„Gestärkt aus der Krise hervorzugehen – das ist unser Ziel. Wir unterstützen die Kultur- und Kreativszene im Land deshalb dabei, die vielen guten Ansätze, die in der Corona-Pandemie entstanden und erprobt sind, nun nachhaltig und professionell weiterzuentwickeln und sie auf eine stabile Basis zu stellen“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer am Mittwoch (22. September) in Stuttgart. Mit dem mit 18,5 Millionen Euro dotierten Impulsprogramm „Kultur nach Corona“ setzt das Kunstministerium zugleich einen ersten großen Arbeitsauftrag aus dem Koalitionsvertrag um. Das Programm richtet sich an Kultureinrichtungen, Kulturschaffende, Musikerinnen und Musiker, Vereine und Verbände im Land.
„Mit unserem neuen Impulsprogramm ‚Kultur nach Corona‘ leisten wir nicht nur akute Nothilfe oder ermöglichen Kulturerleben unter Corona-Bedingungen wie beim Vorgänger-Programm, dem ‚Masterplan Kultur BW‘. Wir gehen hier einen Schritt weiter und nehmen eine weitreichende Perspektive ein“, so die Ministerin.
Zielgerichtet: Impulsprogramm „Kultur nach Corona“ in sechs Bausteinen
„Mit dem sechsteiligen Maßnahmenpaket richtet sich das Land zielgerichtet an die Kulturszene und Einrichtungen in Baden-Württemberg. Ich bin überzeugt, dass wir hier die richtigen Impulse für die Kultur setzen – wir haben unser Programm an den Bedürfnissen der Kulturschaffenden und -einrichtungen ausgerichtet“, erklärte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski.
Stipendienprogramm und „Kunst trotz Abstand“ gehen in die Verlängerung
Das Ministerium führt das erfolgreiche Programm „Kunst trotz Abstand“ weiter. Bereits 354 Projekte konnten seit Juni 2020 landesweit mit rund 9 Millionen Euro gefördert werden. „Dem Kulturerleben kommt gerade in Zeiten der Pandemie eine besondere Bedeutung zu. Ich freue mich daher, dass wir in den vergangenen Monaten so viele großartige Projekte im ganzen Land unterstützen konnten“, so Olschowski. Nun gehe es darum, den Blick in die Zukunft zu richten – auch was das Publikum angeht, also die bisherigen Publikumsgruppen wieder zu erreichen, aber auch neue Zielgruppen zu gewinnen. „Deshalb fördern wir besonders Kooperationen mit anderen Bereichen außerhalb der Kultur“, erläuterte die Staatssekretärin. Neu sei auch, dass Vorhaben gefördert werden, die bereits begonnen und Corona-bedingt abgebrochen werden mussten. „Diese wesentliche Weiterentwicklung des Programms hat sich aus den bisherigen Erfahrungen und aktuellen Rückmeldungen ergeben“, sagte Olschowski.
Auch das Corona-Stipendienprogramm für freischaffende, professionell tätige Künstlerinnen und Künstler der freien Kunst wird nach der hohen Resonanz der ersten Ausschreibung neu aufgelegt – gefördert wurden in der ersten Runde 1.930 freischaffende Künstlerinnen und Künstler aller Sparten und aller Altersgruppen wie auch junge Absolventinnen und Absolventen der Kunst- und Musikhochschulen sowie der Akademien. „Mit dem Stipendienprogramm setzen wir als Land in einer Phase, in der das kulturelle Leben wieder in Schwung kommt, ein Signal für die Wertschätzung der Künstlerinnen und Künstler und ihrer Leistungen. Wir unterstützen damit die künstlerische Praxis – insbesondere in der freien Kulturszene – während der immer noch angespannten Arbeitssituation“, sagte die Staatssekretärin.
Kinder und Jugendliche im Blick – „Junge Perspektiven“
Bei der Programmgestaltung sollen künftig verstärkt die Interessen und Themen junger Menschen berücksichtigt werden – dazu trägt der neue Programm-Baustein „Junge Perspektiven“ bei. „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben besonders unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. Deshalb wollen wir sie mit ihren Bedürfnissen und Interessen stärker in den Fokus nehmen“, sagte Olschowski. Gefördert würden daher analoge Angebote von professionellen Kultureinrichtungen, Ensembles und Festivals für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die auch auf Partizipation ausgerichtet sind.
