„Auf dem deutschen Musikmarkt verändert sich die Stimmung der Unternehmen von einer depressiven Moll- auf eine freundliche Dur-Tonart. Die Zuwächse in den mittelständischen Unternehmen haben sich in den letzten Monaten deutlich verbessert. Die Perspektiven für das gesamte Jahr waren schon lange nicht mehr so vielversprechend“, erklärte am Mittwoch zu Beginn der Internationalen Musikmesse in Frankfurt die Präsidentin des Dachverbandes der Musikwirtschaft und Veranstaltungstechnik (DVMV), Dagmar Sikorski. Der DVMV repräsentiert mehr als 1.000 Unternehmen, die einen Jahresumsatz von rund zwei Milliarden Euro erreichen.
Dagmar Sikorski: „Wir sind trotz der harten Konkurrenz im Bereich der Musikinstrumente und des illegalen Kopierens von Musik auf dem besten Weg, aus dem Tal der Tränen herauszukommen, um bei einer anspringenden Konjunktur als mittelständische Unternehmen Zuwächse zu erreichen.“ Sie appellierte an die Politiker, für die mittelständischen Unternehmen in der Musik- und Veranstaltungsbranche die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern. Dazu zähle auch der Schutz für Rechteinhaber bei der Novellierung des Urheberrechtsgesetzes.
BDMH steigerte
Wie die DVMV-Präsidentin berichtete, seien die Instrumentenhersteller in Deutschland mit der Entwicklung des letzten Jahres sehr zufrieden. Man verzeichnet eine Steigerung von 3,6 Prozent, berechnet auf die Pro-Kopf-Umsätze der Mitarbeiter sogar um 4,5 Prozent. Die im Bundesverband der deutschen Musikinstrumenten-Hersteller (BDMH) organisierten Unternehmen melden Zuwächse bei den Auslandsumsätzen von 2 Prozent. Die Exportquote hat damit ein neues Rekordniveau von 64,1 Prozent erreicht. Die Bestseller unter den Musikinstrumenten aus Deutschland waren Schlaginstrumente, Saiteninstrumente, aber auch Zubehör für die Blasinstrumente. Nach wie vor sind die USA mit 17,5 Prozent der wichtigste Absatzmarkt für die Musikinstrumenten-Exporte. 44 Prozent ihrer Ware liefern die deutschen Produzenten in die EU-Länder. Die deutsche Klavierindustrie verzeichnet ebenfalls ein stabiles Niveau bei den Umsätzen und konnte den Absatz von Flügeln deutlich steigern.
SOMM: Gitarren Bestseller
Ebenso zufrieden ist der Verband SOMM (Society Of Music Merchants), der für 2006 ein Plus von 3,5 Prozent bei den Umsätzen registrierte. Die höchste Umsatzsteigerung wiesen dabei die Gitarren aus. Es folgten Mikrofone sowie die Hardware-Synthesizer.
Musikverleger mit großer Vielfalt
Dagmar Sikorski, die auch Präsidentin des Deutschen Musikverleger-Verbandes (DMV) ist, verwies darauf, dass die deutschen Verlage auf der Internationalen Musikmesse in Frankfurt mit einer weltweit wohl einmaligen Vielfalt von Notenausgaben präsent sind, die Händler aus aller Welt anlockt. Die im DMV organisierten deutschen Musikverleger erzielen insgesamt einen Jahresumsatz von über 371 Millionen Euro. Davon macht das Notengeschäft einen Anteil von ca. 15 Prozent aus. Die Musikverlage, so Dagmar Sikorski, merken die Flaute im krisengeschüttelten Tonträgermarkt, der in diesem Jahr auch wieder mindestens zwei Prozent Minus des Umsatzes verzeichne und insgesamt über 40 Prozent der Substanz in den letzten Jahren verlor. Als großes Problem nannte sie die illegale Vervielfältigung von Tonträgern und Noten, das sich unmittelbar auf die Musikverlage auswirkt. Nach neuesten Untersuchungen hat fast jeder zweite Bundesbürger ab zehn Jahren 2006 regelmäßig Musik, Fotos, Daten, Filme, Software, PC-Spiele und Hörbücher kopiert. Damit entstand ein Schaden in Milliarden-Euro-Höhe.
Musikfachhandel optimistisch
Optimistische Signale kommen nach den Worten der DVMV-Präsidentin aus dem Musikfachhandel. Hier mache sich langsam der Konjunkturaufschwung bemerkbar. Dagmar Sikorski: „Das Vertrauen und die Zuversicht der deutschen Verbraucher in einen anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung müssen gefestigt werden.“ Viele Musikfachhändler hoffen mit dem positiven Konjunkturklima auf ein deutliches Umsatzplus. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer habe glücklicher Weise nicht zu dem noch im letzten Jahr prognostizierten Preisschock geführt.
DVMV-Mitglieder werben für das aktive Musizieren
Die DVMV-Präsidentin bezeichnete die Werbung für das aktive Musizieren als einen der Tätigkeitsschwerpunkte der Mitgliedsverbände.
Sikorski: „Wichtig ist die berufsbegleitende Fort- und Weiterbildung von Pädagogen.“ So hilft das Programm „Klassenmusizieren“ des BDMH Lehrern, den Regelunterricht mit Musikinstrumenten an allgemein bildenden Schulen und Musikschulen zu gestalten. Weiterhin ist das vom GDM organisierte Projekt „Ein Anfang mit Musik“ zu nennen, das Erzieher im Kindergärten und Grund- bzw. Förderschulen für die elementare Musikerziehung bereits im Kleinkind-Alter weiterbildet. Zwischen 1985 und 2005 besuchten bereits über 100.000 Teilnehmer die Kurse von „Ein Anfang mit Musik“. Unzählige Kindergärten und Grund- und Förderschulen setzen nach der Schulung verstärkt das Erlernte im Unterricht um. Die Aktivitäten der Initiative „Let’s make Music e.V.“ werden vom SOMM in großem Maße unterstützt.
DVMV begrüßt Privat-Initiativen
Aber auch branchenfremde Unternehmen und Institutionen haben durch die jahrelange Aufklärungsarbeit der Musikverbände die Wichtigkeit des aktiven Musizierens für die soziale Entwicklung der Gesellschaft erkannt. So startete die Drogeriekette „dm“ im vergangenen Jahr die Aktion „Zukunftsmusiker“, die u.a. vom GDM begleitet wird. Jüngste Initiative, die von den Verbänden besonders begrüßt wird, ist die Aktion „Jedem Kind ein Instrument“ der Kulturstiftung des Bundes.
Auf große Zustimmung ist zudem die „Initiative: Musik“ gestoßen, die vom Deutschen Bundestages angestoßen wurde und derzeit mit Hilfe des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, konkret umgesetzt wird. Auch hier sind die Verbände der Musikwirtschaft involviert, um möglichst viele Menschen zum Musizieren mit Instrumenten zu motivieren.
Absätze
Quelle
http://www.dmv-online.com