Das Institut für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin hat im Auftrag des Staatstheaters Karlsruhe eine Besucherstudie durchgeführt. Über 2.500 Besucherinnen und Besucher des Staatstheaters wurden von Juni 2011 bis Juli 2012 in insgesamt drei Erhebungen befragt und ihre Antworten ausführlich analysiert. Um v.a. Informationen über zukünftig zu gewinnende Publika zu erhalten, wurde die Untersuchung von Besuchern durch eine Nichtbesucherumfrage von über 400 Anwohnerinnen und Anwohnern Karlsruhes im Frühjahr 2012 ergänzt.

Im Sommer 2011, vor Beginn der neuen Generalintendanz unter Peter Spuhler, stellte sich das Publikum des Staatstheaters Karlsruhe als ein eher älteres (die Hälfte über 60 Jahre), bodenständiges (43,9% mit Einkommen bis zu 2.000 Euro), mit einem relativ geringen Akademikeranteil (21,5% Mittlere Reife, 6,2% Hauptschulabschluss), zu wenig jungen Besuchern (9,6% aller Befragten und 32,6% der Erstbesucher unter 30 Jahren) und zu wenigen Besuchern aus der Stadt Karlsruhe (45,9%) dar. Vom Staatstheater erwartete es vor allem handwerklich qualitätsvolle Kunst. Menschen mit migrantischem Hintergrund waren stark unterrepräsentiert.

Im Verlauf der Studie in der Spielzeit 2011/12 zeichnete sich bereits eine Verjüngung des Publikums ab. Der Anteil der bis 30-Jährigen an den Besuchern insgesamt stieg auf 11,1%, der Anteil der bis 30-Jährigen an Erstbesuchern auf 47,8%. Da aus methodischen Gründen die Besucher der Kinder- und Jugendaktivitäten nicht mit einbezogen wurden, dürfte der Verjüngungseffekt insgesamt noch stärker sein.

Die neue Programmlinie musikalisches Schauspiel (Dylan – the times they are a-changin‘, Jacques Brel – on n’oublie rien) zieht ein anderes, eher theateruntypisches Publikum mit deutlich mehr Erstbesuchern sowie einem höheren Männeranteil an. Ebenso sind die neuen ästhetischen und inhaltlichen Positionen des Spielplans für aufgeschlossene Akademiker, die in der Nicht-Besucherumfrage am häufigsten angaben, bereits länger als zwei Jahre nicht mehr im Staatstheater gewesen zu sein, attraktiv für einen Besuch.

Der häufigste Grund für einen Erstbesuch oder für häufigere Besuche im Staatstheater sind Empfehlungen und Vorbild von Freunden, Bekannten oder Verwandten. Die wichtigsten Kommunikations-Medien sind das Spielzeitheft und die Webseite. Bei der Planung von kulturellen Aktivitäten bestätigt die Besucherstudie eine allgemeine gesellschaftliche Tendenz, in der Online-Informationen und soziale Netzwerke eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Ein entscheidender Baustein für die zukünftige Gewinnung von Besuchern wird der konsequente Ausbau der Online-Angebote des Staatstheaters sein.