Live-Musik an ungewöhnlichen Orten – „Perspektive Pop“
Die Live-Musikszene durch neue künstlerische Impulse weiterzuentwickeln, Akteure und Spielorte zu stärken sowie neue Locations zu erschließen, das ist das Ziel des Programms „Perspektive Pop“. „Mit diesem Baustein wollen wir dem Bedürfnis vieler Menschen nachkommen, die die Live-Musik und Pop-Konzerte vermisst haben. Wir haben aber auch die Musikerinnen, Musiker und Veranstalter im Blick. In den vergangenen Monaten sind viele originelle und ausgefallene Auftrittsformate und -orte entstanden. Diese guten Ideen wollen wir festhalten und unterstützen“, so Staatssekretärin Olschowski. Neben der Nutzung außergewöhnlicher Spielorte, wie leerstehender Fabrikhallen, Lofts oder auch Geschäfte, werde auch die Öffnung von Kultureinrichtungen – Theatern, Museen oder Kinos – für Live-Musik gefördert. „Perspektive Pop“ richtet sich an alle Genres der Populären Musik, an genreübergreifende Projekte, Singer und Songwriter, die Off- und Subkultur-Szene, Newcomer sowie an etablierte Musikerinnen und Musiker.
In dieser Legislaturperiode wird das Ministerium den ersten partizipativen „Dialog Populäre Kultur“ starten. Die Kulturpolitik der Zukunft soll sich stärker der Populären Kultur öffnen, über die weite Publikumsteile, Künstlerinnen und Künstler kulturelle Erfahrungen machen, so die Vereinbarung im Koalitionsvertrag.
Auf Bedarf eingehen und reagieren: Investitionsprogramme
Mit einem Investitionsprogramm reagiert das Kunstministerium auf die besonderen Bedürfnisse der Verbände und Vereine der Amateurmusik und des Amateurtheaters. „Auch hier wollen wir gute Ansätze verstetigen und insbesondere dabei unterstützen, einen sicheren Probe- und Spielbetrieb zu schaffen“, sagte Olschowski. Mit dem Investitionsprogramm für die Vereine könnten etwa geeignete Spiel- und Proberäume angemietet, Luftfilter angeschafft wie auch die Infrastruktur von Spielstätten aufgerüstet werden, beispielsweise die technische Ausstattung für Open-Air-Konzerte. Gefördert würden bei Verbänden zudem Aktionen zur Mitgliedergewinnung und der Ausbau von Beratungsangeboten.
Kulturwelt digital – Investitionsprogramm „Zukunftsstark“
Über das Investitionsprogramm „Zukunftsstark“ sollen Privattheater, Musikensembles, Soziokulturelle Zentren, Festivals und Kunstvereine auch die durch die Corona-Pandemie angestoßenen Digitalisierungsansätze verstetigen und bestehende Strukturen weiterentwickeln. „Corona hat uns als Gesellschaft in allen Bereichen dazu gezwungen, in kurzer Zeit einen Riesenschritt voranzugehen in Sachen Digitalisierung. Auch in der Kultur sind dabei viele herausragende Angebote entstanden, mit denen es gelungen ist, auch neue Zielgruppen anzusprechen. Diese neuen Ansätze wollen wir unbedingt erhalten und festigen“, sagte Staatssekretärin Olschowski. Über das Programm können Orchester beispielsweise digitale Strategien zur Weiterentwicklung ihres Programms sowie zur Ansprache neuer Zielgruppen entwickeln oder Filmfestivals ihr analoges Angebot durch Online-Plattformen ergänzen. Gefördert werden aber auch die Verbesserung der Infrastruktur für Open Air-Veranstaltungen in soziokulturellen Zentren oder Jazzclubs. Ebenfalls gefördert werden Verbesserungen der Infrastruktur für Open Air-Veranstaltungen und kleinere Modernsierungen.
Die einzelnen Programmbausteine des Impulsprogramms „Kultur nach Corona“ sind ausführlich dargestellt auf der Internetseite des Kunstministeriums.
Informationen zu den Ausschreibungen: https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/service/ausschreibungen/