Eine umfangreiche Studie zu Vermarktung und Programmgestaltung von Konzerten ihrer Mitglieder hat jetzt die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. (BDMV) in Stuttgart präsentiert. Unter dem Titel „Von der Soiree zum Event“ untersuchte die Arbeit unter wissenschaftlicher Leitung der Reinhold-Würth-Hochschule der Hochschule Heilbronn die Erwartungen von Konzertbesuchern, ihre demographische Zusammensetzung und erarbeitet Vorschläge für alternative Konzertformen.
„Die Veranstaltungen unserer 18.000 Mitgliedsorchester sind gut besucht. Im Schnitt kommen rund 300 Menschen zu jedem Konzert,“ stellte BDMV-Generalsekretär Liebing gestern bei der Präsentation fest. „Die Vereine und Orchester in der Bundesvereinigung erreichen mit ihrer Musik jedes Jahr Millionen Menschen in Deutschland. Ohne dieses ehrenamtliche Engagement wäre unsere Gesellschaft sehr viel ärmer!“
Interessant scheint dem Verband auch die Zusammensetzung des Publikums: Ein Viertel aller Konzertbesucher verfügt über ein abgeschlossenes Studium oder Abitur, hinzu kommen über 35% mit abgeschlossener Berufsausbildung. Weit über die Hälfte der Besucher sind unter fünfzig Jahre alt, Frauen sind unter den Konzertbesuchern leicht in der Überzahl.
Stefan Liebing betont: „Das Publikum ist jünger als gemeinhin erwartet, gebildet und kulturell sehr interessiert. Die Konzerte unserer Orchester bieten hochwertige Kultur für ein fachkundiges Publikum. Daran ist nichts laienhaftes mehr.“
Gerade im ländlichen Raum sei eine breit ausgerichtete kulturelle Grundversorgung gefragt, wohingegen in städtischen Gebieten eine stärkere Spezialisierung notwendig sei, um das Publikum zu erreichen: Am beliebtesten seien laut Studie populäre und leichte Musikrichtungen wie Musical- und Filmmusik, Jazz/Swing und Rock/Pop. Die Popularität traditioneller wie zeitgenössischer Stile sei hingegen vergleichsweise gering. In diesem Zusammenhang sei bemerkenswert, dass der Bereich Rock/Pop bis einschließlich zur Alterklasse der 41 – 50jährigen zu den beliebtesten Musikrichtungen gehöre. Liebing: „Der veränderte Musikgeschmack einer ganzen Generation ist in den Vereinen angekommen.“
Motivation, in ein Konzert zu gehen, ist für die meisten Besucher die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Kunstgenuss und guter Unterhaltung. Dementsprechend wünschen sich die Teilnehmer der Konzerte eine gute Moderation durch das Programm, eine angenehme Atmosphäre im Konzertsaal und attraktive Bewirtungsangebote in den Pausen oder nach dem Konzert. Redebeiträge im Programm seien kaum gefragt.
Das Publikum zeige auch starkes Interesse für neue Konzertformen an vermeintlich ungewöhnlichen Veranstaltungsorten. Insbesondere Open-Air-Veranstaltungen, beispielsweise in der freien Natur, aber auch vor historischen Anlagen oder in Sportstadien würden bei den Konzertbesuchern größeren Zuspruch finden als die üblichen Konzertsäle und -hallen.
Die Ergebnisse der Konzertstudie weisen darauf hin, dass die veranstaltenden Orchester Weiterbildung und Unterstützung auf verschiedenen Gebieten nachfragen: Bei der Akquisition von Sponsorenmitteln werden vor Ort zunehmend Erfolge erzielt. Es sei aber zu beobachten, dass Partner aus Handel, Industrie und Gastronomie aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage Werbemaßnahmen sehr genau prüfen. Zu Fragen des Urheber- und Vereinsrechts, bei steuerlichen Problemen sowie bei der Förderung von Weiterbildungsangeboten für Musiker und Funktionsträger in den Orchestern sehen die Vereine ihre Dachverbände in der Pflicht. BDMV-Generalsekretär Stefan Liebing sieht seinen Verband hierbei auf dem richtigen Weg: „Unsere Beratungsangebote zu Rechts- und Steuerfragen werden von den Mitgliedern angenommen, die Weiterbildungsangebote unserer Akademien auf Landesebene sind gut besucht, und in unserer politischen Arbeit sind Bürokratieabbau und steuerliche Erleichterungen für Ehrenamtliche zwei unserer Hauptforderungen, die die BDMV seit Jahren und inzwischen mit merklichem Erfolg in Berlin vertritt.“ Dennoch könne diese notwendige Unterstützung der Orchester nur geleistet werden, wenn finanzielle Unterstützung und steuerliche Rahmenbedingungen stimmten: „Wir können die kulturelle Grundversorgung in der Fläche dann erhalten, wenn wir das als Gemeinschaftsaufgabe von Orchestern, Wirtschaftspartnern, Verbänden und Behörden verstehen.“
In ihrem abschließenden Kapitel gibt die Konzertstudie Handlungsempfehlungen für veranstaltende Orchester, wie Auftritte attraktiv konzipiert und effizient vermarktet werden können. Fasst man diese in Schlagworte zusammen, ergeben sich sieben zentrale Empfehlungen für die Durchführung von Konzertveranstaltungen: Konzerte nach Zielgruppen differenzieren, zielgruppengerecht kommunizieren, Werbemaßnahmen bündeln, Atmosphäre schaffen, Abwechslung suchen, Professionalität zeigen und Kreativität wagen.
Absätze
Quelle
http://www.bdmv-online.de