingt unterbrochene schamanische Ausbildung brachte sie auf die Idee, das Wissen, die Symbole und die heiligen Stätten der Inka künstlerisch umzusetzen. Julia Brömsel kam als Tochter von Künstler-Eltern schon früh mit Malerei in Kontakt. Alte Landkarten, Stadtpläne und Schnittmusterbögen dienen ihr als Untergrund für ihre Arbeiten. Bevor sie sich den Bildenden Künsten widmete, studierte sie unter anderem Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste in Essen und ging nach dem Abschluss mit dem Wandertheater ‘Ton und Kirschen‘ auf Tournee. Julia Brömsel lebt und arbeitet in Werder (Potsdam-Mittelmark). Weitere Informationen: www.juliabroemsel.de
Das Land setzt neben den Mikrostipendien auch seine im April 2020 gestartete Corona-Kulturhilfe fort: Für das Hilfsprogramm zur Kompensation von Einnahmeausfällen für Brandenburger Kultureinrichtungen stehen bis Ende Juni 2021 insgesamt 5 Millionen Euro bereit. Das Programm richtet sich an kommunale Kultureinrichtungen und gemeinnützige kulturelle Vereine sowie Stiftungen und Gesellschaften. Diese können sich 100 Prozent ihrer Einnahmeausfälle, die zwischen dem 01. Januar und dem 30. Juni 2021 entstehen, und abzüglich der Ausgabenersparnisse, ersetzen lassen. Im vergangenen Jahr wurden landesweit etwa 250 Kultur-Einrichtungen mit rund 4 Millionen Euro aus Mitteln der Kulturhilfe unterstützt.