Seit 1978 sind die Bayerischen Musikpläne eine Besonderheit in der Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Kein anderes Bundesland verfügt über vergleichbare Richtlinien, die von einer Staatsregierung erlassen worden sind. Nun hat der Bayerische Musikrat (BMR) als Dachorganisation für das Musikleben in Bayern mit rd. 1 Mio. Mitgliedern aus dem Laien- und professionellen Musizieren den Entwurf zu einem neuen Musikplan vorgelegt und an Bayerns Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Dr. Thomas Goppel übergeben. Dieser Entwurf soll den 2. Bayerischen Musikplan von 1989 ablösen, der ebenfalls auf den musikpolitischen Positionen des Bayerischen Musikrats basiert.
„In den zurückliegenden 20 Jahren hat sich die Kulturpolitik in vielerlei Hinsicht verändert und weiter entwickelt“, sagte BMR-Präsident Wilfried Hiller anlässlich der Übergabe. „Von der Wiedervereinigung bis hin zu neuen politischen Richtungsvorgaben, z. B. den Ausbau der Ganztagsbetreuung an den Schulen oder die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit hat es gesellschaftliche Prozesse gegeben, die in Wechselwirkung zum Musikleben stehen und sich in der kulturellen Vielfalt unseres Landes wiederfinden müssen“.

Der Entwurf zum 3. Bayerischen Musikplan umfasst daher neue Kapitel wie z. B. Freie Musikensembles, Weltmusik, Preise/Stipendien/Förderungen, Musik und Umwelt. Bereits bestehende wurden ausgearbeitet (z. B. Musikwirtschaft) und andere zentrale Ausprägungen des Musiklebens, beispielsweise das Laienmusizieren, ihrer Bedeutung gemäß stärker gewichtet und vertieft.

Schwerpunkt auch im Entwurf zum neuen Musikplan ist die musikalische Bildung, die nicht erst an den allgemein bildenden Schulen, sondern schon in Kindertageseinrichtungen und sonstigen vorschulischen Angeboten einsetzen soll. „Hier werden die unverzichtbaren Grundlagen für Kreativität, Sensibilität und künstlerisches Verständnis gelegt und die Chancen eröffnet, sich ein Leben lang selbstbestimmt mit Musik zu befassen“, unterstrich Hiller. „Um hier noch nachhaltiger und intensiver fördern zu können, sieht unser Entwurf u. a. auch die Gründung einer Landesstelle für musikalische Bildung vor, wie es sie vergleichbar für den Schulsport schon seit mehreren Jahrzehnten gibt“.

Der Entwurf zum 3. Bayerischen Musikplan wurde von einer Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des BMR-Präsidiumsmitglieds und früheren Musikreferenten im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Dr. Dirk Hewig erarbeitet und in einer außerordentlichen Delegiertenversammlung des Bayerischen Musikrates am 26.04.08 einstimmig verabschiedet. Die Arbeitsgruppe stellte einen repräsentativen Querschnitt der Musikinstitution, -verbände und -ausbildungsstätten in Bayern aus dem Laien- und professionellen Musizieren dar. So wirkten Landrat Hanns Dorfner als Präsident des Verbands Bayerischer Sing- und Musikschulen, Prof. Max Frey vom Bayerischen Sänderbund, Andreas Horber vom Bayerischen Blasmusikverband, Sylke Merbold vom Bayerischen Jazzinstitut, Prof. Dr. Wolfgang Pfeiffer von der Universität Erlangen-Nürnberg, Karl Zepnik von der Musikakademie Marktoberdorf, die BMR-Präsidiumsmitglieder Hedy Stark-Fussnegger, Burkard Fleckenstein und Ernst Oestreicher sowie Generalsekretär Dr. Jörg Riedlbauer mit.

„Nun hoffen wir, dass für den endgültigen, von der Bayerischen Staatsregierung zu erlassenden Musikplan möglichst viele unserer Vorstellungen und Positionen von den zuständigen Ministerien übernommen und auch vom Bayerischen Landtag zustimmend zur Kenntnis genommen wird“, stellte Hiller abschließend fest und dankte Staatsminister Dr. Goppel für die Aufgeschlossenheit gegenüber den kultur- und bildungspolitischen Positionen des BMR.