Anlässlich seines 80. Geburtstags am 24. Mai 2020 würdigt das Bach-Archiv Leipzig den Musikwissenschaftler, Bach-Forscher und vormaligen Direktor des Hauses Christoph Wolff. Die Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig wird dem renommierten Wissenschaftler gewidmet. Im klimatisierten Herzstück des Museums werden seit 2010 die wertvollsten Bestände des Hauses gezeigt: Kostbare Handschriften aus der Sammlung des Bach-Archivs sowie das berühmte Porträt Johann Sebastian Bachs von Elias Gottlob Haußmann aus dem Jahr 1748.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Wolff gehört international zu den bedeutendsten Musikwissenschaftlern. Seine wissenschaftlichen Arbeiten widmen sich der Musikgeschichte des 15. bis 20. Jahrhunderts, insbesondere Bach und Mozart. Wolff ist Professor emeritus der Musikwissenschaft an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) und wirkte als Honorarprofessor an der Universität Freiburg (Breisgau) und an der Juilliard School in New York. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, der American Philosophical Society, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie für Mozart-Forschung in Salzburg. Christoph Wolff war Präsident des Répertoire International des Sources Musicales (RISM) und ist Ehrenmitglied der Stiftung Mozarteum Salzburg, der American Musicological Society und der American Bach Society. Für seine Verdienste wurde Christoph Wolff 2001 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen, seit 2018 ist er zudem Mitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaft und Künste.

Dem Vorstand des Bach-Archivs Leipzig gehörte Christoph Wolff als dessen Direktor von 2001 bis 2013 an; seither wirkt er in dessen Kuratorium. Er vernetzte die Institution international und entwickelte diese zum Zentrum der weltweiten Bach-Forschung: Die Fertigstellung der Neuen Bach-Ausgabe erfolgte unter Wolffs Leitung; desgleichen initiierte er die systematische Erschließung sämtlicher Quellen in Mitteldeutschland und erweiterte die Sammlung des Hauses kontinuierlich. Auch »Bach digital« – eine Plattform, die Forschern, Musikern und Musikliebhabern weltweit Bachs Originalhandschriften zugänglich macht – entstand in dieser Periode. Zugleich richtete Christoph Wolff seinen Blick gestaltend auf das Bachfest Leipzig und den Internationalen Bach-Wettbewerb.

Von 2008 bis 2010 wurde unter dem Direktorat Christoph Wolffs der Sitz des Bach-Archivs, das historische Bosehaus am Leipziger Thomaskirchhof, denkmalgerecht saniert und um einen klimatisierten Museumsanbau mit Garten erweitert. Die öffentlich zugängliche Fachbibliothek wurde als modernes Studienzentrum eingerichtet, das Bach-Museum als klingendes, interaktives und inklusives Musikmuseum neu gestaltet. Die Schatzkammer ist das Herz des Bach-Museums, dort werden originale Bach-Handschriften, Porträts von Mitgliedern der Bach-Familie und andere Zimelien aus der Sammlung gezeigt. Dieser besondere Ausstellungsraum wird Christoph Wolff zu seinem 80. Geburtstag gewidmet. Eine Widmungstafel am Eingang der Schatzkammer wird die Museumsbesucher künftig auf seine prägenden Leistungen für das Bach-Archiv aufmerksam machen.

Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, seit 2014 Nachfolger Christoph Wolffs als Direktor des Bach-Archivs Leipzig, promovierte 1993 bei Wolff an der Harvard Universität: »Wir verehren Christoph Wolff als einen herausragenden Wissenschaftler, klugen Organisator und treuen Freund. Seinem Weitblick ist es zu verdanken, dass das Bach-Archiv heute international als bedeutendste Forschungseinrichtung zu Johann Sebastian Bach und seiner Familie anerkannt ist.«

Das Bach-Archiv Leipzig versteht sich als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Präsident des Bach-Archivs Leipzig ist der niederländische Dirigent, Organist und Bach-Spezialist Ton Koopman.