Mit einem klaren Votum hat sich der Rat der Stadt Bonn am Donnerstagabend zum Bau eines Festspielhauses in der Beethovenstadt bekannt. Bonn soll damit als Ort der nationalen und internationalen Pflege des Erbes Ludwig van Beethovens ausgebaut werden. Der Komponist hatte 1770 in der Bonngasse das Licht der Welt erblickt.

"Jetzt können wir mit Elan an die Realisierung gehen", freute sich Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch nach dem Beschluss. "Wir haben den ehrgeizigen Plan, das privat finanzierte Projekt so fertigzustellen, dass es rechtzeitig vor Beethovens 250. Geburtstag im Jahr 2020 in Betrieb ist. Ich freue mich besonders über die Signale, die ich aus der Bonner Wirtschaft und der Bürgerschaft aufnehme, die den Bau zu ihrer Sache machen und sich finanziell beteiligen wollen. Die Bürgerinnen und Bürger Bonns waren schon immer der Garant dafür, dass Beethovens Erbe in Bonn in Ehren gehalten wird. Ein neues Konzerthaus könnte der strahlende Mittelpunkt des Musikgeschehens in Bonn werden, mit dem sich die Bonnerinnen und Bonner identifizieren und damit die kulturelle Identität der Stadt stärken." Nimptsch dankte erneut der Deutschen Post DHL, dass sie zu ihrer Zusage steht, sich mit 30 Millionen Euro an dem Neubau zu beteiligen.

Die Verwaltung hatte dem Rat in einer Vorlage die Voraussetzungen dargelegt, unter denen das Konzerthaus, das architektonisch wie akustisch höchste internationale Standards erfüllt, entstehen soll. Standort soll die Rheinaue sein. Die Beethovenhalle soll als multifunktionaler Veranstaltungsort weiter betrieben werden. Der Rat gab der Verwaltung darüber hinaus auf, ein Konzept für die Beethovenpflege zu erarbeiten, das zugleich die Zukunft des Konzertstandortes Bonn sichert. Der Rat beschloss, dass sich die Stadt nicht an den Investitionskosten beteiligt, außerdem soll der finanzielle Beitrag der Stadt zum Betrieb den Haushalt nicht zusätzlich belasten.

Nimptsch erinnerte daran, dass die Marke "Beethoven" auch Arbeitsplätze schafft. Der Komponist sei ein einmaliges kulturelles Markenzeichen für Bonn: "Dieses Alleinstellungsmerkmal kann uns keiner nehmen."

Nach den Vorstellungen von Kulturdezernent Martin Schumacher ist das Konzerthaus Teil des "Zentrums der nationalen und internationalen Beethovenpflege", zu dem auch das Beethoven-Haus gehört, und zugleich Heimstatt des Beethoven-Orchesters Bonn sowie des Beethovenfestes. Das inhaltliche Konzept soll sich um mehrere Festivals zentrieren, es kommen Veranstaltungen Dritter hinzu, so dass neben Klassik beispielsweise auch Jazz und Weltmusik geboten werden. Im Rahmen der Erarbeitung des Kulturkonzeptes werde es einen "Runden Tisch" zur Pflege des musikalischen Erbes Ludwig van Beethovens geben, der ein "unverwechselbares Profil für die Beethovenstadt Bonn" skizzieren soll. Das inhaltliche Konzept soll dabei über Beethovens 250. Geburtstag hinausgehen.

Für Stadtbaurat Werner Wingenfeld ist der angestrebte Standort in der Rheinaue eine konsequente Fortsetzung des "Maßstabssprungs", den Bonn mit der "neuen Mitte" im Bundesviertel längst in Angriff genommen habe. In unmittelbarer Nähe des Post Towers - eingebettet "in eine wunderbare Umgebung nah am Rhein" - habe der Standort viele Vorzüge. Das Festspielhaus im Bundesviertel würde sich laut Wingenfeld zu einen "ganz zentralen Standort der neuen Großstadt Bonn" entwickeln, die sich durch kurze Wege auszeichne. Beide Konzerthausentwürfe - "Der Diamant" von Zaha Hadid und "Die Welle" von Hermann und Valentiny - ließen sich in der Rheinaue realisieren, ergänzte Schumacher.

Das Ziel ist es nach Aussage von Nimptsch, bis Mitte des Jahres 2012 die Mittel für die Realisierung zusammenzutragen. Neben der Deutschen Post DHL erhält die Stadt weitere aus der Wirtschaft. Die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg hat eine Initiative zur Co-Finanzierung des Konzerthauses ins Leben gerufen. Zudem werde nach einem weiteren Großsponsor und privaten Geldgebern gesucht.

Für den Betrieb des Hauses soll eine Betreiberstiftung gegründet werden, an der sich der Bund mit 39 Millionen Euro, die Sparkasse Köln/Bonn mit 5 Millionen Euro, der Rhein-Sieg-Kreis mit 3 Millionen Euro und die Stadt Bonn mit 50.000 Euro beteiligen würden. "Daraus ergeben sich jährlich Einnahmen von 1,4 Millionen Euro für den Betrieb" rechnete der Kulturdezernent vor. Hinzu kämen Einnahmen aus Kartenverkauf und Vermietungen an andere Veranstalter. Zudem hätten das Land NRW und die Deutsche Telekom AG Gesprächsbereitschaft signalisiert, sich am Programm des Festspielhauses finanziell zu beteiligen, sagte Schumacher. Als nächstes müsse nun auf der Grundlage eines innovativen und unverwechselbaren inhaltlichen Konzepts ein Businessplan aufgestellt werden, sodass der Rat entscheiden kann, ob und mit welchem festen Zuschussbetrag sich die Stadt an den laufenden Betriebskosten beteiligen kann.

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