Der Pianist Alfred Brendel ist der erste Dozent, der im Beethoven-Haus einen Meisterkurs für Kammermusik leiten wird. Vom 1. bis zum 5. August unterrichtet er zwei junge Streichquartette im Kammermusiksaal. Die Finanzierung übernimmt der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

Bereits seit 2006 richtet das Bonner Beethoven-Haus die „Internationalen Beethoven Meisterkurse Bonn” aus. Die Anregung dazu hatte Kurt Masur, der Dirigent und Vorstandsvorsitzende des Vereins Beethoven-Haus, gegeben. Er leitete auch selbst die ersten Beethoven Meisterkurse für junge Dirigenten. Sie fanden in den Jahren 2006, 2008 und 2009 in enger Kooperation mit dem Beethoven Orchester Bonn und dem Dirigentenforum des Deutschen Musikrats statt.

Ab diesem Jahr wird es nun auch Meisterkurse für Kammermusik geben. Dr. Philipp Adlung, Direktor des Beethoven-Hauses, und Ursula Timmer-Fontani, Projektleiterin der Meisterkurse, stellten das Programm des ersten Meisterkurses für Kammermusik vor. „Die positiven Erfahrungen aus den sehr erfolgreichen Dirigier-Kursen mit Kurt Masur haben uns ermutigt, von diesem Jahr an Meisterkurse für Kammermusik in unserem eigenen Kammermusiksaal auszurichten”, erläutert Philipp Adlung.

Der Dozent des ersten Kammermusikkurses, der vom 1. bis zum 5. August stattfindet, ist Alfred Brendel, der große Pianist und langjähriges Ehrenmitglied des Vereins Beethoven-Haus. Er wird jedoch nicht etwa junge Nachwuchspianisten unterrichten, wie man es vermutlich erwarten würde. Alfred Brendel wird seine künstlerischen Erfahrungen vielmehr an zwei junge Streichquartett-Ensembles weitergeben, die von dem renommierten Artemis Quartett – ebenfalls Ehrenmitglieder des Beethoven-Hauses – ausgewählt wurden. Es sind das Quartetto Lyskamm aus Italien und das Meccorre String Quartet aus Polen. Auf dem Programm stehen die Streichquartette a-Moll op. 132 und F-Dur op. 135 von Ludwig van Beethoven. Die Finanzierung des Kurses für Kammermusik 2010 – wie schon der Dirigierkurse – übernimmt der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

Ziel der Internationalen Beethoven Meisterkurse des Beethoven-Hausees ist es, dem künstlerischen Nachwuchs Beethovens Werk auf besonders intensive Weise näher zu bringen und den jungen Musikern nachhaltige Anregungen für die eigene Auseinandersetzung mit den Kompositionen Beethovens zu geben, darüber hinaus aber auch tiefere Einsichten in den Umgang mit dem musikalischen Repertoire überhaupt zu vermitteln.

Ein wesentlicher Bestandteil ist immer ein intensives Quellenstudium, also das Heranführen der jungen Künstler an den Umgang mit Beethovens Handschriften und anderen wesentlichen Quellen aus der bedeutenden Sammlung des Beethoven-Hauses sowie mit Urtext-Ausgaben, die dem praktischen Musiker wertvolle Einsichten vermitteln und neue Interpretationsansätze liefern können. Betreut wird dieser Teil der Kurse jeweils von den Wissenschaftlern des Beethoven-Archivs.

Das Quellenstudium macht die Beethoven Meisterkurse zu einem einzigartigen Angebot für die jungen Nachwuchsmusiker, und die Dozenten (bisher Kurt Masur und Alfred Brendel) legen darauf größten Wert.
Den Meisterkurs mit Alfred Brendel wird Prof. Dr. Emil Platen, der Herausgeber des Bandes mit den
späten Streichquartetten in der Neuen Gesamtausgabe (der Werke Beethovens, als wissenschaftlicher Berater betreuen. Die Neue Gesamtausgabe erscheint im Henle Verlag, der freundlicherweise auch das Notenmaterial für den Meisterkurs zur Verfügung stellen wird.

Die Proben sind öffentlich, so dass auch interessierte Laien und passive Teilnehmer den Unterricht verfolgen können. Der Kammermusik-Meisterkurs beginnt am Sonntag, dem 1. August, mit einem Lecture-Recital von Alfred Brendel zum Thema „Charakter in der Musik”. Den Kurs beschließt am 5. August ein – ebenfalls öffentliches – Abschlusskonzert der Teilnehmer. Auf dem Programm steht außerdem eine „Beethoven-Werkstatt”: Am Mittwoch, den 4. August, wird Emil Platen den teilnehmenden Ensembles und interessierten Musikfreunden Einblicke in editorische Fragen der späten Streichquartette Beethovens geben und den Weg „Von den Quellen bis zur Interpretation” erläutern. Moderiert wird die Veranstaltung von Matthias Moosdorf, dem Cellisten des Leipziger Streichquartetts und Mitherausgeber einer Publikation über Beethovens Streichquartette.

Der Vorverkauf für die öffentlichen Proben, die Lecture und das Abschlusskonzert beginnt am 5. Mai.
Der Eintritt zur „Beethoven-Werkstatt” ist frei.