Von Kunststrom über Mutter-Tochter-Roman bis Vernetzungsplattform: Das Kulturministerium unterstützt auch in diesem Jahr zehn Brandenburger Künstlerinnen und Künstler aus Literatur, Musik sowie Bildender- und Darstellender Kunst mit Arbeitspaket-Stipendien. Die zum sechsten Mal vergebenen Stipendien sind mit jeweils 8.000 Euro ausgestattet. Kulturministerin Dr. Manja Schüle:

„Ob gemalte Zukunftsvisionen, literarische Langzeitbeobachtung oder ein Ort der Begegnung: Unsere zehn Arbeitspaket-Stipendien gehen erneut an außergewöhnliche Projekte Brandenburger Künstlerinnen und Künstler. Herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich, dass wir seit 2019 Kreative auf diese Weise unbürokratisch unterstützen und ihnen ermöglichen können, Ideen in konkrete Vorhaben umzusetzen. Ich bin gespannt auf die Projekte und Werke, die mit den Arbeitspaketen entstehen!“

Für die Arbeitspaket-Stipendien können sich Künstlerinnen und Künstler der Genres Literatur, Bildende Kunst, Musik sowie Darstellende Kunst mit Erstwohnsitz im Land Brandenburg bewerben. Sie werden von der Kulturministerin nach Empfehlung der von ihr eingesetzten Fachjurys vergeben. Entscheidend ist die Qualität des bisherigen künstlerischen Wirkens. Insgesamt gab es 209 Bewerbungen – so viele wie noch nie. Diese Künstlerinnen und Künstler erhalten die Arbeitspaket-Stipendien 2024:

Bildende Kunst:

  • Stephan Leonard (*1979) arbeitet in Malerei, Zeichnung und Druckgrafik, aber auch mit Sound und Video. Der Woltersdorfer setzt sich mit den Möglichkeiten der Umsetzung von Pause und ‘Nichts‘ auseinander, die zu minimalistisch anmutenden Werken führen.
  • Julia Götz (*1984) aus Heidesee (Dahme-Spreewald) arbeitet mit Sebastian Neitsch als Künstlerduo Quadrature. Sie machen Daten aus verschiedenen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Bereichen in ihren Zusammenhängen sinnlich erfahrbar. Die diplomierte Designerin arbeitet momentan an Projekten, die sich beispielsweise mit der transformativen Kraft der Erfindungen in Wissenschaft und Technologie auseinandersetzen.
  • Gabriele Worgitzki (*1973) ist Malerin und stellt in ihren Arbeiten oft Zukunftsvisionen dar. Die Luckenwalderin hat Häuserexposés mit Acrylfarben skizziert. So entsteht der Eindruck, bei der Abbildung handelt es sich nicht um ein Kaufobjekt, sondern um die Vorstellung eines neuen Lebens.
  • Lydia Schellhammer (*1992) arbeitet seit 2016 mit Chris Mukenge als kongolesisch-deutsches Künstlerduo Mukenge/Schellhammer zusammen. Seither sind Bilder, experimentelle Videos sowie Interventionen und Performances im öffentlichen Raum entstanden. Darin hinterfragt werden kulturelle Praktiken und soziale Normen im Spannungsfeld ihrer unterschiedlichen gesellschaftlichen, ökonomischen und sozialen Perspektiven. Das Duo will im ehemaligen Bahnhofsgebäude in Wilmersdorf (Oder-Spree) einen ‘Dritten Ort‘ etablieren und eine regelmäßige Veranstaltungsreihe konzipieren.
  • Pablo Wendel (*1980) gründete 2012 die Performance Electrics gGmbH mit dem Ziel, durch performative und partizipative künstlerische Aktionen Strom zu erzeugen, der als Kunststrom ins öffentliche Netz eingespeist wird. Seit 2017 verantwortet er als künstlerischer Co-Leiter die Entwicklung des E-Werks Luckenwalde (Teltow-Fläming) als gemeinnütziges Kunstprojekt und nachhaltiges Energieversorgungszentrum. Der Bildhauer und Performance-Künstler will weitere Prototypen für eine unabhängige Energieversorgung anderer Kunst- und Kulturinstitutionen entwickeln.

Literatur:

  • Ulla Lenze (*1973) ist Autorin von Romanen wie ‘Der kleine Rest des Todes‘ und ‘Das Wohlbefinden‘. Die Buckowerin (Märkisch-Oderland) lebte in Indien und der Türkei und engagiert sich für Kulturkontakte mit der außerwestlichen Welt. Mit ihrem neuesten Buchprojekt, das den Arbeitstitel ‘Der Körper der Mutter‘ trägt, lotet sie eine Mutter-Tochter-Beziehung aus, in der hinter der Demenzerkrankung der Mutter eine komplexe Kriegsenkel-Thematik zum Vorschein kommt.
  • Julia Schoch (*1974) veröffentlicht Romane, darunter ‘Mit der Geschwindigkeit des Sommers‘, Erzählungen und Essays, die vielfach ausgezeichnet wurden. Die Potsdamerin wird ihre autofiktionale Trilogie ‘Biografie einer Frau‘ mit dem Buch ‘Wild nach einem wilden Traum‘ abschließen. In der Langzeitbeobachtung sucht sie Antworten auf die Frage, wie weit wir unseren Erinnerungen trauen und unserem Gedächtnis glauben können.

Darstellende Kunst:

  • Laura Gary (*1987) aus Oberkrämer (Oberhavel) setzt sich als Tänzerin und Performerin mit dem Klimawandel auseinander und will ökologisches Bewusstsein schaffen. Dafür sucht sie Verbindungen zu lokalen zivilgesellschaftlichen Institutionen und arbeitet am Aufbau einer Vernetzungsplattform.

Musik:

  • Mohamed Fityan (*1984) verfügt über ein facettenreiches musikalisches Können, etwa an den arabischen Rohrflöten Nay und Kawala. Der Strausberger ist auch auf dem Gebiet der musikalischen Bildung und interkulturellen Vermittlung tätig.
  • Sabine Vogel (*1971) begeistert als Flötistin im Bereich experimenteller zeitgenössischer, improvisierter wie komponierter Musik. In ihren Konzerten, Performances und Videoproduktionen/Installationen verbindet die Potsdamerin Musik mit Natur.

Die Mitglieder der Jurys:

  • Musik: Berit Jung (Kontrabassist, Musikpädagogin), Tom Österreich (Musiker, Begründer und Leiter Z POP Brandenburg), Henry Mex (Musiker, Klanginstallation, Komponist, künstlerischer Leiter des brandenburgischen Neue Musik-Festivals intersonanzen)
  • Darstellende Kunst: Prof. Dr. Ute Schlegel-Pinkert (Universität der Künste, Berlin), Jens-Uwe Sprengel (Künstlerischer Leiter T-Werk Potsdam), Noriko Seki (Schauspielerin, Leiterin des Theaters NADI, ehemalige Stipendiatin)
  • Literatur: Detlef Franke (ehemaliger Leiter der Literaturwerkstatt Cottbus), Prof. Dr. Stefanie Stockhorst (Institut für Germanistik, Universität Potsdam), Carsten Wist (Literaturladen Potsdam)
  • Bildende Kunst: Inka Schube (Sprengel Museum Hannover), Petra Schmidt Dreyblatt (Geschäftsführerin des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler), Mike Gessner (Künstlerischer Leiter des Kunstraums Potsdam)