Das Finnish Radio Symphony Orchestra mit dem Bariton Christian Gerhaher und der Mezzosopranistin Lilli Paasikivi unter der Leitung von Sakari Oramo beschließt das Beethovenfest Bonn 2011 am 9. Oktober mit Werken von Beethoven, Liszt und Mahler. Das Abschlusskonzert bildet somit die programmatische Klammer um das diesjährige Programm. Das Beethovenfest Bonn 2011 stand vom 9. September bis 9. Oktober unter dem Motto „Zukunftsmusik. Beethoven, Liszt und das Neue in der Musik“.
Am 22. Oktober 1811 wurde Franz Liszt geboren. Anlässlich seines 200. Geburtstages hat das Beethovenfest Bonn in den vergangenen Wochen auf die lange Festivaltradition zurückgeblickt, denn 1845 organisierte Franz Liszt zur Einweihung des Beethoven-Denkmals auf dem Münsterplatz anlässlich des 75. Geburtstags des Komponisten ein dreitägiges Musikfest. Franz Liszt stand als Persönlichkeit, Visionär, Mäzen, Virtuose und Komponist im Zentrum der 64 Konzerte im Hauptprogramm des Beethovenfestes und vieler der 100 Veranstaltungen im Rahmenprogramm. Auch seine Beziehung zu Ludwig van Beethoven wurde thematisiert, den Liszt verehrte und von dessen uvre aus er seine eigene „Zukunftsmusik“ entwickelte, die bis ins 20. Jahrhundert nachwirkte. Das Beethovenfest Bonn nahm Gustav Mahlers 100. Todestag am 18. Mai zum Anlass für ein Sonderkonzert und die Aufführung vieler seiner Kompositionen im Festivalzeitraum.
Nach viereinhalb Wochen zieht das Beethovenfest Bonn 2011 ein äußerst positive Bilanz mit einer Auslastung von 88 Prozent und 41 ausverkauften Konzerten im Hauptprogramm. Insgesamt besuchten etwa 70.000 Gäste die 164 Veranstaltungen des Beethovenfestes im Haupt- und Rahmenprogramm. Die vier Konzerte in der Beethovenhalle und der Aula der Universität, mit denen das Beethovenfest das Deutschlandfest vom 1. bis 3. Oktober in Bonn mitgestaltete, sowie das Open-Air-Fest „Bühne frei für Beethoven“ am 1. Oktober mit acht Bühnen in der Bonner Innenstadt zogen zusätzlich etwa 20.000 Zuhörer an.
„Viele der Musiker haben uns gezeigt, dass Zukunftsmusik kein Gedankenspiel ist, sondern beim Beethovenfest real wird. Besonders eindrucksvoll war der erste Auslandsauftritt des National Youth Orchestra of Iraq in Anwesenheit des Bundespräsidenten Christian Wulff und seiner Frau Bettina Wulff. Was diese 43 jungen Musiker unter schwierigsten und widrigen Umständen, ohne ständigen Unterricht und mit nur einer Probenphase im Jahr erreichen, ist bewundernswert! Das ist Klang gewordene Zukunftsmusik“, resümierte Ilona Schmiel, Intendantin des Beethovenfestes Bonn. Beim Orchestercampus von Deutscher Welle und Beethovenfest Bonn unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten spielte das National Youth Orchestra of Iraq am 1. Oktober in der Beethovenhalle ein Konzert unter der Leitung ihres Dirigenten Paul MacAlindin. Arabella Steinbacher gab ihr Beethovenfest-Debüt mit Beethovens Violinkonzert. Vorangegangen waren eine zweiwöchige Probenphase in Bonn und davor 14 Tage intensiver Vorbereitung in Erbil im Nordirak. Das 2008 von der heute 21-jährigen irakischen Pianistin Zuhal Sultan gegründete Orchester kommt nur einmal im Jahr aus allen Teilen des Landes zu einem zweiwöchigen Sommercampus im kurdischen Teil des Irak zusammen. Im Rest des Jahres üben die Musiker größtenteils auf sich gestellt oder mit ausländischen Tutoren über Skype und Youtube.
