„Die Sinne lügen?!“, fragt Max Fuchs in seinem Beitrag zum Jahrbuch 2006 der Akademie Remscheid, und Roland Oesker behauptet: „Dieser Apfel ist kein Apfel“. Das Buch ist als pädagogisch-theoretische Ergänzung zum Geschäftsbericht der Akademie Remscheid über das Jahr 2005 soeben erschienen und enthält zwölf umfangreiche Fachartikel. Geschrieben haben die Dozenten – je einen Artikel aus der Sicht eines Fachbereiches.
Gemeinsames Thema ist die menschliche Wahrnehmung: von den physiologischen Grundbedingungen der Sinne über die philosophische Diskussion um das Verhältnis zwischen Fühlen, Denken und Handeln bis zur zweiflerischen Erörterung, ob es überhaupt eine Realität jenseits medialer Wirklichkeitskonstruktionen gibt.
Die Beiträge dienen der Reflexion der kultur- und medienpädagogischen Praxis in der Akademie Remscheid, die sich wesentlich auf die ästhetische Erziehung von Kindern und Jugendlichen bezieht. Fortbildungsteilnehmerinnen und –teilnehmer in den Akademiekursen stellen immer häufiger fest, welche Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörungen schon im Kleinkindalter angelegt werden, die sich bei den Heranwachsenden verfestigen und in reiferen Lebensjahren zu einer massiven Beeinträchtigung von Lebensqualität führen.
So sieht Barbara Schultze, Dozentin für Rhythmik, dass viele Kinder heute in einer Flut visueller und akustischer Außenreize untergehen – und kaum eine Chance erhalten, ihren eigenen, unvermittelten Sinneseindrücken auf die Spur zu kommen. Rhythmik verstehe sich deshalb als eine Schule der Wahrnehmung und des Ausdrucks, in der Seh- und Hörsinn, Tasten, Riechen, Schmecken und vor allem die Bewegung des Körpers gleichermaßen trainiert und entwickelt werden.
Ähnlich sieht es in den Arbeitsgebieten aus, die sich mit Medien und ihren Wirkungen auf die zwischenmenschliche Kommunikation beschäftigen. Hier geht es darum, dass Kinder und Jugendliche früh begreifen, weshalb hinter jeder Botschaft und jedem Signal eine oft verborgene Inszenierung steckt. „Das ist das spannendste Jahrbuch, das wir seit langem miteinander verfasst haben“, so die übereinstimmende Meinung des Dozententeams, das sich zwei Tage Klausurzeit für die Diskussion der einzelnen Artikel genommen hat. „Auf dieser Basis entstehen Ideen für neue Angebote, die in der pädagogischen Arbeit gebraucht werden.“
Akademie Remscheid (Hrsg.): Ich sehe was, was du nicht hörst. Wahrnehmungsförderung in der kulturellen Bildung. Jahrbuch Kulturpädagogik 2006. Remscheid, Juni 2006. ISBN 3-923128-48-7
Zum Selbstkostenpreis von 10,- zu beziehen bei: Robin-Hood-Versand, Küppelstein 36, 42857 Remscheid E-Mail: info@robin-hood-versand.de Internet: www.robin-hood-versand.de
Als pdf-Datei kann das Buch von der Homepage der Akademie Remscheid kostenlos heruntergeladen werden.
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