Das Bayerische Kabinett hat entschieden. Münchens neuer Konzertsaal wird im südlich des Ostbahnhofes gelegenen Werkstattviertel stehen. „Für den Musikstandort München entwicklungshemmend“, sagt Dr. Thomas Goppel in seiner Stellungnahme und verweist darauf, dass das Terrain zu knapp für den nötigen Ausbau der Musikhochschule in unmittelbarer Nähe zum neuen Konzertsaal ist und im Verbund mit der städteplanerischen Umgebung internationale Maßstäbe an einen Spitzenkonzertsaal nicht erfüllen kann.

Vollständige Stellungnahme des Präsidenten des Bayerischen Musikrates (BMR) Dr. Thomas Goppel, MdL:

Gut an dieser Entscheidung ist, dass der Freistaat und sein Ministerpräsident Wort halten, einen eigenen zusätzlichen Konzertsaal für München zu bauen, weil die bisherige Saalkapazität für den Standort München bei weitem nicht ausreicht. Gut an der Entscheidung ist, dass sich der Freistaat trotz einer veränderten Finanzausgangslage dieser Tage an seine Zusage gegenüber Mariss Jansons gebunden fühlt. Und gut ist, dass das Realisierungstempo von einer Landeshauptstadt zugesichert ist, die solches Tempo selbst in den letzten Jahren oft hat vermissen lassen.

Als nicht ausreichend abgewogen an dieser Entscheidung wird sich allerdings erweisen, dass mit dem Ostbahnhof-Viertel ein Standort für das neue Münchner Kulturzentrum präferiert ist, das zwar regionale Wünsche erfüllen kann, internationalen Maßstäben an einen Spitzenkonzertsaal im Verbund mit seiner städteplanerischen Umgebung nicht im erwarteten Umfang Rechnung trägt.

Die Münchner Musikszene wird dann ab sofort zur Kenntnis nehmen müssen, dass sie für die Weltspitze der Orchester Schritt um Schritt - besser: Dirigent um Dirigent - an Bedeutung verliert. Als unglücklich an dieser Entscheidung wird sich zeigen, dass dem Kabinett der Wunsch eines Orchesters und Dirigenten nach einem eigenen Dirigierpult wichtiger war als die Möglichkeit, eine erweiterungsfähige und zukunftsträchtige Planung rund um die Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke in Angriff zu nehmen.

Der Münchner OB war ja im Einstieg sichtlich auch eher für Bestandspflege als die Entwicklungschance auf dem für unser Millionendorf ganz besonders wichtigen Kultursektor. Haben nicht alle noch seine Zusage im Ohr, dem Freistaat allein die Ergänzung der Saalreserve in München zu überlassen? Jetzt nimmt die Stadt sehr festgelegt Stellung und schränkt eine fachkundige Entwicklungsdebatte selbst ein. Da wird dann auch nachvollziehbar, weshalb das Kabinett bei seiner Zielvorgabe die angeblich flotter verwirklichbare Alternative der vom Staat umzuwandelnden Paketposthalle vorgezogen hat. Für den Musikstandort München, den Standort mit Weltgeltung ist die Vorgabe viel zu engstirnig und entwicklungshemmend. Schade! Der BMR wird den weiteren Umsetzungsprozess aufmerksam, aber auch kritisch begleiten und darauf achten, ob all die Werkstattviertelzusagen wie der überfällige Ausbau der Musikhochschule München, ein insgesamt ausreichendes Umfeld auf einem schon für den Konzertsaal zu knappen Terrain tatsächlich eingelöst werden. Skepsis ist und bleibt angebracht.