In einem Festakt im Kammermusiksaal hat der Verein Beethoven-Haus am Montag, 24. Februar, seinen 125. Gründungstag gefeiert. Die Schirmherrschaft hatte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft übernommen. Als Festredner sprachen Staatssekretär Bernd Neuendorf, NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend und Sport, sowie der Urenkel eines der Gründungsväter des Vereins, Hermann Neusser, Vorstandsmitglied der von seinem Urgroßvater mitbegründeten Kultureinrichtung. Den musikalischen Beitrag lieferte die junge Pianistin Olga Pashchenko, Teilnehmerin des Meisterkurses im vergangenen Jahr mit Andreas Staier. Sie spielte die Klaviersonate g-Moll op. 49 Nr. 1 und die Eroica-Variationen op. 35 von Ludwig van Beethoven.
Staatssekretär Bernd Neuendorf würdigte das Beethoven-Haus als Erfolgsmodell einer bürgerschaftlich getragenen Kultureinrichtung: "Was hier in 125 Jahren entstanden ist, ist einzigartig. Das Beethoven-Haus besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen und verfügt über eine beeindruckende Tradition. Es ist für Nordrhein-Westfalen ein überaus glücklicher Umstand, dass hier in bürgerschaftlicher Verantwortung Beethovens Vermächtnis gesichert und für Menschen aus aller Welt erfahrbar gemacht wird. Ich wünsche dem Beethoven-Haus für die Zukunft alles Gute, damit es auch die nächsten 125 Jahre Geschichte schreiben kann."
Hermann Neusser rief die Anfänge der Kultureinrichtung in Erinnerung und betonte, dass die Entwicklung zum international führenden Beethoven-Zentrum gleichermaßen durch Kontinuität und beständigen Wandel gekennzeichnet gewesen sei. "Sie müssen sich die Situation vor 125 Jahren so vorstellen", erläuterte Neusser, "Beethovens Geburtshaus in der Bonngasse drohte mehr und mehr zu verfallen. Im Erdgeschoss befand sich eine einfache Gastwirtschaft mit Gartenlokal, die oberen Stockwerke wurden zeitweilig von mehr als 60 Personen bewohnt. Die Zukunft des Hauses war ungewiss, die Stadt fühlte sich nicht zuständig. Das war die Situation, mit der sich mein Urgroßvater und weitere elf angesehene Bonner Bürger zu Beginn des Jahres 1889 konfrontiert sahen."
Die Beethovenfreunde wollten den drohenden Abriss von Beethovens Geburtshaus verhindern. So trafen sie sich am 24. Februar 1889 im Haus des Bonner Zeitungsverlegers Hermann Neusser am Münsterplatz, um den Verein Beethoven-Haus zu gründen. Ziel und Zweck des Vereins gemäß der Gründungssatzung war es, das Haus zu erwerben, es zu erhalten, zu sanieren und schließlich eine Beethoven-Gedenkstätte darin einzurichten. Die zwölf Gründerväter legten damit den Grundstein für eine kontinuierliche museale, musikalische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem großen Sohn der Stadt. Musikfreunde aus aller Welt strömen seither in das Beethoven-Haus – rund 100.000 sind es jedes Jahr.
"Ich bin sehr stolz, dass meine Familie von Beginn an zu den Förderern einer fundierten Beethoven-Pflege in Bonn gehörte, und es ist mir ein tiefes Anliegen, diese Tradition fortzusetzen. Ich sehe mit großer Freude, wie aus der privaten Initiative ein Beispiel für ein aus meiner Sicht überaus gelungenes Private-Public-Partnership entstanden ist," so Hermann Neusser.
Beethoven-Haus Direktor Malte Boecker blickte ausgehend von den Höhepunkten der Vergangenheit in die Zukunft. So sei der Jahrestag auch Anlass gewesen, die Universität Bonn mit einer Institutionengeschichte des Beethoven-Hauses in den 30er Jahren zu beauftragen und damit eine kritische Aufarbeitung der Rolle des Hauses in dieser Zeit zu beginnen. Der Blick des Beethoven-Hauses sei an diesem Jubiläumstag aber auch auf das Jahr 2020 gerichtet, so Boecker. "Wenn die Welt den 250. Geburtstag Beethovens feiert, kommt dem Beethoven-Haus eine exponierte Rolle zu. Wir wollen mit unseren Angeboten Menschen aus aller Welt erreichen und begeistern. Das Geburtshaus soll als lebendige Kultureinrichtung erlebt werden, die Beethoven in zeitgemäßer Form präsentiert und vermittelt."
Dazu seien in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen erforderlich. Um Unternehmen und private Förderer im In- und Ausland dafür gewinnen zu können, habe sich ein Kreis der Freunde und Förderer des Beethoven-Hauses gegründet. "Wer sich in der sechsten Generation für das Beethoven-Hauses engagieren will, ist herzlich eingeladen, dem Kreis der Freunde und Förderer beizutreten", so Boecker.
Über fünf Generationen konnte sich aus der bürgerschaftlichen Initiative seit 1889 das international führende Beethoven-Zentrum entwickeln. Zu der kulturellen Einrichtung gehört die weltweit bedeutendste Beethoven-Sammlung, das Museum in Beethovens Geburtshaus mit über 100.000 Besuchern pro Jahr, eine musikwissenschaftliche Forschungsabteilung nebst Bibliothek und Verlag sowie der moderne Kammermusiksaal Hermann J. Abs. Getragen vom Verein Beethoven-Haus mit derzeit rund 900 Mitgliedern aus über 20 Ländern, unterstützt von Bund, Land NRW, Stadt Bonn und Landschaftsverband Rheinland, erfüllt das Beethoven-Haus einen kulturellen Auftrag von nationaler und internationaler Bedeutung.
Im Jubiläumsjahr lädt das Beethoven-Haus zu zahlreichen Sonderveranstaltungen ein. Den Auftakt machte Ende Januar ein neues kammermusikalisches Festival, die Beethoven-Woche. Eine weitere Jubiläumsveranstaltung ist die neue Sonderausstellung "Bewegte und bewegende Geschichte. 125 Jahre Beethoven-Haus Bonn", die anlässlich des Gründungstages im Rahmen des Festaktes eröffnet wurde und noch bis zum 17. August zu sehen ist. Die Ausstellung beleuchtet die Meilensteine in der ereignisreichen Geschichte des Beethoven-Hauses und schlägt einen Bogen von der Gründung über die jüngste Vergangenheit bis zu den vielseitigen Aktivitäten im 21. Jahrhundert. Weitere Sonderveranstaltungen im Jubiläumsjahr sind eine Reihe mit Gesprächskonzerten "Beethovens Instrumente" in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz, Köln (ab Mai), ein weiterer Kammermusik-Meisterkurs (Anfang Juli), ein Open-Air-Festkonzert am 30. Juli und ein internationales musikwissenschaftliches Symposium zum Wiener Kongress im September.
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