Mit großer Betroffenheit und Entsetzen hat die Stadt Weimar auf den Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek reagiert. Oberbürgermeister Dr. Germer, der seit 21 Uhr bis tief in der Nacht vor Ort war, betonte: „Die Zerstörung von vielen tausend Büchern insbesondere aus dem 16.-18. Jahrhundert bedeutet einen unwiederbrinlichen Verlust im UNESCO-Weltkulturerbe der Stadt.“ Auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus und Thüringens Kultusminister, Professor Jens Göbel, waren vor Ort und drückten ihr Entsetzen und ihre Hilfsbereitschaft aus.

Der Brand war um 20.25 Uhr durch die Brandmeldeanlage der Bibliothek gemeldet worden. Innerhalb von kürzester Zeit stand der gesamte Dachstuhl in Brand. Bei Ankunft der Berufsfeuerwehr Weimar traten die Flammen schon aus dem Dachstuhl. Durch die herabfallende Deckenkonstruktion dehnte sich der Brand schnell bis ins Obergeschoss aus. Zahlreiche Bände des rund 120.000 Bücher starken Bestandes in dem sogenannten Stammhaus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
waren unverzüglich durch die Feuerwehr, Mitarbeiter der Stiftung Weimarer Klassik, der Stadtverwaltung und weiterer freiwilliger Kräfte in einer komplizierten Bergungsaktion über das Treppenhaus in den nicht gefährdeten Coudray-Flügel des Hauses sowie in das Tiefmagazin zu schaffen.
Der Oberbürgermeister und der Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann, bedankten sich sehr bei allen Helfern. Ein großer Dank für den selbstlosen Einsatz der Berufsfeuerwehr und der freiwilligen Kameraden kam auch von dem Leiter der Weimarer Feuerwehr, Hartmut Haupt. Noch während die Flammen hoch über dem Haus standen, löschten die Feuerwehrleute aus dem Inneren des Rokokosaals und konnten so die Ausbreitung des Feuers vom Dachstuhl in das Gebäude hinein verhindern, so der Stiftungspräsident.

Die Brandbekämpfung erfolgte mit bis zu 330 Einsatzkräften von Feuerwehren aus ganz Thüringen mit Hilfe von bis zu zehn Stahlrohren über Drehleitern sowie über zwei Treppenhäuser. Ein ärztlicher Rettungsdienst war bei der Koordinierung der Rettungsarbeiten vor Ort. Zwei Feuerwehrleute wurden in Ausübung Ihrer Arbeit verletzt (Rauchvergiftung) und zur stationären Behandlung in die Weimarer Klinik gebracht. Um 23.30 Uhr konnte „Brand unter Kontrolle“ gemeldet werden. Der Einsatz der Feuerwehr hält zur Zeit noch an. Die Nacht
hindurch wurde der Schwelbrand im Dachgeschoß, das mit rund 80 Zentimetern Schutt bedeckt ist, unter Kontrolle gehalten. Derzeit ist die größte Gefahr, daß die Decke unter den großen Lasten des Dachschutts zusammenstürzt. Inzwischen sind die beiden unteren Etagen des Rokoko-Saals, der am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde, von allen Büchern geräumt.
Von diesen rund 50.000 Büchern sind rund 40.000 Bücher durch Wasser teilweise stark beschädigt und werden seit den Nachtstunden in der Stiftung und im Hauptstaatsarchiv Thüringen zwischengelagert. Im Verlauf des heutigen Tages werden sie in das Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig transportiert, um dort bis zu ihrer Restaurierung
gefriergetrocknet zu werden. Die Bücher in der obersten Etage (2.Galerie) sowie im Dachgeschoß sind nach Auskunft des Bibliotheksdirektors vermutlich durch den Brand zerstört. Dabei handelt es sich um Bücher aus dem 16.-18. Jahrhundert (2. Galerie) – darunter die Musikaliensammlung der Herzogin Anna Amalia aus dem 18. Jahrhundert (die Sammlung des Bibliothekars Daniel Schurzfleisch vom Anfang des 18. Jahrhunderts ist zum großen Teil zerstört)- sowie um Nachlässe und Dubletten, die im Dachgeschoß eingelagert waren. Der Verlust wird auf rund 25.000 - 30.000 Bücher geschätzt. Der Marktwert des zerstörten und geschädigten Bestandes ist nicht abzuschätzen, da die Bestände einmalig waren (deshalb bestand auch kein Versicherungsschutz)– die Beschädigung des Gebäudes geht in einen siebenstelligen Bereich.
Zur Zeit beginnt eine Beräumung des Dachgeschosses mittels zweier Kräne. Diese Beräumung wird sich über mehrere Tage hinziehen. Die Polizei sowie die Staatsanwaltschaft und Statiker sind mit dem Präsidenten der Stiftung Weimarer Klassik zur Untersuchung der Brandursachen vor Ort. Die Untersuchung begann in den frühen Vormittagsstunden Derzeit kann noch keine Aussage zu den Brandursachen gemacht werden.
Um 11.00 Uhr wurde in einer zweiten zentralen Pressekonferenz (nach der ersten um 9.00 Uhr)– im Rahmen der angesetzten Pressekonferenz zum „Tag des offenen Denkmals“ am nächsten Sonntag, dem 12. 9., – im Großen Saal des Rathauses über die
Lage informiert.

Mit einer breiten Welle der Hilfsbereitschaft hat die Bevölkerung bis weit über die Grenzen Thüringens hinaus reagiert. So hat beispielsweise die Vizepräsidentin des hessischen Landtags, Ruth Wagner, noch für heute ihre Hilfe angeboten.

Die Gesellschaft Herzogin Anna Amalia ruft unter dem Stichwort „Gesellschaft Anna-Amalia-Bibliothek“ zu spontanen Spenden auf. Die Konto-Nummer lautet:

301040400 bei der Sparkasse Mittelthüringen (BLZ: 82051000).

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