Unter dem Motto "Patient Musikwirtschaft - zwischen Depression und Innovation" veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am 4. Mai ihre dritte Musikfachtagung. Zentrale Themen der Diskussionsrunde waren die Reform des Urheberrechts, legale Downloads und die Zukunft der Musikwirtschaft. Düstere Aussichten prophezeite dabei Unternehmensberater und Publizist Thomas M. Stein den Majorfirmen. "Die Zeit der großen Musikfirmen ist vorbei. Ein Teil der Industrie ist tot", erklärte Stein. Seiner Prognose zufolge werden von den fünf Majors "am Ende zwei große Vertriebsorganisationen übrig bleiben".

Dagegen scheint die Lage der Independents stabil zu sein. "Wir sind schon fast aus dem Krankenhaus entlassen", schätzt Kitty-Yo Int.-Geschäftsführer Raik Hölzel die Situation deutlich optimistischer ein als seine Kollegen von den großen Musikfirmen. "Wir verkaufen MP3s seit fünf Jahren kommerziell. Das hat die Industrie verschlafen", so Hölzel. Dieser Kritik stimmte Michael Baur, CFO und COO der edel music AG, zu. "Wir bräuchten 400 Millionen Downloads im Jahr in Deutschland, um die Umsatzverluste der Branche auszugleichen. Das ist illusorisch", konstatierte Baur.

Kontrovers verlief anschließend die Diskussion zur Urheberrechtsreform. Prof. Dr. Michael Hutter von der Universität Witten/Herdecke erntete großen Protest für seine Behauptung, das Urheberrecht schütze nur die Produzenten und Künstler wie Grönemeyer und Maffay: "Geistiges Eigentum ist ein reiner Kampfbegriff. Die Kleinen haben nichts von den Vorteilen des Urheberrechts, und es ist eine stumpfe Waffe gegen illegale Downloads." Außerdem verwies er auf eine Harvard-Studie, die besagt, dass illegale Downloads den Verkauf von Tonträgern sogar stimulieren können. Auch dies sorgte für heftigen Widerspruch unter den Anwesenden.

Der Podiumsleiter und Bundestagsabgeordnete Steffen Kampeter beklagte anschließend die vielfach vorhandene falsche Einstellung der Musikwirtschaft. Er habe beim Echo beobachtet, dass die Stimmung im Saal umso eisiger wurde, je erfolgreicher die Künstler waren. Neid und Missgunst seien der verkehrte Weg. "Nur wer selbst etwas von sich halte, könne andere überzeugen", so Kampeter zum Abschluss der Tagung.

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