Der von der Kultusministerkonferenz vorgelegte Bericht „Lehrereinstellungsbedarf und –angebot in der Bundesrepublik Deutschland -Modellrechung 2002 – 2015“ verbindet eine Abschätzung des Lehrerbedarfs mit einer Vorausberechnung des Angebots an Absolventen der zweiten Staatsprüfungen der verschiedenen Lehrämter. Auf der Bedarfsseite wird dabei unter anderem die Situation auf dem Lehrerarbeitsmarkt berücksichtigt, die in den kommenden Jahren aufgrund der Alterstruktur der Lehrerschaft durch eine steigende Zahl aus dem Schuldienst ausscheidender Lehrkräfte gekennzeichnet sein wird. Ebenfalls einbezogen wurde der Rückgang der Geburtenzahlen in den neuen Ländern, wodurch in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Rückgang der Schülerzahlen zu rechnen ist. Auf der Angebotsseite steht die Prognose der Zahl der Nachwuchslehrerinnen und -lehrer, die ihre Ausbildung beenden und somit potentiell für die Einstellung in den Schuldienst zur Verfügung stehen.
Die Modellrechnung für die Jahre 2002 bis 2015 zeigt, dass einem Einstellungsbedarf von 371.000 Lehrkräften in den Jahren 2002 bis 2015 lediglich 297.000 Neuabsolventen des Vorbereitungsdienstes gegenüberstehen. Folglich ergibt sich ein rechnerischer Mangel in Höhe von rund 74.000 Lehrkräften. Allerdings reduziert sich der Bewerbermangel unter der Annahme, dass die knapp 30.000 nichteingestellten Bewerber des Jahres 2001 sowie nicht eingestellte Bewerber in Jahren mit Bewerberüberschuss teilweise noch in den Folgejahren für eine Beschäftigung im Schuldienst zur Verfügung stehen.
Eine Rechnung über alle Lehrämter geht allerdings davon an, dass Lehrkräfte mit unterschiedlicher Ausbildung überall einsetzbar wären, was in der Praxis jedoch nicht zutrifft. Es ist daher wichtig, die einzelnen Lehrämter differenziert zu betrachten. Der Bericht zeigt, dass die Situation in den Lehramtstypen sehr unterschiedlich ist. Für den Primarbereich, die allgemein bildenden Schulen des Sekundarbereichs II (z.B. Gymnasien) und die Sonderschulen zeichnet sich ein recht ausgewogenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage nach Lehrkräften ab. Hingegen kann im Sekundarbereich I und bei den beruflichen Bildungsgängen der Bedarf voraussichtlich nicht in jedem Jahr gedeckt werden.
In dem Bericht wird darüber hinaus deutlich, dass der Bedarf je nach Unterrichtsfach sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, so dass bei einem grundsätzlich rechnerisch ausgewogenen Verhältnis in einzelnen Fächern Unter- oder Überdeckungen auftreten können. Den voraussichtlich größten Lehrermangel gibt es in Mathematik, den naturwissenschaftlich-technischen und musischen Fächern sowie denjenigen des Bereichs Wirtschaft/Verwaltung/Recht und der ingenieurwissenschaftlichen Fächer an den beruflichen Schulen.
Die Kultusministerkonferenz und die Länder planen derzeit weitere gezielte, präventive Maßnahmen, um den sich abzeichnenden Lehrerbedarf zu decken. Diese umfassen unter anderem die Nach- und Weiterqualifizierung für Lehrkräfte zum Einsatz in Mangelfächern, Eintrittsmöglichkeiten für Seiteneinsteiger, Kapazitätserhöhungen bei den Pädagogischen Fachseminaren und Informationsangebote zum Lehramtsstudium.
Die Dokumentation „Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland – Modellrechnung 2002 bis 2015“ kann als „Statistische Veröffentlichung Nr. 169“ im Sekretariat der Kultusministerkonferenz bestellt oder im Internet als Download-Dokument (www.kmk.org) abgerufen werden.
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