Zukunftsmusik war bis zum Tag der Uraufführung auch das neue Werk von Rebecca Saunders für Violine und Orchester, das das Beethovenfest Bonn und BBC Radio 3 in Auftrag gegeben hatten. Carolin Widmann und das BBC Symphony Orchestra hoben die Komposition „still“ unter der Leitung von Sylvain Cambreling am 29. September beim Beethovenfest aus der Taufe. „Es ist ein ausdrucksstarkes Werk, dem man auf positivste Weise anmerkt, dass Rebecca Saunders es für Carolin Widmann komponiert hat. Ich bin mir sicher, dass dieses Werk Eingang in den Kanon der Musik des 21. Jahrhunderts findet und noch oft aufgeführt werden wird“, drückt Ilona Schmiel ihre Hoffnung auf ein nachhaltiges Schaffen eines zeitgenössischen Konzertrepertoires aus.
Die Zukunft der klassischen Musik werden ganz bestimmt einige der Schülermanager des Jungen Beethovenfestes mit prägen. Von Februar an arbeiteten zehn Schüler der Jahrgangsstufen zehn bis zwölf von sieben Gymnasien in Bonn und Umgebung auf das von ihnen organisierte Konzert mit Goran Bregović and his Wedding and Funeral Orchestra am 17. September im Telekom Forum hin. Am Konzertabend erhielten sie und die ersten beiden Schülermanager-Generationen die Auszeichnung als einer von „365 Orten im Land der Ideen“. Insgesamt erreichten die vielfältigen Angebote des Jungen Beethovenfestes 3.750 Kinder und Jugendliche, davon 1.875 als aktive Teilnehmer und 1.875 bei speziell konzipierten Angeboten.
Goran Bregović trat ebenso erstmals beim Beethovenfest Bonn auf wie Steve Reich anlässlich seines 75. Geburtstages, Julian Rachlin, Sayaka Shoji, Martin Stadtfeld, Linus Roth, Eugene Ugorski, Dejan Lazić, Iveta Apkalna, Mihaela Ursuleasa und Nikolai Tokarev. Letztere drei debütierten im Rahmen der Liszt-Nacht, in der Liszt und seine Beziehungen zur Musikgeschichte im Mittelpunkt standen. In zehn Konzerten an fünf verschiedenen Spielorten zeigte das Beethovenfest Bonn am 24. September Franz Liszt in vielen Facetten: als Symphoniker, als Avantgardisten, als Komponisten geistlicher und folkloristischer Musik, als Liedkomponisten und Kammermusiker.
An das erste Beethovenfest 1845, das Liszt zu Ehren Beethovens durchführte, erinnerte das Beethovenfest Bonn durch die originalgetreue Nachstellung des Konzertes am zweiten Tag des Beethovenfestes 1845: Concerto Köln interpretierte am 7. Oktober unter der Leitung von Ivor Bolton ein reines Beethoven-Programm mit der Sopranistin Chen Reiss und dem Pianisten Alexander Melnikov.
Weitere herausragende Pianisten waren in der letzten Festivalwoche beim Beethovenfest Bonn zu Gast: Murray Perahia holte sehr eindrucksvoll am 6. Oktober sein 2004 abgesagtes Konzert nach und Arcadi Volodos beeindruckte am 8. Oktober insbesondere durch seine virtuose Liszt-Interpretation.
Drei „Orchestras in Residence“ begeisterten beim Beethovenfest Bonn 2011. Das Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von Manfred Honeck eröffnete am 9. und 10. September mit zwei Konzerten das diesjährige Festival mit den Solistinnen Anne-Sophie Mutter und Hélène Grimaud. Das Konzert mit der Pianistin wurde live aus der Beethovenhalle auf eine Großbildleinwand auf den Bonner Münsterplatz übertragen, 4.500 Zuhörer lauschten gebannt beim Public Viewing.
Das London Symphony Orchestra begeisterte als zweites „Orchestra in Residence“ das Publikum an drei Abenden in der ausverkauften Beethovenhalle mit seinen Beethoven-Interpretationen. Zunächst dirigierte an zwei aufeinanderfolgenden Abenden Sir John Eliot Gardiner Beethovens Symphonien Nr. 4 und 5 sowie Nr. 1 und 9, im dritten Abend stand Sir Colin Davis bei der Aufführung der „Missa solemnis“ am Dirigentenpult.
Das dritte, langjährige „Orchestra in Residence“, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi setzte seinen beim Beethovenfest Bonn 2010 begonnenen Schumann-Symphonien-Zyklus fort. Sayaka Shoji interpretierte bei ihrem Beethovenfest-Debüt ein fulminantes Brahmsches Violinkonzert.
