Klavierstimme zu Johann Sebastian Bachs Partita für Violine in E-Dur, BWV 1006, mit Widmung von Felix Mendelssohn Bartholdy
Klavierstimme zu Johann Sebastian Bachs Partita für Violine in E-Dur, BWV 1006, mit Widmung von Felix Mendelssohn Bartholdy  
Foto:  Bach-Archiv Leipzig

Das Bach-Archiv Leipzig erwirbt eine bis ins späte 20. Jahrhundert unbekannte Handschrift Felix Mendelssohn Bartholdys aus Privatbesitz. Die 1846 von Mendelssohn komponierte Klavierstimme zu Johann Sebastian Bachs Partita für Violine in E-Dur, BWV 1006, ist ein einzigartiges Dokument der Leipziger Bach-Pflege im 19. Jahrhundert.   

Im Jahr 1846 widmete Gewandhaus-Kapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) seinem Freund, dem Violinvirtuosen, Leipziger Hochschullehrer und Konzertmeister des Gewandhausorchesters Ferdinand David (1810–1873), eine von ihm komponierte Klavierbegleitung zu Bachs Partita für Violine solo in E-Dur, BWV 1006. Für diese Zeit ungewöhnlich, führte David als Interpret regelmäßig Bachs Werke für Violine auf. Die dreiseitige Notenhandschrift unterzeichnete Mendelssohn mit den Worten »An F. David zur und aus der Erinnerung niedergeschrieben Leipzig d. 11.ten Nov. 1846. FMB«.    

Die Existenz dieser Komposition war der Musikforschung lange Zeit unbekannt. Davids Sohn und Erbe war nach England ausgewandert und hatte das Manuskript dorthin mitgenommen. Die Komposition aus dem Nachlass des bei Oxford wirkenden Musiklehrers wurde erst in den späten 1990er Jahren im Archiv eines Londoner Händlers entdeckt und ging, nach einer Auktion des Hauses Sotheby′s, sofort in eine Privatsammlung. 

Dem Bach-Archiv Leipzig gelang es, das für die Musikstadt Leipzig doppelt bedeutsame Objekt anzukaufen und so nach Leipzig – dem langjährigen Wirkungsort von Mendelssohn und David – zu holen. Als Zeugnis der reichen Musiktradition der Messestadt steht dieses nun sowohl der Bach- als auch der Mendelssohn-Forschung zur Verfügung.

Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig: »Ich freue mich sehr, dass eine für die Geschichte der Bach-Rezeption im frühen 19. Jahrhundert so wichtige Handschrift ihre dauerhafte Heimat im Bach-Archiv gefunden hat. Mein Dank gilt allen, die am Zustandekommen dieser Erwerbung mitgewirkt haben, speziell Herrn Arend Oetker, dem Sprecher des Kuratoriums der Stiftung Bach-Archiv Leipzig für die großzügige Bereitstellung der benötigten finanziellen Mittel.« 

Das Bach-Archiv Leipzig versteht sich als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Das Bach-Archiv ist Mitglied der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen und gehört zu Deutschlands »Kulturellen Leuchttürmen«. Es zählt laut einer von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erstellten Studie zu den »wichtigsten gesamtstaatlich bedeutsamen Kultureinrichtungen« in den neuen Bundesländern.