Eine für die Bachforschung wertvollsten Privatsammlungen schlechthin findet für die nächsten zehn Jahre eine Heimstatt im Bach-Archiv Leipzig. Der New Yorker Reedereibesitzer und passionierte Musikforscher Elias N. Kulukundis startete bereits in den sechziger Jahren mit der Sammlung umfangreichen Materials zu den Bachsöhnen Carl Philipp Emanuel, Wilhelm Friedemann und Johann Christian. Kern der Sammlung bildet die lange Zeit als verschollen geglaubte autographe Partitur der Oper »Zanaida« von Johann Christian Bach, die im Rahmen des Bachfestes Leipzig 2011 zur Welterstaufführung seit 1763 gelangen wird.
Leipzig, 8. Dezember 2010 – Die Sammlung Kulukundis, eine der musikologisch wertvollsten Privatsammlungen zur Bachfamilie, verließ am Freitag, dem 3. Dezember 2010 erstmals den Safe einer New Yorker Bank, um die Reise nach Leipzig anzutreten. Im Bach-Archiv Leipzig wird die Sammlung des Reedereibesitzer und Musikforschers Elias N. Kulukundis für die kommenden zehn Jahre eine Heimstatt finden und somit Forschern und Aufführungspraktikern erstmals zugänglich gemacht.
Kulukundis entstammt einer amerikanischen Reedereifamilie griechischer Abstammung und führte zuletzt die New Yorker Depandence des Familienunternehmens. Um sich ausschließlich der Musikforschung zu widmen, zog sich Kulukundis im Pensionsalter aus dem Unternehmen zurück. Mit der Sammlung von Autographen der Bachsöhne startete der studierte Musikwissenschaftler Kulukundis jedoch bereits in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Kernstück der Sammlung ist die lange Zeit als verschollen geglaubte, dreibändige autographe Partitur der Oper »Zanaida« von Johann Christian Bach, die am 7. Mai 1763 am Londoner King’s Theatre uraufgeführt wurde. Es handelt sich hier um das erste von J. C. Bach vollständig komponierte Bühnenwerk seiner Londoner Zeit, von der bis dato lediglich ein Auszug einzelner Arien greifbar war, bevor Kulukundis die komplette Partitur - vermutlich vom Oxforder Antiquitätenhändler Albi Rosenthal - erwarb.
Die »Zanaide« wurde seiner Zeit vom Publikum frenetisch gefeiert. Besondere Aufmerksamkeit erregte das am Hofe des türkischen Sultans Soliman angesiedelte Sujet – ein frühes Beispiel für die zeitgenössische Begeisterung für Janitscharenstoffe. Aufsehen erregte aber auch der junge Komponist, der als „a Saxon Professor“ bezeichnet wurde. Der knapp 28jährige Bach-Sohn trat hier mit seinem Werk als ein Repräsentant und Vermittler der ehrwürdigen mitteldeutschen Musiktradition in einer der bedeutendsten europäischen Metropole seiner Zeit auf.
Elias Kulukundis gestattete dem Bach-Archiv Leipzig nicht nur die wissenschaftliche Auswertung dieser einzigartigen Quelle, er regte zudem die Welterstaufführung seit 1763 im Rahmen des Bachfests 2011 an. Diese wird in der Regie von Sigid T’Hooft im Goethe-Theater Bad Lauchstädt am 15. und 16. Juni 2011 vom Ensemble Opera Fuoco unter Leitung von David Stern realisiert werden.
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Quelle
http://www.bach-leipzig.de