Ebenfalls sein Debüt beim Beethovenfest Bonn gab der kroatische Pianist Dejan Lazić, der zusammen mit dem Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer mit Liszts „Totentanz“ begeisterte. Auch die Interpretation von Mahlers Symphonie Nr. 1 durch Fischer und das Budapest Festival Orchestra bejubelte das Publikum mit Standing Ovations.
Mit Standing Ovations ehrten die Zuschauer in der ausverkauften Beethovenhalle auch Zubin Mehta, der im Rahmen des Konzertes mit dem Israel Philharmonic Orchestra mit dem Wilhelm-Furtwängler-Preis für seine musikalischen Leistungen und sein gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet wurde. Die sehr persönliche Laudatio hielt sein langjähriger Weggefährte an der Bayerischen Staatsoper, Sir Peter Jonas.
Bejubelt wurden auch der Cellist Truls Mørk und das Rotterdams Philharmonisch Orkest und unter der Leitung seines erst 35-jährigen Chefdirigenten Yannick Nézet-Séguin.
Nachhaltig beeindruckten zudem viele der kammermusikalischen Darbietungen in den kleineren der 25 Spielstätten des Beethovenfestes Bonn, die durchweg ausverkauft waren. Dazu zählten die Konzerte von Steven Isserlis und Dénes Várjon, Julian Rachlin und Itamar Golan, Eugene Ugorski und Linus Roth sowie die Liederabende mit Julia Koch, Andreas Burkhard, Matthias Goerne und Claudia Barainsky sowie dem Pianisten Eric Schneider, der die drei Abende mit Liszt-Liedern konzipiert hatte. Elena Bashkirova und ihr Ensemble des Jerusalem Chamber Music Festivals kehrten zum wiederholten Mal und mit zwei ausgefeilten Kammermusikabenden zum Beethovenfest Bonn zurück, ebenso wie das Hagen Quartett, das in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feierte. Die Schauspieler Barbara Auer und Corinna Harfouch sowie Ulrich Noethen glänzten bei ihren Lesungen im Rahmen der musikalisch-literarischen Programme des Beethovenfestes, die sich vor allem mit Franz Liszt und seinen Beziehungen zu Frauen beschäftigten.
Liszts Beziehung zu seiner Heimat Ungarn widmete das Beethovenfest Bonn einen weiteren Schwerpunkt. Zum einen erklangen Werke, in denen Liszt Einflüsse der ungarischen Volksmusik verwendet, zum anderen traten Musiker und Ensembles auf, die das musikalische Kulturgut Osteuropas und des Balkans pflegen: Die Fanfare Ciocãrlia, die Gypsy Devils mit Paul Gulda sowie Ivo Papasov & Band und Ferenc Snétberger mit Tony Lakatos.
Beim Beethovenfest Bonn 2011 unter der Schirmherrschaft von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft waren 46.000 Eintrittskarten für 64 Veranstaltungen vom 9. September bis 9. Oktober im Hauptprogramm in 25 Spielstätten in Bonn und Umgebung im Verkauf. Ermöglicht wird das jährliche Beethovenfest durch die Zuwendung der Bundesstadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises sowie durch die projektbezogene Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Auswärtigen Amtes. Die Hauptsponsoren Deutsche Post DHL, Sparkasse KölnBonn und Deutsche Welle fördern das Beethovenfest seit Jahren, dazu kommt eine große Anzahl von Sponsoren und Stiftungen. Darüber hinaus pflegt das Beethovenfest Bonn Medienpartnerschaften mit dem Bonner General-Anzeiger, dem Westdeutschen Rundfunk, Deutschlandfunk / Deutschlandradio Kultur und der Deutschen Welle. Über die Deutsche Welle sind Konzerte weltweit im Radio und als Podcast zu hören. Das Beethovenfest Bonn ist im Social Web auf Facebook, Twitter, Vimeo, YouTube und Flickr präsent. Zudem erfreute sich das diesjährige Festival eines überaus großen nationalen und internationalen Medieninteresses, insbesondere die jungen Musiker des National Youth Orchestra of Iraq standen im Fokus der Aufmerksamkeit.
Das Beethovenfest Bonn 2012 findet vom 7. September bis 7. Oktober 2012 statt. Erste Konzerthighlights und die Sonderkonzerte im Frühjahr 2012 gibt das Beethovenfest Bonn im November bekannt, das vollständige Programm wird im März 2012 vorgestellt.
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Quelle
http://www.beethovenfest.de