Das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz wird umfangreich restauriert. Grund dafür sind Korrosionsschäden, welche bei einer Begutachtung der Statue im Herbst 2020 festgestellt worden waren. Per Kran wurde die Statue nun auf einen Tieflader gehoben und in die Werkstatt abtransportiert.

Dass der Beethoven-Statue auf dem Münsterplatz Gurte angelegt werden, passiert nicht alle Tage. Das letzte Mal im Jahr 1963. Nun war es wieder so weit: Beethoven wurde vom Sockel gehoben. Dafür wurden mehrere Gurte um den Korpus gelegt. Vier weitere dann wie Hosenträger daran befestigt. Noch weitere Fixierungen sorgten dafür, dass die denkmalgeschützte Figur mit Hilfe eines Krans so behutsam wie möglich angehoben und auf einen Tieflader verfrachtet werden konnte. Anschließend war das Postament dran. Insgesamt rund 6,6 Tonnen Gewicht wurden so bewegt: die Statue wiegt rund 3,2 Tonnen, die Sockelverkleidung (Postament) rund 3,4 Tonnen.  

Wie sich bei den Begutachtungen im Herbst 2020 gezeigt hatte, hat sich auf den Stellen des Denkmals, welche der Sonne ausgesetzt sind, eine Korrosion ausgebreitet. Schmutz und Wasser können so ungehindert eindringen, damit erhöht sich das Risiko einer Korrosion im Innenbereich deutlich. Diese Schäden sind für Betrachter des Denkmals kaum beziehungsweise nicht erkennbar, müssen jedoch dringend behoben werden, um weitere Schäden zu verhindern.

Die Restaurierung der Beethoven-Statue wird vom Städtischen Gebäudemanagement organisiert. Mittels Ausschreibung wurde die Firma Recovis gefunden und beauftragt. Das Unternehmen aus Schleswig-Holstein ist spezialisiert auf Metallrestaurierungen, insbesondere von Bronze. Für die Restaurierungsarbeiten hat Recovis eine Werkstatt in der Nähe Bonns angemietet, um den Transportweg für die kostbare Fracht so kurz wie möglich zu halten.

In der Werkstatt werden die bronzenen Bestandteile des Denkmals zunächst gereinigt. Das Ziel der Reinigung - mit Wattestäben, Schwämmen und Wasser sowie für das Material geeigneten Reinigungsprodukten - ist nicht eine absolut saubere Oberfläche, sondern die Beseitigung aufgelagerter Schmutzschichten unter Erhalt der historischen Patina. Anschließend erfolgt voraussichtlich noch eine vorsichtige mechanische Reinigung von noch nicht gelösten Verschmutzungen, zum Beispiel Taubenkot. 

An mehreren Stellen des Rahmens, der seitlichen Allegorien-Platten und der Statue müssen zudem Graffiti-Verschmutzungen in Teilflächen beseitigt werden. An überschatteten beziehungsweise reich reliefierten Stellen der figürlichen Darstellungen und der Statue sind nach den Reinigungen noch starke Verkrustungen zurück zu arbeiten, um so die Schad- und Fehlstellen freizulegen und eine denkmalgerechte Überarbeitung des beschädigten Areals zu ermöglichen. Damit wird auch die Wasserabführung verbessert. Je nach Festigkeit und Beschaffenheit der Korrosionszone wird es gegebenenfalls notwendig sein, die Krusten in den betroffenen Bereichen punktuell mit Skalpell und Glasfaserstift auszudünnen.

Das Denkmal wurde zuletzt in den 1960er Jahren, 1963-1965, umfangreich restauriert. Reparaturstellen aus dieser Zeit, sogenannte Bronzeplomben oder auch Bronzeplättchen, haben sich an einigen Stellen gelöst. Diese werden wieder befestigt und weitere offene Fugen und Nähte verschlossen. Abschließend werden die einzelnen Teile mit einem Mikrokristallin-Wachs beschichtet. Durch eine leichte Pigmentierung, also Einfärbung in einigen Bereichen, wird hiermit ein stimmiges Gesamtbild der Oberfläche wiederhergestellt. 

Der Betonkern des Sockels verbleibt vor Ort und wird ebenfalls instandgesetzt. Damit der Platz des Denkmals für die Zeit der Restaurierung nicht leer bleibt, hat das Städtische Gebäudemanagement einen Sockelschutz mit Informationen und historischen Ansichten der Statue entworfen. Dieser verkleidet die drei Meter hohe Holzkiste bis zur Rückkehr Beethovens.

Die Restaurierung des Denkmals wird durch das Städtische Gebäudemanagement (SGB) koordiniert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Land NRW unterstützen die Restaurierung mit je 15.000 Euro. Die Gesamtmaßnahme wird nach aktuellem Stand rund 60.000 Euro kosten. Im Sommer 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Historie des Denkmals

Das Beethoven-Denkmal auf dem Münsterplatz wurde am 12. August 1845 zum Gedenken an Beethovens 75. Geburtstag und anlässlich des ersten Beethovenfestes enthüllt. Den Feierlichkeiten war ein jahrelanges Engagement der Bonner Bürgerinnen und Bürger -insbesondere von Robert Schumann und Franz Liszt - vorausgegangen.

Die Gestaltung eines Denkmals für Ludwig van Beethoven übernahm der damals bereits in Dresden und München erfolgreiche Bildhauer und Professor an der Dresdner Kunstakademie, Ernst Julius Hähnel. Sein Konzept wurde als modern und zugleich erhaben eingeschätzt. Ausgeführt wurde die Statue vom Bildhauer und Erzgießer Jacob Daniel Burgschmiet.

Am 12. August 1845 wurde das Denkmal in Anwesenheit von Königin Victoria und Prinz Albert, König Friedrich Wilhelm IV, Erzherzog Friedrich von Österreich und Alexander von Humboldt enthüllt. Da die Hoheiten einen Ehrenplatz auf einem Balkon hinter der Statue (heutiges Postamt) erhielten, stand diese mit dem Rücken zu ihnen. Alexander von Humboldt sagte daraufhin: „Ja, er ist auch schon in seinem Leben immer ein grober Kerl gewesen." Die Erheiterung spielte den Fauxpas etwas runter.

In den Jahren 1963 bis 1965 ist die Statue schon einmal restauriert worden. Hierzu war die Statue nebst Sockel mithilfe eines Autokrans verladen worden und stand rund 20 Monate in der Kunstschmiede Karl König in Bonn, bevor das Denkmal am 28. April 1965 feierlich wieder aufgestellt wurde. Das frisch restaurierte Denkmal war wenige Wochen später, im Mai 1965, auch Station von Königin Elisabeth II von England während ihres Deutschlandbesuchs.

Am 6. November 1987 wurde die Beethoven-Skulptur als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Bonn eingetragen.

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