In dem mehrjährigen Forschungsprojekt ECR – Experimental Concert Research hat eine Forschungsgruppe erstmals detailliert nachweisen können, dass sich bei einem Konzertbesuch die Herz- und Atemfrequenz sowie die Bewegungen der Konzertbesucher:innen synchronisieren. Diese Ergebnisse haben die Forscher:innen der Universität Bern, des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main sowie der Zeppelin Universität in Friedrichshafen im Wissenschaftsmagazin Scientific Reports veröffentlicht.
„Wenn Menschen gemeinsam Musik im Konzert hören, schafft das auch eine körperliche Verbindung zwischen ihnen, Synchronisation ist ein Bestandteil des Konzerterlebnisses.“
Die Forscher:innen fanden in ihrer Studie außerdem heraus, dass Persönlichkeitseigenschaften den individuellen Beitrag zur Gruppensynchronie hervorsagen können und dass eine stärkere Synchronisation mit einem immersiveren Musikerlebnis zusammenhängt.
„Dass die Musikerfahrung, auch bei klassischer Musik, nicht nur geistig, sondern auch körperlich ist, ahnten wir schon lange, nun konnte das auch im Konzert gezeigt werden“, berichtet Martin Tröndle, Professor an der Zeppelin Universität und wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojektes, das von der Volkswagen-Stiftung im Bereich „Offen für Außergewöhnliches“ gefördert wird. Nicht zuletzt außergewöhnlich an dem Forschungsprojekt ist, dass erstmals umfangreiche Daten in realen Konzerten erhoben wurden – und nicht im Labor.
Auch die Motivationen, Erwartungen und tatsächlichen Erfahrungen der Konzertbesucher:innen wurden untersucht. Dabei zeigte sich nicht nur, dass es klar unterschiedliche Konzert- und Hörer:innentypen gibt, sondern auch, dass sie mit verschiedenen Motivationen ins Konzert gehen und verschieden Hören. Diese Ergebnisse sind für Konzertveranstalter:innen weltweit relevant, wenn sie verstehen möchten, wie sie in Zukunft ihre Publika ansprechen wollen und was sie ihnen für ein erfülltes Konzerterlebnis bieten müssen.
Die Ergebnisse zur Synchronie zeigen, dass das klassische Konzert – als Ort des gemeinsamen Hörens in Anwesenheit der Musiker:innen – weiterhin großes Potential hat, Gemeinschaft zu bilden. Die Ergebnisse zu den Erwartungen und Erfahrungen zeigen, dass das Konzert weitere Entwicklungen nehmen kann, um diese Gemeinschaftseffekte noch zu verstärken und das klassische Konzert attraktiver zu machen.
Diese und viele andere Ergebnisse des Forschungsprojektes ECR werden auf der zweitägigen Konferenz The Future of the Classical Concert vorgestellt. Sie findet am 29. und 30. November 2023 an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen statt. Highlights werden die Keynotes zweier besonderer Speaker sein: Alex Ross, Musikkritiker bei The New Yorker und Fachbuchautor, und Peter Peters, Professor for the innovation of classical music an der Universität Maastricht.
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen zur Konferenz und Anmeldung unter: www.future-of-the-concert.org
Das Forschungsprojekt ECR: www.experimental-concert-research.org
Artikel in Scientific Reports:
2023: www.nature.com/articles/s41598-023-41960-2
2021: www.nature.com/articles/s41598-021-00492-3