Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt erinnert seit gestern mit einer Berliner Gedenktafel an den Pianisten und Dirigenten Claudio Abbado (1933–2014). Der langjährige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker lebte bis 2001 in der Ludwigkirchstraße 9a in Wilmersdorf.
Am 26. Juni 1933 in Mailand geboren, studierte Claudio Abbado am dortigen Konservatorium Giuseppe Verdi Klavier, Komposition und Dirigieren. Mitte der 1950er-Jahre ging er nach Abschluss seines Studiums nach Wien und setzte dort seine Ausbildung zum Dirigenten fort. Die Förderung musikalischen Nachwuchses war zeitlebens ein besonderes Anliegen Abbados und so gründete er mehrere Jugendorchester in Europa.
Ende 1989 wurde Claudio Abbado – inmitten der Umbruchstimmung infolge des Mauerfalls – von den Musikerinnen und Musikern der Berliner Philharmoniker als Nachfolger Herbert von Karajans zum ständigen Dirigenten und künstlerischen Leiter des Orchesters gewählt. Abbado setzte programmatische Akzente in seiner mehr als ein Jahrzehnt währenden Position: Er entwickelte thematisch ausgerichtete Konzertzyklen, baute Brücken zwischen Konzerten, Theatern, Kinos und Museen und rief nicht zuletzt die Berliner Begegnungen ins Leben, eine Konzertreihe, in der herausragenden jungen Talenten das Musizieren mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen ermöglicht wurde.
Nach einer Magenkrebs-Diagnose im Jahr 2000 musste Claudio Abbado eine Pause einlegen, leitete die Berliner Philharmoniker jedoch für zwei weitere Spielzeiten. Der Abschied von Berlin folgte im Jahr 2002, Abbado setzte seine Arbeit mit verschiedenen anderen Orchestern fort und gründete 2003 das Lucerne Festival Orchestra. In einem Zeit-Interview anlässlich seines 80. Geburtstages sagte er: „Musik hat für mich nichts mit Arbeit zu tun. Sie ist eine große, tiefe Leidenschaft.“ Erinnert als Meister im Zuhören und Dirigent mit künstlerischer Weitsicht und Begeisterungsfähigkeit, erhielt Claudio Abbado zahlreiche Auszeichnungen für seine bedeutende musikalische Laufbahn, darunter das Bundesverdienstkreuz, das Kreuz der Ehrenlegion, die Mahler-Medaille und mehrere Ehrendoktorwürden.
Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Besonderer Dank gilt der GASAG AG, die als langjährige Hauptsponsorin des Berliner Gedenktafelprogramms die Tafel für Claudio Abbado finanziert hat.