2014 wurde das Land mit seinem Programm zur interkulturellen Qualifizierung bundesweit Vorreiter für die Öffnung von Kultureinrichtungen. Mehr als 30 Einrichtungen haben bisher an dem Landesprogramm teilgenommen, das vom Forum der Kulturen Stuttgart e. V. durchgeführt und stetig weiterentwickelt wird.

Obwohl viele Kultureinrichtungen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten beschäftigen, spiegeln sie in der Regel weiterhin nicht die gesamte Gesellschaft wider. Insbesondere People of Colour sowie Menschen mit Migrationserfahrung werden bei der Besetzung freier Stellen, Gremien und Jurys viel zu selten berücksichtigt. Als Pilotprojekt finanziert das Land nun ein Empowerment-Angebot für Kulturakteurinnen und -akteure of Colour.

„Unser zentrales Anliegen ist, allen Menschen Teilhabe und Partizipation an Kunst und Kultur zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Sprache, Alter und sozialem Status. Das muss sich auch in der Personalstruktur der Kultureinrichtungen sowie in Beiräten und Gremien niederschlagen“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski am Donnerstag (31. März) in Stuttgart. „Wir fügen deshalb unserem erfolgreichen Programm einen neuen Baustein hinzu, um gezielt Kulturakteurinnen und -akteure mit Migrations- und Rassismuserfahrung in ihrem beruflichen Umfeld zu stärken und ihre Perspektive zu berücksichtigen. Mit diesem Empowerment-Training für Künstlerinnen und Künstler of Colour schließen wir eine Lücke und bringen Diversität in den Kultureinrichtungen weiter voran.“

Die Entwicklung und Erprobung des Empowerment-Angebots fördert das Land mit rund 60.000 Euro. Projektpartner ist erneut das Forum der Kulturen Stuttgart e. V. Ziel ist, den mit dem Landesprogramm angestoßenen Wandel in den etablierten Strukturen fortzusetzten.

„Der diversitätsorientierte Öffnungsprozess war bisher in erster Linie an Kultureinrichtungen und deren Mitarbeitende ohne Migrations- und Rassismuserfahrung adressiert. Doch ohne ergänzende Empowerment-Angebote für Künstlerinnen und Kulturakteure mit Migrations- und Rassismuserfahrung landen die Bemühungen in einer Sackgasse“, sagte Rolf Graser vom Forum der Kulturen. Der Geschäftsführer des Dachverbands von aktuell mehr als 140 migrantischen Mitgliedsvereinen geht für Baden-Württemberg von rund 200 im Kulturbereich tätigen People of Colour aus, Tendenz steigend.

„Immer mehr Künstlerinnen und Künstler of Colour werden als feste Mitarbeitende oder als Honorarkräfte engagiert – das ist eine gute Nachricht. Dennoch machen viele weiterhin Erfahrung mit Rassismus, auch innerhalb der Kulturbranche. Solche Ausgrenzungen gefährden unser gesellschaftliches Zusammenleben und unsere Demokratie“, so die Staatssekretärin. Bei der Entwicklung des neuen Empowerment-Angebots werde daher auch ermittelt, in welchen Kontexten Ausgrenzung und Abwertung in der Kreativbranche vorkommen, welche Gegenmaßnahmen geeignet und welche Hilfen erforderlich sind.

In der Pilotphase des Empowerment-Angebots sollen zudem Handreichungen für von Rassismus betroffene Mitarbeitende in Kunst und Kultur erarbeitet werden, die auch Kulturinstitutionen des Landes sowie kommunalen Kulturämtern und Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden.